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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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besessen hatte. Sie waren vogelfrei, auf Anordnung der
Imperatorin hin augenblicklich zu erschießen, wenn man ihnen begegnete – aber niemand war dumm genug, sich mit
ihnen einzulassen, wenn er nicht mindestens eine Armee im
Rücken wußte.
Wenige und weit verstreut, verloren und vergessen – die
Reste eines einst glänzenden Traums.
»Mein Name ist Tobias Mond«, stellte sich der Hadenmann
mit einer rauhen, summenden Stimme vor, die unmöglich
einer menschlichen Kehle entspringen konnte. »Ich bin ein
nur teilweise funktionierender aufgerüsteter Hadenmann. Die
meisten meiner implantierten Energiekristalle sind erschöpft,
und mir fehlen die Mittel, um sie wieder aufzuladen. Die meisten Implantate kann ich deshalb nicht mehr benutzen, aber
ich bin trotzdem immer noch ganz gut imstande, mit ein paar
Blutsüchtigen fertig zu werden.«
»Und woher hast du gewußt, daß wir Hilfe benötigen?«
fragte Hazel.
»Ich bekam eine Nachricht von Cyder. Sie ließ mir mitteilen, daß Ihr vielleicht ein wenig Beistand gebrauchen könntet
und daß wir uns vielleicht gegenseitig weiterhelfen könnten.«
Hoch oben auf einem Dach über der Straße seufzte Katze
erleichtert auf. Ihm tat noch alles weh von seinem Sturz, aber
die Schneewehe war Gott sei Dank hoch genug gewesen, um
den Aufprall zu dämpfen. Jetzt, da der Hadenmann endlich in
Erscheinung getreten war, konnte er zum Schwarzdorn zurückkehren und sich die bitter benötigte Ruhepause gönnen.
Hazel und Owen Todtsteltzer zu beschatten hatte sich als ein
echter Vollzeitjob erwiesen. In der Begleitung von Tobias
Mond sollten sie relativ sicher sein. Es gab nicht viele Leute,
die dumm genug waren, einen Hadenmann zu verärgern.
Langsam machte Katze sich über die Dächer auf den Heimweg, und er hoffte inbrünstig, daß er keinen der drei je wiedersehen würde. Es war einfach zu gefährlich in ihrer Nähe.
Selbst in einer Stadt wie Nebelhafen .
Unten auf der Straße wirbelten Owen und Hazel herum, als
sie unter den vielen blutigen Leichen im Schnee das Geräusch
einer Bewegung vernahmen. Eine vereinzelte Gestalt versuchte davonzukriechen. Sie arbeitete sich allein mit den Armen
voran und zog ihre seltsam schlaffen Beine in einer breiten
Spur aus hellrotem Blut hinter sich her. Owen wollte sie verfolgen, aber Hazel legte ihre Hand auf seinen Arm und hielt
ihn fest.
»Nicht nötig, ihn zu töten, Todtsteltzer. Er wird verbluten,
bevor er weit kommt.«
Owen riß sich los. »Ich habe nicht vor, ihn zu töten. Ich will
nachsehen, ob ich helfen kann.«
»Bist du übergeschnappt? Er ist ein Blutsüchtiger! Er hätte
dich mit dem allergrößten Vergnügen getötet!«
»Der Kampf ist vorbei. Ich kann nicht einfach jemanden
verbluten lassen, wenn Hilfe möglich ist. Wenn ich es täte,
wäre ich kein Stück besser als sie. Vergeßt nicht, Hazel
d’Arkich bin trotz allem noch immer ein Todtsteltzer, ganz
gleich, was die Eiserne Hexe sagt, und wir sind ein ehrenhafter Clan. Und außerdem: nur ein paar Jahre früher, und Ihr
hättet an seiner Stelle liegen können, Hazel.«
Owen stapfte rasch zu der davonkriechenden Gestalt und
kniete neben ihr nieder. Er legte ihr freundlich die Hand auf
die Schulter. Die Gestalt zuckte zusammen und gab einen
schwachen, verzweifelten Schmerzenslaut von sich. Der
Fremde war nicht besonders groß und in schmutzige Felle und
Lumpen gewickelt. Seine Beine waren von den Oberschenkeln an abwärts voller Blut. Owen murmelte beruhigende
Worte, bis der Fremde schließlich zu wimmern aufhörte –
vielleicht auch nur, weil er bereits zu schwach dazu war.
Owen untersuchte die verwundeten Beine so sorgfältig, wie er
es, ohne sie zu berühren, konnte, und schüttelte dann langsam
den Kopf. Entweder er oder der Hadenmann hatten die Muskeln in beiden Beinen glatt durchtrennt. Der Fremde würde
nie wieder gehen können. Verkrüppelnde Wunden auf einer
Welt wie dieser hier. Owen zuckte unbehaglich die Schultern
und zog die Kapuze des Fremden zurück. Als er das Gesicht
erblickte, fuhr er entsetzt zurück und fühlte sich mit einem
Mal elend. Sie war ein Mädchen, und sie konnte nicht älter
sein als vierzehn. Das junge Ding schien halb verhungert, und
ihre Wangenknochen zeichneten sich deutlich unter der gespannten Haut ab. Mit leeren Augen, jenseits von Hoffnung
oder Verzweiflung, sah sie zu Owen auf. In ihren Augen war
für nichts anderes Raum als Schmerz.
»Ein Plasmakind«, sagte Hazel leise hinter ihm. »Sie fangen

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