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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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...« Die Drohne wirkte sehr erregt, und Cormac fühlte sich an die Besuche befreundeter Archäologen bei seiner Mutter erinnert, Männer und Frauen, die es nicht gewöhnt waren, mit Kindern zu reden. »Dein Vater ist nicht mehr da.«
    »Ist er tot?«, fragte Cormac.
    Aufs Neue reagierte die Drohne erregt. Ihre Füße trommelten ein Muster auf den Boden. Die Antennen zitterten, und sie streckte immer wieder die Klauen vor und schnappte sie zu, als könnte sie damit die Worte aus der Luft greifen. Sie erhielt nie eine Chance dazu.
    Ein Surren ertönte über ihnen, ein tiefes, klangvolles Geräusch, und es schien, als krachte irgendetwas von dem Fahrzeug herunter, das über ihnen schwebte – etwas, das zwar unsichtbar war, aber unglaublich schwer und solide. Die Drohne wurde flach auf den Bauch gedrückt, die Beine ringsherum ausgespreizt und die Klauen unbeweglich. Eine unsichtbare Wand aus Luft prallte in Cormacs Gesicht und schubste ihn glattweg zurück an die Gebäudewand. Er versuchte sich zu befreien, aber die Luft schien sich rings um ihn verdichtet und in ein klebriges Laken verwandelt zu haben.
    »Ist mein Papa tot?«, fragte er, wusste aber gleich, dass die Worte nicht über seine Lippen hinauskamen.
    Eine Explosion erfolgte und riss einen mächtigen Krater unter der Drohne in die Straße. Irgendwie gewann sie damit ausreichend Spielraum zurück, stürzte erst in den Krater und sprang dann seitlich hinaus. Balken einer tiefroten Strahlung zuckten durch die staubverhangene Luft, ausgehend von diesen auf den Gravofahrzeugen abgestützten Waffen, aber die Drohne wich ihnen allen aus, bewegte sich fast zu schnell, um sie mit dem Blick verfolgen zu können. Zu einem Ring eingerollt wälzte sie sich über den Boden, öffnete sich mit Schwung, landete an der Front des Gebäudes gegenüber und sprang dort gleich wieder ab, krachte an die Flanke des Schwebefahrzeugs und prallte dort erneut ab. Das grelle Licht einer Fusionszündung in der Atmosphäre erhellte die Straße, und die Drohne raste davon.
    Auch das Flugschiff beschleunigte. Die unsichtbare Kraft gab Cormac sofort frei, und er sackte auf dem Gehsteig zusammen. Unten auf der Straße sprangen einige Leute in ihre Gravowagen und rasten ebenfalls davon. Cormacs Ohren klingelten, während er auf den Gehsteig blickte, und einen Augenblick später bemerkte er ein Paar Umweltstiefel neben sich. Er blickte zu der Frau auf, die mit der Drohne gesprochen hatte, und sie packte zu und half ihm auf die Beine.
    »Deine Mutter ist gleich hier«, sagte sie.
    »Mein Papa ist tot«, entgegnete er.
    Sie blickte zum Himmel hinauf, in die Richtung, in der das Flugschiff und die Gravofahrzeuge verschwunden waren. »Darum geht es hier also«, sagte sie. »Bei denen kann man nie wissen, und man geht am besten kein Risiko ein.« Sie blickte zu ihm herab. »Sie können so gefährlich sein.«
    Er versuchte, mehr zu erfahren, aber auf jede Frage hin wurde er nur auf seine Mutter verwiesen, die wenig später eintraf und sowohl besorgt als auch wütend wirkte. Sie führte ihn zu ihrem Gravowagen.
    »Sie hat gesagt, Papa wäre tot«, erzählte er ihr.
    »Und das war alles?«, erkundigte sie sich und reichte ihm eine Flasche Fruchtsaft.
    »Sie erhielt gar keine Gelegenheit, viel zu sagen«, antwortete er und öffnete die Flasche. Er trank tief daraus, denn er war sehr durstig. »Ich denke, sie haben versucht, sie mit einem Hartfeld einzufangen.«
    »Sie hätte nicht hier sein dürfen, und sie hätte sich nicht in Dinge einmischen dürfen, die zu verstehen sie gar nicht ausgerüstet ist«, erklärte ihm Hannah und betrachtete ihn forschend.
    Er fühlte sich auf einmal sehr müde und lehnte sich auf dem Sitz zurück.
    Hannah fuhr fort: »Sie versteht sich aufs Kämpfen und Töten, aber wie alle ihres Schlages ist sie emotionell unterentwickelt.« Sie schien durch einen langen dunklen Tunnel mit ihm zu reden. »Wie sollte jemand wie Amistad die Wahrheit erläutern, wenn selbst ich, deine Mutter, einfach nicht weiß, wie ich es tun sollte?«
    Alles wurde schwarz.
     
    Begleitet von einem Gefühl abgründigen Verrats öffnete Cormac die Augen.
    »Sie hat mich betäubt«, sagte er, nur eine Sekunde, ehe ein unsichtbarer Dolch durch seine Stirn gerammt wurde. Er blickte zum Beistelltisch und streckte die Hand nach der Rolle Medikamentenpflaster aus. Der Bizeps war noch steif von dem Stück Shellwear, das ihn umhüllte. Diesmal nahm Cormac nur ein einzelnes Pflaster – er hatte das Gefühl, dass

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