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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Reihe von Herausforderungen, und das Publikum schwankte zwischen Verwirrung und Ärger. Ori fragte sich, wie viel von dem Stück sie zeigen konnten, bevor die Situation gefährlich wurde.
    Man wusste nicht genau, was einem da zugemutet wurde, dieses unstrukturierte Bric-à-brac von Ausrufen und zerstückeltem Text und Geräuschen und den vielen komplizierten, rätselhaften Kostümen. Die Puppen wurden meisterhaft geführt, aber sie waren gedacht – und gemacht – hölzerne Akteure in volkstümlichen Fabeln zu sein, nicht diese kleinen Provokateure, die, von ihrem Lenker souffliert, dem Erzähler Widerworte gaben (immer in dem traditionellen Jargon der Marionetten, nachgeahmtes Kindergebrabbel aus zusammengesetzten Substantiven und Lautmalerei). Sie tanzten zur Musik und mimten Geilheit, so weit ihre Gelenke und Fäden es gestatteten.
    Über das aufgespannte Laken flackerten Bilder, sogar bewegte – in Abschnitte zerlegte Bewegungsabläufe in so schneller Folge, dass die Personen sprangen, liefen, Gewehre abfeuerten. Der Sprecher beschimpfte das Publikum, lieferte sich Wortgefechte mit den Puppen und den anderen Akteuren, und unter zunehmender Unzufriedenheit in den Logen schälte sich Stück für Stück die Geschichte von Jack Gotteshand aus dem Chaos. Die aufgebrachte Menge beruhigte sich einigermaßen – es war eine populäre Geschichte, und man wollte sehen, was diese anarchischen Lümmel daraus machten.
    Die dürren Fakten der Einführung waren bekannt. »Keiner von uns wird es je vergessen«, sagte der Erzähler, und er hatte Recht, man konnte es nicht vergessen, schließlich war das dramatische Ereignis erst zwanzig Jahre her. Die Marionetten stellten den Ablauf dar: ein gesichts- und namenloser Verrat und Jack Gotteshand, der legendäre Jack, der fReemade-Boss, wurde gefangen. Man schnitt ihm den großen Fangarm einer Gottesanbeterin herunter – er war ihm in den Korrekturfabriken angeheftet worden, aber er hatte die mörderische Waffe gegen den Staat eingesetzt, also entfernte man sie in einem Akt der Quasi-Kastration. Die Puppen gestalteten die Szene gruselig, mit Blut aus roten Stoffstreifen.
    Selbstverständlich hatte die Miliz immer behauptet, er sei ein Bandit und ein Mörder, und er hatte Leben auf dem Gewissen, kein Zweifel. Doch wie die meisten Versionen der Geschichte zeigten auch die Flex’ibilis ihn, wie er in der Erinnerung weiterlebte: als edlen Räuberhauptmann, Held. Jack wurde gefangen und es war eine traurige Geschichte, und die Zensoren ließen die Bevölkerung in diesem Glauben.
    Es kam nicht zu einer öffentlichen Hochzeit mit des Seilers Tochter – das war in der Verfassung nicht vorgesehen –, aber man fand einen Weg, ihn zur Schau zu stellen. Man fesselte ihn an den Pranger auf der BilSantum Plaza vor der Perdido Street Station, tagelang, und der Aufseher deutete die kleinste Bewegung als Aufsässigkeit und schwang die Katze. Allgemein war man der Überzeugung, dass »die da oben« Leute bezahlten, um ihn zu beschimpfen. Viele Crobuzoner kamen und hatten keine Freude daran, ihn so zu sehen. Manche behaupteten, es wäre nicht der echte Jack – der da hat keinen Mantisarm, sie haben sich irgendeinen Penner geschnappt und ihm die Hand abgeschnitten, weiter nichts –, aber ihr Tonfall verriet mehr Verzweiflung als Überzeugung.
    Die Puppen flanierten vor dem kleinen Stäuppfahl aus Sperrholz, woran der geschnitzte Jack gefesselt war.
    Und dann tönte da-da-da-da-da die Schnarrtrommel. Sämtliche Akteure auf der Bühne begannen zu rufen und zu gestikulieren und winkten den Milizpuppen, und auf der Leinwand erschien das Wort ALLE! Tatsächlich ließ das skeptische Publikum sich mitreißen und fing an zu rufen: Hierher kommt hierher! Genauso hatte es sich abgespielt, damals, eine Ablenkung von jemandem in der Menge, Zufall oder inszeniert, fragte man sich. Ori hatte dazu so seine eigene Vermutung. Während vorne die Miliz über die kleine Bühne schlenkerte, ließ Ori seine Gedanken in die Vergangenheit wandern.
    Die Erinnerung war die eines Kindes – er wusste nicht, weshalb er auf der Plaza gewesen war und mit wem. Zum ersten Mal seit vielen Jahren trat die Miliz als geschlossene, uniformierte Truppe auf, ein Vorbote ihrer Abkehr von der Politik verdeckter Operationen, und als grauer Keil stießen sie zum Zentrum der Unruhe in der Menge vor. Der Wärter hatte eine Steinschlosspistole gezückt und die Peitsche weggeworfen und sich ihnen angeschlossen, und ließ den Delinquenten

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