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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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getrunken hatte, Alkohol enthalten, denn er konnte unvermittelt nicht mehr klar sehen. Vielleicht hatte man ihm eine Droge verpasst, aber genauso gut konnten es Nachwirkungen des Toxins sein. Er schloss die Augen, und seine Gedanken trieben ...
    »Raus!«
    Er kippte rückwärts, konnte sich gerade eben noch am Türrahmen festhalten, damit er nicht aus dem Wagen purzelte, schwenkte dann die Füße herum und stolperte hinaus. Es war dunkel, aber nicht so, dass ihm Skyrils Grinsen verborgen geblieben wäre. Obwohl Cormac vielleicht gezögert hätte, Pramer umzubringen, hatte er das Gefühl, dass er keine Sekunde zögern würde, wäre das Opfer Pramers Partner. Durch und durch müde stand Cormac da, die Schultern hochgezogen, scheinbar ohne die Kraft, auch nur die Arme zu heben. Sie waren hier mitten in einem Skarchwald, und durch das Laub waren nur vereinzelte Eindrücke von einem wolkigen Himmel zu erhaschen, hinter dem der Trümmerring im Orbit leuchtete.
    »Hier rein!«
    Skyril hielt die Haube zum Kofferraum eines rostigen Geländefahrzeugs mit abgenutzten Reifen aus Blasenkunststoff auf. Cormac ging langsam hinüber, blickte in das ölverschmierte Fach und zögerte.
    »War die Anweisung für dich nicht deutlich genug formuliert?«
    Er erhielt einen Stoß in den Rücken, warf einen Blick hinter sich und sah, dass Samara mit einer Impulspistole herumfuchtelte, wahrscheinlich seiner eigenen. Ein paar Schritte hinter ihr hielt Carl eine Schmalpistole – wahrscheinlich die, die Cormac zuvor gestohlen hatte. Carls Miene war eiskalt. Hinter ihm fuhr Pramer gerade mit der Limousine weg, und Sheen saß neben ihm. Cormac war froh, beide davonfahren zu sehen. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, war Sheen auch jemand, den zu töten er womöglich zögerte. Er stieg in den Kofferraum, und Skyril knallte die Haube zu. Cormac schloss die Augen und versuchte, es sich in dem engen Raum so bequem wie möglich zu machen. Überraschend schnell schlief er ein, wurde aber durch die erste Bodenunebenheit geweckt – eine Folge von Abläufen, die sich eine albtraumhafte Zeit lang wiederholen sollte.

6
    Der Taucheranzug fühlte sich klamm und klebrig an, aber das lag an der Gelschicht innen. Die obere Hälfte war gerippt und gepolstert, denn sie enthielt eine Hämolunge und eine Atemhilfe, die durch künstliche Muskeln arbeitete. Zum Glück war diese ganze Technik so am Körper verteilt, dass es dem Träger schmeichelte; als Cormac sie also angelegt und das Aussichtsfenster des Zimmers auf Spiegelfunktion gestellt hatte, erblickte er einen Achtjährigen, der entweder ausgiebig Gewichte stemmte und Steroide schluckte oder aufgerüstet worden war. Kiemen folgten einander in Abständen auf beiden Seiten der Brust, Spuren des eingebauten Zusatzbrustkorbs für Arbeit unter hohem Druck, aber die Gelenkmotoren für solche Tätigkeit waren kunstvoll getarnt.
    Als Nächstes zog Cormac die Handschuhe an, schloss sie an den Handgelenken und beugte die Finger. Er fuhr mit einem Finger über die Handfläche des anderen Handschuhs, und es fühlte sich beinahe so an, als läge keinerlei Stoff dazwischen, da der Handschuh den Druck weiterleitete. Einen Augenblick später schaltete er eine Sensortaste am Ansatz des Zeigefingers mit dem Daumen um, und eine Schwimmhaut breitete sich zwischen den Fingern aus; ein erneuter Druck, und sie verschwand wieder. Jetzt zog er sich die Kapuze über den Kopf und spürte, wie die Druckhörer in die Ohren eindrangen. Anschließend setzte er sich die Maske aufs Gesicht. Die Hämolunge führte ihm Luft zu, die durch Löcher strömte, wo die Maske mit dem Kragenring zusammengeschaltet war, sodass man auf unbequeme herumbaumelnde Schläuche verzichten konnte. Die Maske selbst war eine simple Halbkugel, die obere Hälfte durchsichtig und von der undurchsichtigen unteren Atemhälfte getrennt. Eine Membran schmiegte sich an Cormacs Gesicht und bildete eine Grenzlinie auf der Höhe seiner Nasenspitze.
    »Diagnostischer Test«, sagte er.
    »Ich bin voll funktionsfähig«, antwortete der Anzug in seinem Ohr, und es klang ein bisschen patzig, wie Cormac fand.
    »Führe trotzdem einen Test aus.«
    »Das habe ich gerade«, antwortete die Montur. »Und aufs Neue.«
    Auf einen Verdacht hin fragte er: »Bist du eine KI?«
    »Jepp«, antwortete der Anzug. »Haben eine Menge Verarbeitungskapazität, diese modernen Anzüge, und manchmal fahren Subbies wie ich mit.«
    »Und wenn ich keine Sub-KI in meinem Anzug dabeihaben möchte?«,

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