Der eiserne Skorpion - Roman
dann waren wir hier drin, und es war zu spät.« Es klang nach einer lahmen Ausrede.
Ausdruckslos wandte sich Gorman ab und blickte zu Spencer hinüber, die auf Tarrens Brust saß und ihm die Mündung der Schmalpistole in die Nase drückte. Sie sprach zu leise, als dass sie ihre Worte verstanden hätten, und Tarren antwortete. Einen Augenblick später richtete sich Spencer auf, wich zurück und gab Tarren ein Zeichen mit der Pistole.
»Aufstehen!«
Blut lief Tarren unterhalb der Stelle, wo Spencer den Verstärker abgerissen hatte, über den Hals, während er sich jetzt argwöhnisch aufrappelte und sich das Blutbad im Raum ansah. Cormac tat das Gleiche und bemerkte, dass zwar keiner von Tarrens Leuten mehr auf den Beinen war, nicht alle von ihnen jedoch tot waren, da zumeist durch Betäubungsgranaten ausgeschaltet. Aber was war mit dem Rest seiner Leute? Erst jetzt bemerkte Cormac, dass Crean und Travis sich nicht mehr hier aufhielten und er sporadische Schusswechsel hörte.
Tarren musterte den Hooper, warf einen kurzen Blick auf den Sklavenregler an der Armlehne seines Throns und wandte sich dann wieder Spencer zu.
»Die ECS taucht hier nicht auf«, sagte er. »Wenn ihr weg seid, kommen weitere Leute wie ich hierher.«
»Aber du selbst nicht«, sagte Spencer. Tarren bekam nicht mal die Chance, Angst zu haben, ehe sie ihm seitlich in den Kopf schoss. Gelassen verfolgte sie, wie er schwankte und zusammenbrach, ging dann zum Thron, steckte das Portemonnaie voller Diamantschiefer in die Tasche und pumpte anschließend zahlreiche Schüsse in den sechseckigen Sklavenregler, der qualmend aufplatzte. Dann riss sie ihn von der Armlehne, warf ihn auf den Boden und trampelte darauf herum, bis nur noch Bruchstücke übrig waren.
»Okay«, fuhr sie fort und atmete schwer, während sie an Tarren vorbeiging, der im Sterben noch immer zitterte, den Kopf in einer sich ausbreitenden Blutlache. »Thrace ist wirklich zur alten Terraformungsstation hinausgefahren und nicht zurückgekehrt. Wir fahren selbst dorthin und sehen mal, was wir dort vorfinden.«
Cormac stand vorsichtig auf. Jetzt hatte er nicht nur Kopfschmerzen, sondern litt auch aufs Neue an Schwindelgefühl und Übelkeit.
»Was wird aus ihm?«, fragte er und deutete auf den knienden Hooper.
»Wir nehmen eine DNA-Probe für die ECS-Unterlagen«, sagte sie. »Dann liegen zumindest über einen weiteren Fall Erkenntnisse vor aus all den Millionen, die noch immer als vermisst gelten.«
Das war nicht ganz das, was Cormac gemeint hatte.
»Er lebt noch«, sagte er.
Spencer schüttelte den Kopf. »Er ist vor Jahren gestorben, als sie ihm das Gehirn entfernt haben. Der Rest von ihm muss gründlich zerstört werden. Wenn das, was du hier siehst, nicht mit den richtigen Antivirenmitteln und Nahrungsmitteln gefüttert wird, mutiert es zu etwas noch Schlimmerem.«
In diesem Augenblick flogen die Türflügel der Kneipe krachend auf, und Travis und Crean marschierten herein, begleitet von zwei Einheimischen, einem Mann und einer Frau, beide bewaffnet. Die Frau blickte auf Tarren hinab und verzog das Gesicht. »Ihr hättet ihn am Leben lassen können.«
»Ich wollte nicht, dass aus dir ein Killer wird, Adsel«, erklärte Spencer rundheraus.
Adsel, nach Cormacs Vermutung die hiesige ECS-Informantin, sagte: »Aber das werden ich und meine Freunde sein müssen, falls wir Leute dieses Schlages von hier fern halten wollen.«
»Sicherlich, aber du hast es doch nicht eilig, oder?« Spencer blickte Travis und Crean an. »Ein Waffenlager?«
»Japp«, sagte Travis. »Die Letzten seiner Leute fliehen gerade zu ihren Schiffen ...« Travis deutete mit dem Kopf auf Tarren. »... hart verfolgt von den Einheimischen.«
»Wir kümmern uns allein um unser Einsatzziel«, sagte Spencer und starrte jetzt Cormac an, der das Handgelenk in einen seiner Waffengurte schlang, um dem verletzten Arm Halt zu geben. »Wir brauchen ein Fahrzeug.«
»Draußen steht eines, das ihr nehmen könnt«, sagte Adsel, die jetzt vor dem Hooper stand und auf ihn hinabblickte.
»Gut.« Spencer nickte.
»Ist er ungefährlich?«, fragte Adsel.
Spencer kam herüber, bückte sich unvermittelt und zog ein böse aussehendes Stilett aus dem Stiefel. Sie beugte sich über den Hooper und schnitt, offensichtlich angestrengt, ein Stück Fleisch von der Oberseite eines Ohres und steckte es in das Portemonnaie mit Diamantschiefer. Es floss kein Blut.
»So ungefährlich wie nur möglich«, sagte sie, »aber ihr müsst ihn in
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