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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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ihn«, sagte eine leise, seltsam summende
Stimme neben ihr. »Noch ist es nicht vorbei.«
Hazel wirbelte herum, das Schwert erhoben, und sah sich
einer hühnenhaften Gestalt in einer unbekannten dunklen Uniform gegenüber. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf ein
unterschwellig nichtmenschliches Gesicht mit strahlend goldenen Augen, dann war die Gestalt auch schon an ihr vorbei
und rannte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Pöbel
zu. Einige wandten sich um und erwarteten den neuen Gegner, doch innerhalb von Sekundenbruchteilen war er mitten
im Gewühl und ließ sein Schwert in langen, tödlichen Bögen
kreisen, die seine Opfer zerrissen und zur Seite schleuderten
wie Marionetten, deren Fäden man durchschnitten hatte. Zu
beiden Seiten fielen Männer und Frauen, und die Menge begann sich zögernd zu verteilen, außerstande, der unglaublichen Schnelligkeit und Kraft des Fremden etwas entgegenzusetzen. Plötzlich erhob sich inmitten des größten Getümmels
von neuem eine blutüberströmte Gestalt und schwang noch
immer mit wilder Wut ihr Schwert. Todtsteltzer. Seine Stimme erhob sich über den allgemeinen Lärm, und kraftvoll ertönte sein Ruf:
»Shandrakor! Shandrakor!«
Hazels Herz setzte einen Augenblick aus, als sie Owen erkannte. Sie mußte blinzeln, um ihre Tränen zurückzuhalten.
Sie hätte wissen müssen, daß dieser Teufelskerl nicht so leicht
sterben würde. Gemeinsam mit dem Fremden bewegte er sich
durch die immer weiter zurückweichende Menge wie ein unaufhaltsamer, tödlicher Alptraum, und blutige Gestalten sanken reihenweise vor ihnen zu Boden und rührten sich nicht
mehr. Niemand konnte ihnen widerstehen, und nach wenigen
Minuten versuchte es auch niemand mehr. Die wenigen überlebenden Blutsüchtigen wandten sich in wilder Flucht ab und
rannten davon, und plötzlich war alles vorbei.
Owen und der Fremde senkten ihre Schwerter und sahen
den Flüchtenden hinterher, dann warfen sie sich gegenseitig
anerkennende Blicke zu. Hazel rannte zurück und gesellte
sich zu den beiden und dann mußte sie den Arm um Owen
legen, weil seine Knie nachzugeben drohten. Er zitterte wie
ein Pferd nach einem Rennen, trotzdem brachte er ein verzerrtes Grinsen zustande.
»Wißt Ihr eigentlich«, begann er mit schwerer Zunge, »daß
dies schon das zweite Mal ist, daß mich jemand anderes retten
mußte? Ein einziges Mal würde ich es gerne alleine schaffen,
in Ordnung? Ist das zuviel verlangt?«
»Mann, Todtsteltzer! Halt endlich den Mund und sieh zu,
daß du wieder zu Atem kommst!« sagte Hazel. »Wenn du am
Ertrinken wärst, würdest du dich doch tatsächlich noch über
den Ast beschweren, den man dir hinstreckt, weil seine Qualität nicht deinen Ansprüchen genügt. Was hast du da eben eigentlich gebrüllt?«
» Shandrakor! Der Kampfruf meines Clans«, erwiderte
Owen. Seine Stimme klang wieder kräftiger. »Ich habe ihn
noch nie zuvor benutzt. Ich hätte nie gedacht, daß ich es eines
Tages tun würde. Es ist doch überraschend, was einem so
alles durch den Kopf geht, wenn man erkennt, daß man am
Ende vielleicht doch noch mit dem Leben davonkommt.
Apropos Leben – wer ist eigentlich Euer tapferer neuer
Freund hier?«
»Frag mich nicht«, entgegnete Hazel. »Ich dachte, es wäre
ein Freund von dir!«
Sie wandten sich beide zu ihrem unerwarteten Retter um,
und er blickte ruhig zurück. Sein Gesicht war tatsächlich nicht
ganz menschlich, wie Hazel vermutet hatte: Irgendetwas
stimmte nicht in den Proportionen; beinahe, als wäre es von
fremdartigen, ungewohnten Emotionen geprägt. Aber am
fremdartigsten waren noch die Augen. Ihr Anblick jagte eine
Gänsehaut über Owens und Hazels Arme und ihre Nackenhaare standen zu Berge. Die Augen des Mannes leuchteten im
schwachen Licht der Straße golden, als glühten sie durch ein
geheimnisvolles Feuer von innen heraus. Sie verrieten den
Fremden wie ein Kainsmal. Er war ein Hadenmann. Einer der
legendären Krieger der verlorenen Welt Haden . Man traf sie
heutzutage nur noch selten, vielleicht einen auf jeder hundertsten Welt des Imperiums: die wenigen Überlebenden der
schrecklichen Rebellion der Hadenmänner, als von Menschen
geschaffene Kyborgs versucht hatten, die Menschheit mit
Stumpf und Stiel auszulöschen. Die Hadenmänner hatten verloren, aber es war sehr knapp gewesen. Und jetzt hatten sich
die letzten Überlebenden über das gesamte Imperium verteilt,
gefürchtet und verehrt als die besten Krieger, die das Imperium je

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