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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Diesmal schienen keine visuellen Effekte aufzutreten, und trotz der unvermittelt hochschießenden Übelkeit erbrach er sich nicht, obwohl das vielleicht daran lag, dass er absichtlich einen Tag vorher gefastet hatte.
    »Aber war das richtig?«, fragte er sich.
    »An sich ist nichts Erhebendes oder Tugendsames darin, wenn jemand leidet«, stellte Sadist fest. »Ob es den Leidenden zu einer besseren Person macht, das hängt oft davon ab, ob diese Person fähig ist, sich entsprechend zu ändern. Im Krieg gab es Leute, die auf diesem Wege vielmehr zu Monstern wurden.«
    »Denkst du, sie hat richtig gehandelt?«
    »Nein. Mir verschließt sich, wie der Tod eines Vaters, den du seit dem Alter von fünf Jahren nicht mehr gesehen hattest, dich besonders schädigen sollte. Ich denke auch, dass es hier um mehr geht als nur den Tod.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ihre letzten Äußerungen dir gegenüber, ehe du das Bewusstsein verlorst, scheinen darauf hinzudeuten«, sagte die KI. »Wenn ich eine Vermutung anstellen soll, ohne das letzte Kapitel dieser Memodateien zu kennen, denke ich, dass etwas an der Art und Weise, wie dein Vater starb, vertuscht werden sollte.«
    Cormac schwenkte die Beine vom Operationstisch und stand auf. Er schien seine Innereien wieder besser im Griff zu haben und warf die Brechtüte weg, ehe er das Zimmer verließ. Er hätte gern sofort die nächste Memodatei herabgeladen, aber er wusste, dass Sadist es ihm nicht gestattet hätte. Langsamen Schrittes kehrte er in seine Kabine zurück und legte sich in die Koje.
    Das Angriffsschiff hatte vor über zwanzig Stunden den Orbit um jenen verwüsteten Planeten verlassen. Cormac bemühte sich um eine Verbindung zum Schiffsserver und fand heraus, dass sie derzeit im Transit durch den Subraum waren, obwohl er keine Vorstellung vom Ziel hatte. Zweifellos würde diese Information noch verfügbar werden.
    Cormac blickte auf einmal zur Kabinentür hinüber und hatte das äußerst seltsame Gefühl, dass Gorman gerade eingetreten war, um ihn aus dem Bett zu jagen. Niemand da. Phantompräsenz der Toten – ein Zeichen der Trauer. Cormac spürte ein bleiernes Gewicht in der Brust und eine Enge im Hals. Er glaubte, gleich in Tränen auszubrechen, aber wie schon zwei- oder dreimal vorher kam es nicht dazu und verklang diese Neigung wieder in einem kalten und distanzierten Kummer. Die Kopfschmerzen gingen jetzt eindeutig zurück, und er fragte sich, ob sich sein Verstand allmählich an die Memoladungen gewöhnte. Er setzte sich auf.
    »Ich bin bislang so versunken in eigenen Gedanken durchs Schiff getappt«, sagte er unvermittelt. »Wie geht es Crean?«
    »Crean hat jede Kommunikation abgebrochen«, antwortete Sadist. »Was auch ihr gutes Recht ist.«
    »Wohin sind wir unterwegs?«
    »Meine Aufgabe ist es, euch beide zum nächsten Polisplaneten zu bringen, wo ihr euch für nicht weniger als drei Monate ausruhen und erholen sollt, ehe man euch neue Aufträge zuweist.«
    »Was?«
    »War das nicht deutlich genug für dich?«
    »Was ist mit Carl Thrace?«
    »Dachtest du vielleicht, die ECS würde euch – einem frischgebackenen Rekruten der Spartasoldaten, der gerade den größten Teil seiner Einheit verloren hat, und einem Golem, der den Anschein erweckt, sich selbst zerstören zu wollen – erlauben, weiter diesen Verbrecher zu verfolgen?«
    »Ich – weiß nicht recht.«
    Sadist fuhr fort: »Für euch endete die Verfolgung Carl Thraces mit dieser Explosion. Möglicherweise versteckt er sich noch immer auf diesem Planeten, aber selbst wenn, erforderte es eine gigantische Suche, ihn zu finden – eine Suche, die die ECS-KIs als Vergeudung von Ressourcen einstufen. Eher ist damit zu rechnen, dass er an Bord eines der sieben Schiffe war, die den Planeten in der Zeit zwischen seiner und unserer Ankunft dort verlassen haben.«
    »Kennen wir – kennt die ECS die Bestimmungsorte dieser Schiffe?«
    »Den Informationen zufolge, die Adsel lieferte, sind zwei dieser Schiffe unterwegs zu unbekannten Zielen innerhalb des Friedhofs und fünf zu drei bekannten Polisplaneten. Carl könnte auf jedem davon sein, und wir haben keine Garantie, dass die angegebenen Ziele auch die tatsächlichen sind. ECS-Personal hält nach diesen Schiffen und nach Carl Ausschau. Eure Beteiligung daran ist jedoch abgeschlossen.«
    Cormac empfand auf einmal dickköpfigen Ärger über diese Entscheidung, wenngleich sie natürlich völlig logisch war.
    »Darf ich vermuten«, sagte er, »dass der nächstgelegene

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