Der eiserne Thron
weiterzuverfolgen, und konzentrierte sich statt dessen auf den Empfangsraum.
Owen lag eine sarkastische Bemerkung auf der Zunge, doch
er beherrschte sich und setzte ein herablassendes Lächeln auf.
Die Einrichtung des Olympus’ war seit mindestens zwanzig
Jahren aus der Mode, und das Mobiliar war eindeutig von
jemandem entworfen worden, der mehr an Stil als an Bequemlichkeit interessiert gewesen war. Nicht, daß Owen viel
Ahnung von Stil gehabt hätte. Er entschied sich, lieber stehen
zu bleiben. Er hatte die vage Vermutung, daß die Stühle
schreckliche Dinge mit seinem Hintern anrichten könnten.
Nicht ganz unähnlich der Göttin an der Tür …
Seine Gedanken schweiften eben wieder ab, als die Tür am
gegenüberliegenden Ende der Rezeption sich öffnete und ein
Riese hereinkam. Nach einem Augenblick erkannte Owen,
daß der Mann nicht wirklich so groß war, höchstens einsneunzig, doch seine gewaltigen Muskelpakete ließen ihn viel
größer erscheinen. Er war unglaublich gut entwickelt und hatte Muskeln an Stellen, wo Owen nicht einmal Stellen hatte.
Der Mann sah aus, als hätte er bereits als Säugling Gewichte
gehoben. Als Owen bemerkte, wie seine Muskeln sich beim
Gehen spannten und schwollen, fragte er sich überrascht, ob
das Gehen dem Riesen keine Schmerzen bereitete. Der Gigant
kam heran, baute sich vor ihnen auf und bedachte seine Besucher mit einem knappen, unpersönlichen Lächeln. Owen erkannte überrascht, daß der Mann recht gutaussehend war. Es
fiel nur nicht gleich als erstes auf, weil der Riese nur mit einer
äußerst eng sitzenden kurzen Hose bekleidet war, damit seine
Muskeln besser zur Geltung kamen. Unter anderem. Owen
bemerkte, daß Hazel den Riesen mit unverhohlener Faszination anstarrte. Sie sah aus, äs wolle sie ihn mit den Augen auffressen. Owen rümpfte indigniert die Nase. Es gab wichtigere
Dinge als Muskeln.
Er hüstelte höflich, um die Aufmerksamkeit des Mannes auf
sich zu lenken, und der andere wandte sich ihm zu. Owen
fühlte sich, als stünde er in einem Loch.
»Mein Name ist Tom Sefka«, sagte der Riese mit einer
rumpelnden Baßstimme, die Owens Knochen vibrieren ließ.
»Geschäftsführer und Besitzer des Sportpalasts. Ich nehme an,
es geht um etwas Wichtiges. Delia stört mich für gewöhnlich
nicht, aber der Hadenmann dort hat sie beeindruckt.« Er blickte nachdenklich zu Mond. »Wenn Ihr ein wenig Geld verdienen wollt – einige meiner Gäste würden gut bezahlen, um im
Ring gegen einen aufgerüsteten Mann anzutreten.«
»Danke«, erwiderte Mond höflich. »Aber ich mache immer
alles kaputt, wenn ich spiele.«
Sefka zuckte zusammen, als er Monds Stimme vernahm.
Aber er ließ sich nichts weiter anmerken und wandte sich
wieder an Owen. »Was kann ich für Euch tun?«
»Wir suchen nach Jobe Eisenhand«, drängte sich Hazel ein
wenig kurzatmig vor. »Es ist wirklich wichtig, daß wir mit
ihm sprechen.«
Sefka runzelte die Stirn. »Ihr habt mich deswegen aus meiner Arbeit gerissen? Was zur Hölle wollt Ihr von Jobe Eisenhand?«
»Wir hatten angenommen, daß er der Besitzer oder zumindest Teilhaber ist«, erklärte Owen. Sefka grinste unangenehm.
»Wohl kaum. Wenn Ihr mit Jobe reden wollt, er ist hinten
bei seiner Arbeit. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mit ihm reden,
aber haltet ihn nicht von seiner Arbeit ab. Kommt zu mir zurück, wenn Ihr fertig seid. Ihr seht alle zusammen aus, als
könnten Euch ein paar Gewichte auf den Schultern nicht
schaden.«
Owen hob die Augenbrauen. »Macht es Eisenhand nichts
aus, wenn wir ihn alle zusammen überfallen?«
»Es hat ihm nichts auszumachen«, erwiderte Sefka. »Er ist
schließlich nur der Hausmeister hier. Ihr findet ihn, wenn Ihr
durch diese Tür geht, dann die zweite rechts und den Korridor
entlang. Wenn Ihr fertig seid mit ihm, sagt ihm bitte, daß die
Duschen noch immer nicht sauber sind.«
Der Riese nickte ihnen kurz zu, drehte sich um und verschwand durch die gleiche Tür, durch die er die Empfangshalle betreten hatte. Zu Owens Überraschung bebte der Boden
nicht unter seinen Füßen. Hazel blickte Sefka mit hungrigen
Augen hinterher. Owen spürte, wie Ärger in ihm aufstieg.
Sefka war nichts Besonderes. Wahrscheinlich hatte er auch
dort nur Muskeln, wo eigentlich ein Gehirn hätte sein sollen.
»Vielleicht sollten wir hinterher wirklich noch einmal zu
ihm gehen«, sagte Hazel. »Ich würde meinen Körper zu gerne
in seine Hände legen.«
»Es wäre nicht schlecht, wenn Ihr Eure animalischen
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