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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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können, selbst wenn Cormac deutlich sichtbar gewesen wäre, denn die Wirkung dieses Neurotoxins setzte schnell ein. Das wusste Cormac. Jetzt zögerte er zum ersten Mal. Es war nicht nötig, diesen Mann zu töten, denn er würde gleich bewusstlos werden.
    »Pramer!«, sagte er überrascht und gestand sich jetzt den wirklichen Grund für sein Zögern ein.
    »Du!«, sagte Pramer und schwenkte abrupt seine Pistole zur Tür, unter der Cormac stand.
    Ein leichter Druck auf den Abzug. Die Reihenfeuerpistole summte zufrieden vor sich hin, und Pramer stolperte rückwärts. Die Schüsse prasselten in ihn hinein, und eine Wolke aus Blutdampf und Fleisch- und Knochenstücken brach aus seinem Rücken hervor, während er an die Etagenbetten stieß. Er setzte sich, als wäre er auf einmal sehr müde. Blut quoll ihm aus dem Mund. Cormac richtete das Zielerfassungsgitter auf seinen Kopf, drückte erneut ab und verfolgte, wie Pramers obere Schädelhälfte verschwand. Dann drehte er sich um und verließ den Raum. Er war auf einmal richtig wütend und wusste nicht recht, warum.
    Gorman hielt sich neben der nächsten Tür bereit.
    »Wir haben sie«, informierte Travis das restliche Team.
    Gorman beugte sich um den Türrahmen und feuerte zweimal. »Okay«, sagte er. »Wir verschwinden von hier – und zwar schnell.«
    Gorman war schon an Cormac vorbei und rannte durch die Höhle zurück, ehe Cormac sich der Tatsache bewusst wurde, dass es vorbei war – sie hatten erhalten, wofür sie gekommen waren. Aus Gründen, die er nicht ganz ergründen konnte, duckte er sich in Pramers Zimmer, betrachtete den Mann einen Moment lang forschend und hob dann dessen Schmalpistole auf. Eine Trophäe? Er empfand sie als das, wenn auch nicht als Trophäe irgendeines Sieges. Er drehte sich um und folgte Gorman, einen Moment lang völlig verwirrt. Impulsfeuer prasselte hinter ihm. Er drehte sich um, schoss, sah jemanden zusammenklappen. Nicht mehr nötig, Ziele zu identifizieren.
    Innerhalb von Augenblicken erreichten sie die Abzweigung, wo Crean stand und immer wieder in den Tunnel hineinschoss, aus dem sie gekommen war. Travis stand ebenfalls dort, eine Gestalt lässig über die Schulter geworfen, nickte Gorman und Cormac zu und lief in hohem Tempo zum Höhlenausgang. Während sie ihm folgten, bemerkte Cormac, wie Gorman einen kurzen schwarzen Zylinder aus einer Tasche am Gürtel zog. Er machte ihn mit dem Daumen scharf und schleuderte ihn in die Höhle zurück. Cormac erkannte den Gegenstand: eine Gasgranate, wahrscheinlich Hazon. Kurz darauf waren sie im Freien und liefen zurück zwischen die Bäume, und der Moskito lauerte nach wie vor am Höhleneingang hinter ihnen und hielt sich bereit, jeden zu erledigen, der es bis dorthin schaffte.
    »Gute Arbeit, Leute«, sagte Gorman.
    Cormac fragte sich, wer hier wohl die Schweinerei aufräumen würde. Sicherlich kam noch jemand, denn da drin konnten Informationen zu finden sein, die für die ECS nützlich wären. Kurz fragte er sich, ob man die Höhle anschließend versiegelte. Wahrscheinlich nicht; man würde wohl einfach mitnehmen, was nützlich war, und die Leichen verbrennen.
    Als sie tiefer in den Wald gingen, hörte Cormac einen gellenden Schrei und den Moskito das Feuer eröffnen. Er blickte nicht zurück.
     
    Da es geboten war, dass die Gefangene am Leben blieb, durften keine tödlichen Waffen in ihre Reichweite gelangen, und so bewaffneten sich Cormac und Gorman ausschließlich mit Betäubungsschlagstöcken. Cormac fand das alles ein bisschen übertrieben – aber andererseits war er selbst schon ein Gefangener gewesen, und man konnte ja sehen, was er zuwege gebracht hatte. Gorman rauchte eine seiner dicken Zigarren und machte zufriedene Miene, während er ein mächtiges Hühnchen Madras verdaute. Gemindert wurde sein Wohlgefühl nur dadurch, dass er es nicht mit vielen Bieren hatte herunterspülen können. Aber später, hatte er gesagt; später würden sie einige Bier zu sich nehmen.
    »Normalerweise bekommen wir diese Seite der Dinge nicht zu sehen«, verkündete er.
    »Warum bekommen wir sie dann jetzt zu sehen?«
    »Deinetwegen«, antwortete Gorman. »Ich habe so etwas schon erlebt und weiß, was dabei geschieht, aber du noch nicht. Die ECS hat es gern, wenn sich ihre Spartasoldaten der Konsequenzen ihres Tuns gründlich bewusst sind. Nichts von diesem ›ich wusste es nicht‹ oder ›ich habe nur Befehle befolgt‹. Du hast die Wahl, das Militär jederzeit zu verlassen, weißt du?«
    Der

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