Der eiserne Thron
würden ihn hier
finden«, sagte Owen. »Und ich habe wirklich nicht das Bedürfnis, zu ihnen zurückzugehen und über diesen Punkt zu
streiten. Ich gehe rein. Haltet die Augen offen und mir den
Rücken frei, ja? Und stehlt kein herumliegendes Silber …«
Owen setzte sich in Bewegung. Er marschierte zum Eingang
und zog kräftig an der Klingelschnur. Er spürte mehr als er
hörte, wie die anderen hinter ihm herankamen, und er grinste
schwach. Man mußte sie nur hin und wieder daran erinnern,
wer das Kommando hatte. Die Tür öffnete sich, und Owen
setzte sein hochnäsigstes Gesicht auf. Wenn du im Zweifel
bist , dann behandle die Leute wie den letzten Dreck . In neunzig Prozent der Fälle nehmen sie ganz automatisch an , daß du
eine hochstehende Person bist , die wahrscheinlich gekommen
ist , um ihren krummen Geschäften ein Ende zu machen . Nach
Owens Erfahrung gingen die meisten Leute zu gegebener Zeit
irgendwelchen krummen Geschäften nach. Er versuchte, nicht
an die restlichen zehn Prozent zu denken. Sie waren einer der
Gründe, aus denen er sein Schwert trug.
Im Türrahmen erschien eine hochgewachsene, graziöse, lebende Göttin, die ein breites Lächeln und ein sehr knappes
Bodystocking trug, das größtenteils aus schwarzer Spitze zu
bestehen schien. Sie war muskulös, und Owen wußte instinktiv, daß sie bereits vor dem Frühstück mehr Liegestützen
machte, als er in einem ganzen Monat.
»Hallo«, hauchte sie ein wenig atemlos. »Kann ich etwas
für Euch tun?«
Owen fielen augenblicklich verschiedene Dinge ein, und
zumindest eines davon würde ihn aller restlichen Kräfte berauben … Mit einer bewußten Anstrengung riß er sich zusammen und konzentrierte sich auf das, weswegen er hier
war. »Wir müssen mit dem Geschäftsführer sprechen«, begann er mit – wie er hoffte – fester, befehlsgewohnter Stimme.
»Selbstverständlich«, erwiderte die Göttin, und ihr Lächeln
wurde noch breiter. »So kommt doch herein!«
Sie trat zur Seite und winkte den dreien. Owen machte einen
selbstsicheren Schritt an ihr vorbei, und die Göttin atmete tief
ein. Ihre wundervolle Brust drückte sich beinahe in sein Gesicht. Owens Knie wurden weich. Er beeilte sich, in den Empfangsraum zu kommen, und atmete selbst einige Male tief
durch. Hinter sich vernahm er das mittlerweile vertraute mißbilligende Naserümpfen Hazels. Der Hadenmann blieb ruhig.
Wahrscheinlich stand er weit über derartigen Dingen. Hinter
ihnen schloß die Göttin die Tür mit einem beunruhigend endgültigen Geräusch, dann war sie wieder bei ihnen. Sie schenkte Owen erneut ihr verwirrendes Lächeln und nahm eine lässige Pose ein, die rein zufällig ihren atemberaubenden Körper
noch stärker betonte.
»Macht es Euch bequem«, schlug sie gewinnend vor. »Ich
werde den Geschäftsführer informieren, daß Ihr hier seid.«
Mit einer fließend geschmeidigen Bewegung wandte sie
sich um und verschwand auf der gegenüberliegenden Seite
durch eine Tür, bevor Owen wieder zu Luft gekommen war.
Er warf einen Blick zu Tobias Mond.
»Welch eine warme und verständnisvolle Brust diese Frau
doch hat!«
»Hübsche Deltamuskeln«, erwiderte der Hadenmann.
»Wenn ihr beide wieder aus eurem Hormonrausch erwacht«, sagte Hazel mit eisiger Stimme, »dann nehmt ihr vielleicht davon Kenntnis, daß sie die Tür hinter uns verriegelt
hat. Wenn sie euch erkannt hat …«
»Entspannt Euch«, unterbrach sie Mond. »Ich bin jetzt bei
Euch.«
Hazel bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Halten
deine Batterien denn noch?«
»Ich habe mehr als genug Energie in meinen Systemen, um
mit allen Problemen fertig zu werden, die sich uns in den Weg
stellen.«
Hazel rümpfte verächtlich die Nase. »Wenn du so stark und
mächtig bist, großer Krieger, wieso hat es dich dann auf diese
Welt verschlagen?«
»Ich vertraute den falschen Leuten.« In Monds unnatürlicher Stimme schwang ein Ton mit, der Hazel daran hinderte,
weitere Fragen zu stellen.
Owen blickte sich in der Empfangshalle um. Es schien ihm
im Augenblick das sicherste. Selbst wenn er ruhig dastand
und schwieg, hatte der Hadenmann etwas zutiefst Beunruhigendes an sich. Er befand sich nun seit beinahe einer Stunde
in Owens Nähe, doch seine Gegenwart war noch immer genauso bedrohlich wie im ersten Augenblick. Owen hatte das
Gefühl, als wäre der Hadenmann immer bereit zuzuschlagen,
bereit, im nächsten Augenblick zu töten. Er entschied, diesen
Gedanken eine Weile nicht
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