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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und das Zielerfassungsgitter in seiner Brille wanderte von einer Höhlenwand zur anderen. Zweifellos hatte auch Gorman ein Zielerfassungsgitter aufgerufen, obwohl er keine Brille trug, da die Modifikationen in seine Augen eingebaut waren. Sie kamen am Stativ der Automatikkanone vorbei und folgten dem Tunnel nach rechts. Wenig später musste Cormac die Lichtverstärkung der Brille herunterfahren, denn voraus brannten Lampen. Zwanzig Meter weiter erreichten sie eine Gabelung des Tunnels. Eine Frau kam aus dem rechten Gang zum Vorschein. Cormac schwenkte die Zielerfassung auf sie, als sie sich umdrehte: schwarze Haare, drahtiger Körperbau und anscheinend sehr jung. Er drückte einmal ab, und sie flog an die Wand, drehte sich und ging zu Boden.
    » Scheiße!«, kommentierte Gorman per Verstärker.
    »Michele?«, rief jemand und folgte ihr wenig später aus dem gleichen Gang. Dieser Mann musste sie unvermittelt stürzen gesehen haben, hatte aber weder Schüsse noch den Einschlag von Kugeln gehört. Er starrte die Frau eine halbe Sekunde lang an, ehe Gormans Schüsse ihn plötzlich auf ihre Gestalt schleuderten.
    »Crean, Travis«, sendete Gorman, » ihr nehmt die linke Abzweigung.«
    Die beiden Golems wandten sich nach links, während Gorman als Erster der rechten Abzweigung folgte und Cormac zuwinkte, er möge ihm folgen. Als er an den Leichen vorbeikam, warf Cormac einen weiteren Blick in das Gesicht des Mädchens. Nein, eindeutig nicht Sheen. Ihm ging der Gedanke durch den Kopf, dass er etwas fühlen sollte, weil er eine junge Frau umgebracht hatte. Er fühlte gar nichts.
    Sie gingen immer tiefer in die Höhle hinein, und Cormac musste die Lichtverstärkung seiner Brille fortlaufend weiter nach unten justieren, bis er sich schließlich blöd vorkam, das Menü zur Brille aufrief und dort die automatische Justierung anwählte. Wenig später hörte er Stimmengemurmel, das von hinter einer Biegung weiter vorn kam. Gorman hob die Hand, und sie beide blieben stehen.
    »Denk daran, deine Ziele zu prüfen!«
    In diesem Augenblick ertönte hinter ihnen das vertraute Geräusch von Impulsschüssen – offenkundig war zumindest einer der beiden Golems entdeckt worden.
    »Schnell jetzt!«, sagte Gorman laut.
    Sie trabten los und liefen um die Biegung, und dort wurde der Gang weiträumiger. An einer Wand waren Kisten aufgestapelt, und daneben standen drei Personen und rauchten Zigaretten. Hinter ihnen fiel der Tunnel ab, an einer Seite gesäumt von Durchgängen in regelmäßigen Abständen; aus ihnen drang das Licht. Cormac verfolgte die Bahn einer Zigarette, die im Bogen zum felsigen Boden fiel. Der Raucher griff nach der Impulswaffe an seiner Hüfte, während er mit zusammengekniffenen Augen in den Tunnel blickte, aus dem Cormac und Gorman kamen. Der Mann konnte sie nicht richtig erkennen, aber er sah irgendetwas, und die Schüsse von eben hatten seinen Argwohn geweckt. Seine beiden Begleiter griffen nach Impulsgewehren, die an den Kisten lehnten. Zwei vollautomatische Pistolen schnurrten, und die drei gingen zu Boden, als hätte ihnen irgendjemand urplötzlich jeden zweiten Knochen aus dem Leib entfernt. Schatten ragten jetzt an den Wänden auf und bewegten sich schnell daran entlang, als Leute aus den Durchgängen zum Vorschein kamen; anscheinend lagen dahinter aus dem Fels gehauene Räumlichkeiten.
    Gorman bremste auf Schritttempo ab. »Wir wollen nicht zu aufgeregt sein«, sagte er. »Du überprüfst den ersten Raum.«
    Jemand kam aus einem Nebenraum hervor und jagte einen Hagel Impulsfeuer die Höhle herauf. Gorman erwischte ihn augenblicklich, und Cormac fragte sich, was aus der Überprüfung von Identitäten geworden war, bemerkte dann jedoch, dass die zusammenbrechende Gestalt zu groß war für Sheen. Noch mehr Impulsfeuer schlug ihnen aus einem Durchgang fünf Türen weiter entgegen. Sie beide drückten sich rücklings an die Wand; dann warf Gorman eine kleine kugelförmige Granate dorthinüber. Sie ging unter Rauch und Donnerschlag hoch und schleuderte rußige Splitter überall durch den Korridor und den offenen Durchgang. Jemand stöhnte, und ein Gewehr fiel klappernd zu Boden. Cormac zog eine ähnliche Granate aus dem Gürtel, ging zur ersten Tür und warf sie hinein, wartete, bis sie hochging, und duckte sich dann gleich in den Raum. Ein großer Mann, der nur eine Unterhose trug, erhob sich gerade stolpernd von einem Bett. Cormac bemerkte sofort, dass der Mann kaum mit der Schmalpistole in seiner Hand hätte zielen

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