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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Wellhörner gefunden, während die Residenzen anderer doch sehr merkwürdig aussahen.
    »Was ist das alles für ein Zeug?«, wollte Cormac wissen.
    Dax antwortete: »Indestruktifone.« Aber das war auch schon alles.
    »Makrele?«
    »Hier siehst du die Folge der Produktion billiger und unglaublich robuster Keramik-und Glaserzeugnisse durch die Industrie des frühen zweiundzwanzigsten Jahrhunderts«, antwortete die Sub-KI. »Das da sind die Keramikgehäuse von Indestruktifonen, wie dein Bruder schon sagte, und auch Webcams, Glasrohranschlüsse für Installationen sowie Flaschen und Krüge.«
    Cormac stellte fest, dass einige der Letztgenannten nach wie vor die eingebauten Etiketten ihres früheren Inhalts zeigten – Koriander, Senf, Tabasco, eingelegter Ingwer. Dann stockte Cormac beim makabren Anblick eines Einsiedlerkrebses der Atem, der in den Überresten einer künstlichen Hand aus Keramik Wohnstatt genommen hatte.
    Wenig später schwamm er über die zerbröckelnde Reling des Tankers hinweg und folgte seinem Bruder über das weitläufige Deck, das jetzt einen Garten aus Hirnkorallen beherbergte. Wie alle Korallen der Umgebung waren sie nicht der Evolution entsprungen, sondern adaptiert worden, damit sie schnell wuchsen und in den hiesigen kalten Gewässern überlebten. Hinter dem Schiff nahmen die eigentlichen Riffe ihren Anfang: Korallen, die sich so weit ausdehnten, wie das Auge reichte. Erst als er anhielt und diese Szenerie längere Zeit betrachtete, fiel ihm die Regelmäßigkeit der Unterseelandschaft auf.
    »Makrele«, fragte er, »was wurde denn hier abgeladen?«
    »Hundert-Jahr-Reifen«, antwortete die Sub-KI. »Das waren Kohlefaserreifen, die selbst der fortschrittlichsten Wiederaufbereitungstechnik der damaligen Zeit Verdauungsstörungen bescherten. Man hat sie zu Rohren zusammengeklebt und ins Meer geworfen, um zu verhindern, dass in geschützten Gewässern mit Schleppnetzen gefischt wurde.«
    »War das, ehe die Tesco von einer Rakete getroffen wurde?«
    »Ja.«
    »Also wurde da noch mit Schleppnetzen gefischt?«
    »Oh ja! Oceana Foods hatte noch Probleme, die Arbeit aufzunehmen, und die Meeresfarmen brachten Verschmutzungsprobleme mit sich. Damals konnte niemand furzen, ohne dass ihm ein Umweltschützer mit einem Gasmessgerät auf den Fersen folgte.«
    »Müssten in ein paar Minuten dort sein!«, rief Dax, der jetzt gut hundert Meter voraus war.
    Cormac schwamm kräftiger, um aufzuholen, aber Dax wurde nicht langsamer. Vielmehr wurde er sogar noch schneller, als die Sandflächen hinter den Riffen ins Blickfeld kamen.
    »Mit deinem Bruder stimmt etwas nicht«, sagte Makrele unvermittelt.
    »Dax!«, rief Cormac. »Mach langsamer!«
    Bald war Dax über den Sandflächen und schwamm kräftig über einem Schwarm Fische dahin. Etwas rührte dort den Meeresgrund auf, und einen Augenblick später sah Cormac den Harpunenspieß nach unten rasen, wobei die nachgezogene Leine im hellen Orange von Instantmonofasern leuchtete. Dax wurde nach unten gezogen, als etwas von zwei Meter Breite und gleicher Länge am Boden entlang losschwamm. Eine Art riesiger Plattfisch.
    »Was hat er da erwischt?«, fragte Cormac und atmete schwer, während er weiter mit voller Kraft schwamm.
    »Einen Steinbutt«, antwortete Makrele. »Das sind ganz schön große Mistviecher da draußen – haben sich mit entflohenen Meeresfarmexemplaren von Oceana Foods vermischt.«
    »Klar.«
    Dax hielt sich an seiner Harpune fest, während der gewaltige Fisch weiter seine Bahn zog und dabei jetzt eine Blutspur nachzog.
    »Dax!«, rief Cormac erneut.
    »Nein, ist es nicht!«, sagte Dax. »Sie waren nicht ... Sie waren nicht ...«
    »Ich habe Hilfe angefordert«, meldete die Sub-KI.
    Plötzlich zuckte und zitterte der große Fisch und stieg vom Meeresgrund auf. Cormac wurde klar, dass die Harpune eine von der Art war, die der Jagdbeute einen starken Stromschlag versetzen konnte. Der Steinbutt war inzwischen fast mit Sicherheit tot. Er drehte sich langsam und legte so die milchweiße Unterseite frei, und eine Blutwolke hüllte ihn ein.
    »Nein ... Nein, es ... Nein, bitte! Ich wollte nicht ...« Dax’ Worte gingen in ein undeutliches Murmeln über. Er schwebte dort einfach im Meer, hielt sich nach wie vor an der Harpune fest und war noch immer mit dem toten Fisch verbunden.
    »Du musst jetzt zu deinem Hotel zurückkehren«, sagte die Sub-KI.
    »Das tue ich nicht!«, entgegnete Cormac.
    »Tut mir leid«, sagte die Sub-KI.
    Auf einmal drehte sich Cormac um

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