Der eiserne Skorpion - Roman

verschob, und ihm fiel eine Veränderung der Triebwerksgeräusche auf, die erst jetzt in sein Bewusstsein drang. Er vermutete, dass das Schiff auf eine Umlaufbahn um Shaparon gegangen war.
    »Wir können mit unserem Schiff nicht landen«, stellte er fest.
    Spencer schüttelte den Kopf. »Wir fliegen mit dem Shuttle hinab. Unser Shuttle hier ist alt und ramponiert genug, um in die Umgebung zu passen.«
    »Na ja, danke«, sagte Sadist.
    Spencer fuhr fort, als hätte die Schiffs-KI nichts gesagt. »Niemand wird eine Ahnung haben, woher der Shuttle kam, da wir jetzt auf einem geostationären Orbit über der anderen Seite des Planeten sind und die Chamäleonware eingeschaltet haben.« Sie unterbrach sich und starrte Cormac für einen Moment an. »Auf diesem Planeten brauchen wir es uns nicht schwer zu machen, und wir haben auch kaum einen Grund, unseren Cormac als Köder zu benutzen. Unserem Informanten zufolge hat Tarren Personenschutz, aber keinen sehr starken. Wir suchen ihn auf, stellen ein paar sachdienliche Fragen und machen uns auf den Weg zu Carl. Noch Fragen?«
    »Müssen wir überhaupt so tun, als gehörten wir nicht zur ECS?«, wollte Gorman wissen.
    »Vorsichtshalber ja. Tarren ist vielleicht nur ein unbedeutender Strolch, aber auf Carl Thrace trifft das nicht zu. Er hat womöglich Vorkehrungen getroffen, die ihn warnen, falls wir zu offen auftreten. Wir spielen also einfach die Rolle von Kopfgeldjägern, die hinter Marcus Spengler her und dabei bereit sind, für Informationen zu zahlen. Vielleicht stellt sich heraus, dass wir nicht mal jemanden umbringen müssen.«
    »Wie wäre es, mit den Scannern nach Carls Standort zu suchen?«, fragte Cormac.
    »Ein zweischneidiges Schwert«, antwortete Spencer. »Die Chamäleonware der Sadist ist nicht die beste, weshalb wir auch die geostationäre Position eingenommen haben. Umfassende aktive Sondierungsmaßnahmen – die nötig wären, da Carl mehr als eine Woche Zeit hatte, um auf dem Planeten unterzutauchen – würden die Wirksamkeit der Ware weiter reduzieren und würden vielleicht auch von Carl bemerkt.«
    »Falls er überhaupt hier ist«, bemerkte Crean.
    »Ja, falls er überhaupt hier ist«, pflichtete ihr Spencer bei. »Alle Starts vom Raumhafen seit seiner Ankunft wurden zu uns heraufgeladen. Sollten wir ihn da unten nicht finden, geht die Suche weiter. Rüstet euch jetzt passend aus und sucht den Shuttlehangar auf.«
     
    Wie Spencer schon festgestellt hatte, würde der Shuttle sicherlich nicht fehl am Platz wirken. Er war ein ramponierter Klotz von einem Vehikel mit einem Blasencockpit vorn und zwei Ionentriebwerksgondeln achtern, die nach einem kleinen Eingriff durch Sadist sofort husteten und spuckten und schmutzig brannten. Die Mühle war auch eingebeult und zerkratzt, und gleich hinter dem Cockpit war ein Reparaturflicken aufgeschweißt, da, wie Sadist erläuterte, jemand versucht hatte, die Maschine dort mit einer Partikelkanone entzwei zu schießen.
    Cormac lehnte sich auf seinem Platz hinter dem Cockpit zurück und versuchte, sich in seiner Jeans, den Umweltstiefeln, dem ärmellosen Hemd, dem Waffenhalfter und diversen gut abgenutzten Waffen wohlzufühlen. Angeblich sah er wie ein Kopfgeldjäger aus, fand jedoch eher, dass er wie ein Statist in einem virtuellen Wild-West-Spiel wirkte. Crean und Travis waren ähnlich aufgemacht, während Gorman eine Tarnanzugshose, eine Fliegerjacke und eine Baseballmütze trug. Spencer, die an der Steuerung saß, hatte sich nicht umgezogen, denn ihr langer Ledermantel des Typs cooler Killer war perfekt für die Rolle.
    Der Shuttle fing an zu klappern, kaum dass er die Atmosphäre erreicht hatte, und Flecken rauchender Materie schossen am Kettenglascockpit entlang nach oben. Cormac fragte sich, ob das wohl Stücke der Atmosphärendichtung oder vielleicht gar vom Rumpf waren. Shaparon breitete sich vor ihnen aus: eine weiße Kugel, überzogen von umbrafarbenen und schwarzen Narben. Der Planet besaß keine Ozeane, und die Atmosphäre bestand nur aus Stickstoff und ein paar Spurengasen – weshalb Cormac auch eine Atemmaske am Gürtel trug, die durch einen langen dünnen Schlauch mit einer Hochdruck-Sauerstoffflasche verbunden war. Zugleich lag hier der Grund, warum diese Welt nie umfassend kolonisiert worden war. Anscheinend hatte sich das ändern sollen, denn die Bewohner hatten mit dem Aufbau von Einrichtungen zur Terraformung begonnen, als die Prador eintrafen und den kolonialen Traum unvermittelt beendeten.
    Nach