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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fragte Cormac.
    »Ooch, sei kein Spielverderber!«
    Cormac überlegte, ob er den Eindringling fortschicken sollte, aber Neugier und vielleicht auch ein Hauch von Einsamkeit, die er sich nicht eingestehen wollte, trugen den Sieg davon.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Na ja«, antwortete die KI, »ich kann dir den Namen der KI nennen, die mich vor etwa zwanzig Jahren angefertigt hat, aber ich habe es lieber, wenn man mich Makrele nennt.«
    »Dann also Makrele.«
    »Bist du so weit?« Dax, ebenfalls im Taucheranzug, beugte sich zur Tür herein. Er grinste und stützte eine Harpune auf der Schulter ab.
    Cormac kannte den Grund, warum sich der Charakter seines Bruders völlig verändert hatte, fühlte sich aber noch immer unwohl dabei. Er zog die Maske vom Gesicht, klappte die Kapuze zurück, bückte sich, nahm die Schwimmflossen zur Hand und ging zur Tür.
    »Darfst du denn eine Harpune benutzen?«, fragte er.
    »Eine Sondererlaubnis«, antwortete Dax über die Schulter, während er zu den Wasserschleusen dieser Hotelsektion ging. »Da draußen treibt sich eine Menge sehr großer Genmod-Steinbutts herum. Wenn ich einen erwische, kocht uns das Hotel einen Teil davon und bezahlt uns für den Rest – oder genauer, zieht uns die entsprechende Summe von der Rechnung ab.«
    Während Cormac seinem Bruder folgte, blickte er sich nach seiner Mutter um, denn er rechnete damit, dass sie sie verabschieden würde. Keine Spur von ihr, aber andererseits zog sie sich in jüngster Zeit oft allein ins eigene Zimmer zurück, wenn sie nicht gerade mit Dax redete.
    Der Korridor bog am Ende scharf ab, und an einer Seite reihten sich drei Drucktüren mit Fenstern in den Zwischenräumen auf. Dax blieb vor der ersten Tür stehen und drehte sich zu Cormac um.
    »Werfen wir mal einen Blick auf deinen Anzug«, sagte Dax.
    Cormac verzog verärgert das Gesicht, denn er hielt sich für in jeder Hinsicht fähig, den eigenen Anzug selbst zu prüfen. Also wirklich, dass ein Erwachsener den Taucheranzug kontrollierte, das war etwas, was man bei Kleinkindern tun musste! Cormac hob einen Arm und zeigte den kleinen Bildschirm am Handgelenk, aber Dax winkte ab.
    »Setz dir die Maske auf, klapp die Kapuze hoch und zieh die Schwimmflossen an«, sagte er.
    Cormac gehorchte, während Dax die gleichen Aktionen ausführte.
    »Dein Anzug ist in Ordnung«, sagte Dax und wandte sich zur Drucktür um. Natürlich – Cormacs Anzug war eine Kinderversion und hatte einen offenen, direkten Computerkanal zu dem seines Bruders. Sollte ein Problem an Cormacs Anzug auftreten, erhielt Dax zum selben Zeitpunkt ein Warnsignal wie Cormac.
    Die Innentür öffnete sich, begleitet vom leisen Zischen des Druckausgleichs, und Cormac fiel eine Neuerung auf, seit er zuletzt hier gewesen war: Die Tür, die ins Meer führte, bestand früher aus Keramal, inzwischen jedoch aus Kettenglas, was der Durchquerung der Schleuse viel von ihrem klaustrophobischen Charakter nahm. Die beiden traten ein, und die Innentür schloss sich hinter ihnen. Sofort strömte Meerwasser aus den Düsen an der Wand. Cormac war richtig verlegen, als er daran zurückdachte, wie verängstigt und hilflos er sich beim ersten Mal gefühlt hatte.
    Innerhalb weniger Augenblicke reichte ihm das Wasser bis zu den Knien, dann bis zur Taille.
    »Wir nehmen Kurs direkt auf die Sandflächen über den Riffen«, sagte Dax, und die Worte waren durch die Stöpsel, die Cormacs Ohren ausfüllten, deutlich zu vernehmen. »Der Steinbutt ist da draußen auf der Jagd nach Makrelen.«
    »Fieser Steinbutt«, sagte die Sub-KI Makrele.
    Cormac blickte seinen Bruder an, aber Dax ließ nicht erkennen, dass er die Sub-KI gehört hatte. »Mach dir keine Sorgen«, sagte Makrele, der offenkundig vermutete, was Cormac dachte. »Ich lasse ihn nicht mithören, wenn ich rede, und ich lasse ihn auch deine Antworten nicht hören – es sei denn natürlich, dass du es möchtest?«
    »Nein, sorge dafür, dass unsere Gespräche privat bleiben.«
    »Dachte mir, dass du das so haben möchtest.«
    Das Wasser stieg ihm bis zum Hals und bald schon über den Kopf. In diesem Augenblick wurde ihm richtig bewusst, was die KI gerade gesagt hatte.
    »Wie – willst du das wissen?«
    »Woher ich weiß, wann du dich an mich wendest und nicht an deinen Bruder?«, lautete ihre Gegenfrage. »Vergiss nicht, ich bin dein Anzug und überwache dich auf vielen verschiedenen Ebenen.«
    Cormac war nicht sicher, ob ihm die Vorstellung gefiel.
    Ein klarer Glockenton ertönte in

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