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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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aufstampfend wie spielende Kinder. Ein Reiter näherte sich dem Schlachtfeld in gestrecktem Galopp. Wieder hörte Cutter das Flüstern: »Die Hunde müssen am Leben bleiben, hindere sie daran, die Hunde zu töten, um Jabbers willen!« Aber es war kein Befehl, er ignorierte ihn und rannte, wie seine Freunde, zu dem Gebüsch, wo Fejh gewesen war. Sie fanden ihn buchstäblich in Fetzen geschossen in weitem Umkreis auf dem Boden verteilt.
     

     
    Weiter und weiter, unermüdlich, fuhr der schwebende Mann durch die Luft, kerzengrade einige Meter über dem Boden. Entlang der Wildwechsel und Pfade des marschigen Deltas, zwischen winzigen Inselchen, an Mangroven vorbei und durch die labyrinthischen Arkaden ihres Wurzelwerks, über den Uferstreifen aus Mulch und Morast in eine Karstlandschaft hinein, Schratten, Dolinen, knochenweiße Feldzacken.
    Sein Begleiter war ein Vogel, ein Hase, eine taubengroße Degenwespe, eine Seequappe, ein Fuchs, ein Kaktuskind, jedes entstellt von dem Gewächs unruhig wandernden Fleisches. Mal waren sie Passagier des schwebenden Mannes, dann sein Gefährte, spornten jedweden Körper wider dessen Vermögen von einem steinernen Grat zum nächsten. Der schwebende Mann gelangte auf die Steppe hinaus. Eine Zeit lang war das Tier unter ihm eine Antilope, die schneller lief als je eine ihrer Art zuvor.
    Weiter und weiter ging es. Sie durcheilten das hitzeflimmernde Buschland in beschleunigter Zeit. Sie flogen nordwärts, vorbei an kleinen Bäumen und den verbrannten Dörfern und weiter nach Norden und immer schneller und was für ein Tier es war, welches dem Mann folgte oder sich an ihn klammerte oder über ihm flog, ihr Lauf/Flug wurde geschwinder, und sie schauten nach Zeichen in der Erde und in der Luft, die nur ihnen sichtbar waren, verringerten Distanz, kamen näher, holten auf.

 
Kapitel 5
     
     
    Sie sammelten Fejhs Einzelteile zusammen, um ihn zu begraben. Die seltsamen Hunde fanden sich bei den gefallenen Soldaten ein und heulten nach ihren Herrn.
    Die beiden überlebenden Spätlinge schliefen im Stehen, nach Kaktusart mit eng zusammengestellten Beinen. Nicht alle Soldaten waren tot. Man hörte dünne Schreie und schluchzendes Atmen von denen, die zu schwer verletzt waren, um wegzukriechen. Es waren nicht mehr als vier oder fünf, die sich vergeblich, aber zäh gegen das Sterben wehrten.
    Als Cutter zu graben anfing, kam der Reiter durch das Gewühl der aufgeregten Hundemeute. Die Gefährten wandten ihrem toten Freund den Rücken und blickten dem Neuankömmling entgegen.
    Er nickte ihnen zu, streifte mit einem Finger den Rand seines breitkrempigen Huts. Der Mann hatte die Farbe der Landschaft. Die kurze Jacke war von der Sonne gebleicht, die Hose bestand aus Rehleder, und aus den dicken Beinschützern wölkte grauer Staub. Unter seiner Satteldecke lugte ein Gewehr hervor. An jeder Hüfte baumelte eine Pfefferbüchse.
    Der Mann musterte seine Gegenüber. Er richtete den Blick auf Cutter, hielt die gewölbte Hand neben den Mund und bewegte die Lippen. Cutter hörte ihn ganz nah, als hätte er sich dicht an sein Ohr geneigt.
    »Eile ist geboten. Und wir sollten einen von den Hunden mitnehmen.«
    »Wer bist du?«, fragte Cutter. Der Mann schaute Pomeroy an, Elsie, dann wieder Cutter, dabei sprach er, unhörbar. Erst als die Reihe an Cutter war, verstand er es: »Drogon.«
    »Ein Susurrator«, sagte Pomeroy argwöhnisch. Drogon wandte sich ihm zu und sandte ihm ein Raunen. »Aber ja«, entgegnete Pomeroy. »Da kannst du drauf wetten.«
    »Warum bist du jetzt zu uns gekommen? Willst du uns helfen, unseren Freund zu …« Cutter versagte die Stimme. Er musste sich auf eine sprechende Handbewegung zu Fejhs sterblichen Überresten beschränken. »Weshalb bist du uns gefolgt?«
    »Wie ich dir gesagt habe«, flüsterte Drogon. »Wir haben alle das gleiche Ziel. Ihr seid jetzt Verbannte, genau wie ich. Wir sind auf der Suche nach demselben Mythos. Seit Jahren versuche ich, den Eisernen Rat zu finden. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich euch trauen kann. Bin’s auch jetzt noch nicht. Wir sind nicht die Einzigen, die den Rat suchen, du weißt das. Du weißt, weshalb diese Bastarde sich hier draußen herumtreiben.« Er zeigte auf einen toten Soldaten, auf dem Rücken liegend, blutüberströmt. »Was glaubst du, weshalb ich mich an eure Fersen geheftet habe? Ich wollte wissen, in welcher Absicht ihr unterwegs seid.«
    »Was sagt er?«, wollte Elsie wissen, aber Cutter winkte ihr, still zu sein.
    »Ich

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