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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Spätlinge entdeckt und für nichts anderes mehr Augen. Cutter lief in dem Staub, den die Spätlinge aufwirbelten.
    Ein Orgelgeschütz ratterte. Kugeln flogen aus den rotierenden Läufen. Die Milizzer schlugen in Panik auf ihre Pferde ein. Sie hatten das Gebiet der Kaktusleute hinter sich gelassen und geglaubt, in Sicherheit zu sein. Ihre Geschosse prasselten wie Kieselsteine gegen die Leiber der Spätlinge, ohne Wirkung zu zeigen. Nur ein wenig Saft spritzte.
    Eine Ge’ain schleuderte ihre Waffe wie ein Hebelarmkatapult. Was in ihrer Hand wie eine Keule aussah, wurde im Flug erkennbar als das, was es war: ein Baum. Er prallte gegen den Geschützturm und drückte die Panzerplatten ein. Cutter lag auf dem Bauch und schoss mit dem Revolver in die durcheinander quirlenden Soldaten.
    Sie feuerten aus allen Rohren. Sie bewiesen eindrucksvollen, törichten Mut, hielten stand, statt die Flucht zu ergreifen. Dadurch machten sie es einem Spätling leicht, der das linke Bein hob und sie unter seinem Fuß zermalmte, sie und ihre Reittiere zur Unkenntlichkeit zertrampelte. Ein anderer schwang einen jungen Baum im Halbkreis, brach einem Mann mit dem Rand des Wurzelwerks das Genick.
    Die mit Gewehren bewaffneten Soldaten traten hinter diejenigen zurück, die Köpfer oder Behälter mit entflammbarem Gas trugen. Die Spätlinge hoben abwehrend die Hände. Vor der Glut der Flammenwerfer wichen sie torkelnd zurück, ihre Haut färbte sich knisternd schwarz.
    Der kleinste Ge’ain taumelte, als von Köpfern abgeschnellte Tschakras in seine Pflanzenfasermuskeln schlugen und einen Arm abtrennten. Er drückte die linke Hand gegen den Stumpf, trat nach den zu Fuß angreifenden Männern und schickte zwei tot oder mit zerschmetterten Knochen zu Boden. Doch der Schmerz zwang ihn in die Knie, und ein Scharfschütze fällte ihn mit einem Tschakra ins Gesicht.
    Fejhs Pfeile und das Dröhnen von Pomeroys Trombon verrieten sie. Die Geschütze des Turms nahmen das Gebüsch unter Beschuss, in dem Fejh Stellung bezogen hatte. Cutter heulte auf, als die Mitrailleuse unter lautem Getöse von Ketten und Räderwerk herumschwenkte und ein Kugelhagel die Sträucher zerfetzte.
    Die letzten vier Spätlinge traten und schlugen im Blutrausch tot, was ihnen in den Weg kam. Der Turm drehte sich weiter. Das Geschütz tötete eine weitere Ge’ain. Eine Salve durchlöcherte sie schräg aufwärts von der Hüfte bis zur Brust. Sie wankte unter den Einschlägen, dann brach ihr Oberkörper entlang dieser brutalen Perforation nach hinten um – ein verstörender Anblick.
    Pomeroy sprang auf. Sein Mund war aufgerissen, und Cutter wusste, er schrie Fejhechrillens Namen. Mit fliegenden Fingern lud der Hüne nach und leerte die Trommel in das Getümmel. Die Hunde waren außer Rand und Band, schnappten mit ihren entstellten Kiefern sinnlos ins Leere.
    Aus großer Entfernung ertönte ein Schuss. Und noch einer, und ein Mann stürzte aus dem stählernen Turm.
    Die vertraute Stimme wisperte in Cutters Ohr. »Runter. Man sieht dich.« Cutter ließ sich fallen, spähte durch Lücken im hohen, harten Gras und hörte einen weiteren, von weit weg heranrollenden Büchsenknall. Ein Milizzer fiel vom Pferd.
    Cutter entdeckte einen Militärthaumaturgen, der mit seinen magischen Kräften das Treffen zu beeinflussen suchte. An Hals und Schläfen traten Adern und Sehnen vor wie Messerrücken, schwarze Funken sprühten um seine Gestalt. Cutter schoss und fehlte, und es war die letzte Kugel.
    Der Thaumaturg skandierte Beschwörungen, seine Kleider schwelten, und unter den Füßen der größten Ge’ain schoss eine Lanze milchiger Energie aus der Erde und durchbohrte sie von der Sohle bis zum Scheitel und fuhr zum Kopf heraus und war verschwunden. Sie ruderte mit den Armen, während ihr Lebenssaft verströmte, umzüngelt von schwarzen Flammen. Der Thaumaturg beobachtete triumphierend aus blutenden Augen sein Werk, und stürzte unter der Kugel des unsichtbaren Schützen. Die letzten beiden Ge’ain trampelten die Soldaten tot.
    Einer umarmte den Geschützturm und drehte ihn gewaltsam hin und her. Derweil sein Gevatter die letzten Männer und Pferde und Hunde in den Boden stampfte, ruckte und rüttelte er an dem stählernen Zylinder, bis er sich knirschend neigte, kippte. Die Zugpferde gerieten in Panik. Der Turm fiel behäbig, schlug auf die Erde und zerbarst, verstreute seine Besatzung, Lebende wie Tote.
    Wer noch laufen konnte, floh; die beiden Spätlinge verfolgten sie, mit den Füßen

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