Der eiserne Skorpion - Roman
zehntausende menschlicher Gefangener, die die Prador ihm dorthin lieferten. Er infizierte sie mit dem Spatterjay-Virus, damit sie robust genug wurden, um die Installierung von Sklavenregler-Technik der Prador zu überleben. Man schätzt, dass er über zehn Millionen Menschen verarbeitet hatte, als man sein Unternehmen beendete, aber die mutmaßliche Zahl ist höher, viel höher.«
Cormac nickte und hatte einen üblen Geschmack im Mund. Er hatte schon ein Produkt dieser »Verarbeitung« gesehen, den Hooper auf Shaparon.
»Deshalb waren die Prador hier«, fuhr Amistad fort. »Ja, sie kämpften gegen ECS-Truppen, aber sie wollten den Planeten nicht beschießen und alles hier umbringen, denn sie wollten an die Bewohner kommen. Ihre Greifkommandos arbeiteten überall auf dem Planeten. Städte, die nach unserer Überzeugung in Schlachten vernichtet worden waren, waren tatsächlich entvölkert und erst anschließend zerstört worden.« Die Drohne hob erneut diese Klaue und schlug so fest zu, dass Splitter vom Gestein flogen. »Sie waren nicht wegen eines taktischen Vorteils im Krieg hier, sondern um Sklaven zu erbeuten.«
Die Treppe schlängelte sich an Ausstellungen von Kampfmessern, Uniformen und Handfeuerwaffen vorbei. In der zentralen Halle hing ein nachgebauter Stuka an der Decke, auf den ein amerikanischer Kampfpanzer folgte und diesem wiederum eine Auswahl an Maschinengewehren des Zweiten Weltkriegs. Gegenüber jedem Ausstellungsstück lagen Eingänge zu Schwebeschächten, die Besucher mit spezielleren Interessen in Räume trugen, wo sie sich näher mit diesen Dingen befassen konnten. Die Halle für den Zweiten Weltkrieg enthielt mehr Waffen als die Halle weiter unten und ebenfalls mehr Stücke zur Logistik, obwohl es immer noch möglich war, sich damit zu vergnügen, dass man ein Männchen mit einer Sten-Maschinenpistole wegballerte. Auseinandergehende Räume erkundeten die Entwicklung von Düsenflugzeugen während des Krieges und etlicher nachfolgender Jahre. Eine ganze Halle war den Atomwaffen gewidmet, die man vor der Kolonisierung des Sonnensystems auf der Erde einsetzte, und eine weitere bot Einblicke in die Geschichte der U-Boote, zunächst mit einem kurzen Exkurs, der das U-Boot des amerikanischen Bürgerkriegs und die Exemplare des Ersten Weltkriegs behandelte. Cormac stieg weiter hinauf und nahm Kurs auf die Konzernkriege im Sonnensystem und darüber hinaus.
Auf den Zweiten Weltkrieg folgten kleinere, aber nicht weniger heftig ausgetragene Konflikte: der Koreakrieg, Vietnam, der Kalte Krieg, die zahlreichen Zankereien um die sich schnell erschöpfenden Ölvorkommen und der sich anschließende Hader über andere Ressourcen – damals nannte man alles eher eine »Polizeiaktion« als einen Krieg und fuhr damit fort, bis sich die Menschheit im Sonnensystem ausbreitete. In dieser Zeit geschah es, dass die bleiernen Giganten, die sich Staaten nannten, sich selbst in den Bankrott stürzten und implodierten, während die Macht der Konzerne zunahm. Praktisch kauften die Konzerne die Staaten auf, plünderten die Vermögenswerte und verbannten diese Gebilde in die Geschichtsbücher. Da sie jedoch ebenso von Menschen geleitet wurden wie zuvor die Staaten und damit ebenso anfällig waren für Gier und Dummheit, stritten sie nun untereinander um Macht und Ressourcen.
Hier wurde nicht die ganze Geschichte behandelt, denn das hätte nicht dem Zweck dieser Ausstellung gedient. Man fand hier nichts über die Diaspora der Kälteschlaf- und Generationenschiffe in der Zeit der Konzernherrschaft und auch nicht viel über die politischen Komplikationen – entsprechende Stücke waren nur dann ausgestellt, wenn sie für irgendeinen Konflikt oder die Entwicklung einer neuen Waffe relevant waren. Cormac blieb vor einem frühen Angriffsschiff stehen, anscheinend von der Oberfläche Ios geborgen, das für einen Angriff auf Virgin Jupiter gedient hatte, durchgeführt von der Jethro Manx Canard Corporation – einem der Überlebenden jener Kriege, einem Waffenentwickler und -produzenten, der noch heute existierte, aber von den KIs gesteuert wurde. Als sich Cormac umsah, entdeckte er in diesem Teil der Ausstellung nur wenige Besucher. Vielleicht bewahrten sich die Leute, die wie er eine Wochenkarte mit Rabatt erworben hatten, diese oberen Etagen für später auf. Er entschied sich, an diesem Punkt einen Exkurs einzulegen, denn er wusste noch, dass Carl sich an JMCC interessiert geäußert hatte, an den Waffen, die man dort
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