Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe

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bist«, sagte sie, »denn falls nicht, dann sehe ich keinen Grund, dich leben zu lassen. Wie Carl schon sagte: Du bist entweder ein Grünschnabel von Rekrut, der zur selben Einheit wie Carl gehörte, als dieser in Verdacht geriet. Ein Grünschnabel von Rekrut, der, wie ich hinzufügen könnte, fähig war, Pramer und Skyril auszuschalten. Oder du bist, was wahrscheinlicher ist, ein Agent der Polis.«
    »Er ist fast mit Sicherheit ein Agent«, meinte Carl und baute sich neben Samara auf. »Er war immer ein bisschen zu gut, ein bisschen zu tüchtig und ein bisschen zu scheißmoralisch. So ungern ich es zugebe, ich denke, sie wussten von Anfang an über mich Bescheid. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die ECS einen schlichten Infanteristen in einen solchen Einsatz schickt – zu großes Risiko, dass die Sache schiefgeht, und das wollen sie auf keinen Fall, wenn es um CTDs geht.«
    Samara blickte zu ihm auf. »Also ist er wahrscheinlich wie du, Carl – ein verfluchtes Stück älter, als er aussieht.«
    »Na, dann wollen wir es mal herausfinden«, sagte Carl grausam.
    Cormac griff an die Monofaser um seinen Hals und spielte mit dem Verschluss herum. Es war eine Art Friktionsverschluss, der, wenn man kräftig genug daran zog, an der Leine entlanggleiten würde. Leider brachte es einige scheußliche Nebenwirkungen mit sich, wenn man an einem Stück Monofaser zupfte, das einem um den nackten Hals gewickelt war.
    »Mal angenommen, ich bin ein Agent«, sagte er. »Denkt ihr wirklich, ihr bekämt dann etwas Nützliches aus mir heraus?«
    Carl musterte ihn unbewegt. »Womöglich nicht, aber wir werden auf jeden Fall Spaß haben, wenn wir es versuchen.« Er betrachtete Cormacs Finger am Verschluss der Monofaser. »Am besten befreien wir seinen Hals daraus, Samara.« Unter anderen Umständen wären diese Worte vielleicht beruhigend gewesen, aber Cormac wusste genau, warum Carl den Faden entfernt haben wollte – das war ein zu leichter Ausweg. Samara stand auf und trat an die Schaumsteinsäule heran. Cormac überlegte, ob er die Frau angreifen sollte, aber noch während er das tat, stand auf einmal Carl direkt über ihm und zielte mit einer Schmalpistole auf seine Beine. Samara löste die Monofaser von der Säule und steckte das Ende in eine hübsche kleine Winde, die rasch die Spannung wiederherstellte. Eine weitere Taste an dem Gerät gedrückt, und der Friktionsverschluss an Cormacs Hals löste sich, und die Faser wurde schlaff.
    »Entferne sie«, kommandierte Samara.
    Vielleicht hätte sich ein harter ECS-Agent mit dem Faden die Kehle durchgeschnitten, um zu verhindern, dass dem Feind wichtige Informationen bekannt wurden. Vielleicht hätte ein solcher Agent den Faden als Waffe benutzt, um wenigstens einige seiner Entführer umzubringen, ehe er selbst getötet wurde. Cormac war jedoch kein Agent und nicht scharf darauf, zu sterben oder gefoltert zu werden, und so versuchte er, das Unausweichliche hinauszuzögern.
    »Ich weiß nicht, ob euch schon der Gedanke gekommen ist«, sagte er und ließ den Faden genau dort, wo er war, »aber vielleicht ist ja Carl euer ECS-Agent. Jetzt ist er hier in eurem Stützpunkt ...«
    »Entferne die Faser«, beharrte Samara.
    »Wie hat er übrigens Kontakt zu euch aufgenommen?«
    »Nimm die Monofaser ab, oder Carl verbrennt deine Kniescheiben.«
    Da Cormac den starken Verdacht hatte, dass das ohnehin geplant war, überlegte er, die Sache weiter zu verzögern. Carl feuerte die Pistole ab, und der Ionenimpuls bohrte sich in den Plaston zu Cormacs Füßen und besprühte Cormac mit heißen Splittern. Und so überlegte er es sich anders. Vielleicht versuchten sie zunächst, ihn durch Prügel weich zu machen, was er überleben konnte, oder sie benutzten Medikamente dafür ... Er zog die Faserschlaufe vom Hals ab.
    »Steh auf.«
    Er gehorchte, führte aber jede Bewegung in Zeitlupe aus. Samara wickelte die Monofaser auf und warf Skyril die Winde zu, der sie auffing und hinter Cormac trat.
    »Hände auf den Rücken.«
    Ah, allmählich verstand er es. Sie wollten nicht, dass er das Verhör stoppte, indem er sich selbst die Kehle durchschnitt, aber es war ihnen egal, wenn er sich die Handgelenke auf- oder sogar die Hände abschnitt, denn sie konnten ihn selbst dann noch am Leben halten. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt ...
    Carls Fuß traf ihn wie ein Rammbock im Bauch und schleuderte ihn rücklings an die Säule. Es schien, als könnte der Mann seine Absichten erkennen, ehe Cormac sie