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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Polisplanet womöglich auch zu den dreien gehört, zu denen Carl unterwegs sein könnte?«
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass Carl nicht im Friedhof untergetaucht ist, gilt als gering. Die Wahrscheinlichkeit, dass du ihm auf einem dieser drei Polisplaneten begegnest, von denen jeder mäßig bis stark besiedelt ist, liegt im nanoskopischen Bereich. Außerdem solltest du eins bedenken, Cormac: Wenn bei der ECS bekannt wird, dass du persönliche Nachforschungen in dieser Sache anstellst, würdest du dich dem direkten Befehl widersetzen, dich auszuruhen und zu erholen, und festgenommen und aus diesem Sektor gebracht werden. Die Sache liegt nicht mehr in deiner Hand.«
    »Wie also heißen diese drei Planeten?«
    Nach langer Unterbrechung sprang der Kabinenmonitor an und zeigte drei Planeten, wobei der Name jeweils darunter eingeblendet war. Eine dieser Welten kannte er: Tanith, ein terrageformter Globus voller feuchter Moore, dunkler Wälder und falscher Burgen wie aus Gruselgeschichten. Es war eine Touristenfalle für Leute mit dem entsprechenden Geschmack. Vom Planeten Borandel hatte Cormac hingegen noch nie gehört, obwohl er sich fragte, ob er es nicht hätte wissen sollen, da er so dicht an der Grenze zum Prador-Königreich lag. Aber der dritte Planet war es, der ihn fesselte: eine Welt namens Patience.
    Er flüsterte den Namen vor sich hin und verband sich per Verstärker mit dem Kabinenmonitor, um weitere Informationen über den Planeten einzuholen. Als Erstes erfuhr er die aktuellen Nachrichten von dort, die er rasch sichtete. Gebiete, die im Krieg entvölkert worden waren, erholten sich gut, und nach vielen Jahren der Dekontaminierung galten andere Gebiete wieder als sicher, die durch Bombardierung radioaktiv verstrahlt gewesen oder als unsicher eingestuft worden waren, da es dort möglicherweise auf Menschen zugeschnittene, genmodifizierte Viren gab. Der Bau einer riesigen Stadt auf anderthalb Kilometer hohen Stelzen näherte sich im Cavander-Gebirge in Hessick County der Fertigstellung, einem Gebiet, das in der Halbinsel Olston endete. Dieses Projekt diente erkennbar der Selbstbestätigung eines neuen Optimismus auf diesem Planeten, und das Gleiche galt für die Ankunft der angeblich berühmten »Thander-Waffenausstellung« – etwas, von dem Cormac schon mal gehört hatte. Aber dort musste man auch nach vorne blicken und optimistisch sein; man musste die Erinnerung an bittere Schlachten gegen die Prador hinter sich lassen. Schlachten wie der Hessick-Feldzug, bei dem Cormacs Vater gestorben war.
    »Crean möchte dich sehen«, gab Sadist unvermittelt bekannt.
    Cormac starrte weiter auf den Monitor, und ein Kribbeln lief ihm über den Rücken. Natürlich hatte er gewusst, dass Patience hier draußen lag, und er wusste, dass seltsame und geheimnisvolle Zufälle unausweichlich eintraten, wenn Milliarden Menschen so viele Welten bevölkerten, aber es tatsächlich selbst zu erleben, das war schon unheimlich.
    »Was möchte sie?«, fragte er, vielleicht zu abrupt.
    »Sie ist zu einer Entscheidung gelangt«, antwortete Sadist, »und möchte dich darüber in Kenntnis setzen.«
    Nachdenklich schaltete Cormac den Monitor aus, blieb dann noch sitzen und starrte eine ganze Weile lang auf die leere Fläche. Jetzt wusste er wieder, wo er von der Thander-Waffenausstellung gehört hatte. Es war in der Grundausbildung und aus dem Mund von Carl Thrace. Cormac stand auf und ging zur Tür. Er gedachte, diese besondere Information zunächst für sich zu behalten, obwohl es wichtig war, Crean davon zu überzeugen, dass sie den Planeten Patience aufsuchen mussten.
    Kurz darauf erreichte er die Tür zu Creans Kabine, klopfte mit den Fingerknöcheln daran und wartete. Einen Augenblick später erzeugte das Schloss im Türrahmen ein dumpfes Klopfen, und er schob die Tür auf.
    Crean saß völlig reglos auf ihrem Bett. Sie trug einen weißen Wegwerf-Schiffsanzug, und da Synthohaut und synthetisches Haar erneuert waren, hatte sich ihr Aussehen stark verbessert. Als Cormac sie zuletzt gesehen hatte, hatte sie in genau der gleichen Haltung dagesessen, noch skelettiert und verkohlt von der CTD-Explosion und ohne den abgetrennten Arm. Er blickte sich um und sah, dass verbrannte Überreste nach wie vor auf dem Boden und dem Bettzeug verstreut lagen. Warum sie überhaupt eine Kabine und ein Bett hatte, blieb für Cormac unerfindlich, da sie weder menschliche Annehmlichkeiten noch lebensnotwendige Dinge wie Nahrung oder Schlaf brauchte. Er vermutete,

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