Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
weiß immer noch nicht, ob ich euch trauen kann, aber ich habe euch beobachtet und bin zu dem Schluss gekommen, die besten Aussichten auf Erfolg habe ich mit euch. Und ihr mit mir. Ich wäre mit eurem Mann gegangen, wenn ich vorher gewusst hätte, dass er sich auf den Weg machen will.«
    »Woher weißt du …?«
    »Du bist nicht der Einzige, der das Ohr am Boden hat und der weiß, wer er ist. Aber wir haben keine Zeit, nicht nur er zieht Verfolger hinter sich her. Diese Gesellen hier waren hinter ihm her, und andere folgen euch. Seit dem Rudewood schon. Und sie kommen näher. Und es ist auch nicht nur Miliz.«
    »Wie? Was denn sonst noch?« Und was er hörte, wiederholte Cutter mit einer vor Grauen tonlosen Stimme.
    »Handlinger«, sagte er.
     

     
    Die Angst, allein zu sterben, war größer als die Angst vor dem Zorn ihrer Feinde, und die Soldaten, die noch am Leben waren, fingen an zu rufen. Sie hatten keinen Plan, keine Hintergedanken, sie wollten nicht jammern, um Gnade flehen, sondern nur, dass jemand mit ihnen redete, während sie in der Hitze schmachteten.
    »He, hallo, Kamerad, he, Kamerad.«
    »Komm her. Komm doch mal her. Komm her.«
    »Jabber, mein Arm ist hin, Mann. Jabber, Jabber, der ist futsch.«
    Es waren hauptsächlich Männer um die dreißig, ein Ausdruck von Stolz und Schicksalsergebenheit schien ihren Zügen eingeprägt zu sein. Sie erwarteten keine Milde, hätten solche auch als demütigend zurückgewiesen. Aber sie wollten nicht vergessen krepieren, wollten, dass man sie zur Kenntnis nahm und ihren Tod.
    Die Hunde hörten nicht auf zu kläffen und sinnlos hin und her zu laufen. Drogon trennte drei der befremdlich aussehenden Kreaturen von der Meute, umkreiste sie mit seinem großen Pferd. Er beruhigte die aufgeregten Tiere mit unhörbarem Zureden.
    »Warum hilft er uns?«, fragte Elsie. »Was will er?«
    Pomeroy war dafür, ihn zu töten, oder ihn wenigstens gefesselt liegen zu lassen.
    »Gottsdammich, ich habe keine Ahnung«, antwortete Cutter. »Er sagt, er hat gehört, was im Gange ist. Er sagt, dass auch er auf der Suche nach dem Rat ist. Ich weiß nicht, ob das wahr ist. Aber bedenkt, was er getan hat – er hätte uns längst alle erschießen können. Er hat mir das Leben gerettet, hat den Kerl ausgeschaltet, der mich erledigen wollte. Ihr habt gesehen, was er für ein Schütze ist. Und du hast selbst gesagt, Pom, er ist ein Thaumaturg.«
    »Ein Susurrator«, berichtigte Pomeroy geringschätzig. »Er ist nur ein Wisperschmied.«
    »Ich habe eine Kostprobe davon zu schmecken bekommen, Bruder. Erinnerst du dich? Das war kein kleiner Susurrus, damit ein Hund pariert. Er hat sich über Meilen hinweg Gehör verschafft, hat mich und diesen fReemade-Räuberhauptmann unter seinen Willen gezwungen.«
    Subvokalurgie, ein Feld ohne Renommée: die Wissenschaft heimlicher Einflüsterung, Insinuation, eine krude Kleinganovenmasche. Dieser Mann aber hatte eine ernst zu nehmende Kunst daraus gemacht.
    Die Hunde waren Remade. Man hatte das olfaktorische Zentrum ihres Gehirns enorm vergrößert. Das Cranium sah weich und wulstig aus, als wollte das überdimensionale Hirn aus der knöchernen Hülle quellen. Die Augen waren winzig. Die Nase mit weiten Nüstern war flach, übergroß und beweglich wie ein Schweinsrüssel. Die langen, runzligen Schnauzen waren verdrahtet, und man hatte ihnen Batterien umgeschnallt, um einen thaumaturgischen Stromkreis zu erzeugen. Bei jedem Tier steckte ein Stofffetzen im Halsband.
    »Jabber, das sind seine Kleider«, stöhnte Cutter.
    »Diese Hunde folgen einer Witterung über Kontinente hinweg«, raunte Drogon. »So hatten sie keine Mühe, ihm auf der Spur zu bleiben.«
     

     
    Weder schenkten sie den noch lebenden Milizzern den Gnadentod, noch spuckten sie ihnen ins Gesicht oder gaben ihnen zu trinken. Sie nahmen sie einfach nicht zur Kenntnis. Drogon beschäftigte sich mit den Hunden. Er flüsterte, und sie wurden ruhiger. Sie hatten das Bedürfnis, ihm zu vertrauen.
    »Die Köter gehören uns«, sagte Pomeroy. Drogon zuckte die Achseln und hielt ihm die Leine hin. Das deformierte Tier schaute Pomeroy an und fletschte die Zähne. »Lass hören, deine Geschichte«, forderte Pomeroy.
    Drogon zeigte auf Elsie, flüsterte, und sie trat auf ihn zu. Er nahm ihre Hände, legte sie an seine Stirn, und sie verfiel in eine metagnomische Trance. Er redete mit ihr, raunend, nur für sie hörbar.
    Endlich öffnete sie die Augen. »Er hat mir erlaubt, ihn zu lesen. Er hat mir gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher