Der eiserne Thron
explodierte.
Schwejksam schrie voller Entsetzen auf und erschauerte, als
Blut und Knochensplitter seine Uniform trafen.
Ein weiterer Esper begann abgehackte Sätze in einer Sprache hervorzustoßen, die keiner verstand. Die verbliebenen
Telepathen drängten sich wie verängstigte Kinder zusammen,
schlossen die Augen und konzentrierten all die Macht ihrer
übernatürlichen Sinne darauf, sich zu schützen. Schwejksam
spürte, wie Schuldgefühle in ihm hochsteigen wollten, aber er
schob den Gedanken energisch zur Seite. Dazu war keine
Zeit.
»Sind die Herrschaften jetzt stabil? Können wir mit unserem Auftrag fortfahren?«
Langsam nickten die Esper. Einer von ihnen starrte wütend
auf Schwejksam. »Fahrt fort. Fahrt fort, solange Ihr noch
könnt. Es weiß, daß wir hier sind.«
Schwejksam wandte sich an die Infanteristen, die die beiden
Disruptorkanonen bemannten. Die schimmernde Festigkeit
der Waffen stärkte sein Selbstvertrauen. Sie besaßen genügend Feuerkraft, um ein Loch in die Hülle eines Sternenkreuzers zu blasen.
»Alles bereithalten. Auf meinen Befehl hin beide Kanonen
abfeuern – JETZT!«
Die Disruptorkanonen feuerten. Ihre gleißenden Strahlen
vertrieben für einen Augenblick beinahe die allgegenwärtige
Finsternis. Knisternde Energie tanzte über die stählerne Wand
des Gewölbes, ohne ihm einen sichtbaren Schaden zufügen zu
können. Und dann öffnete sich plötzlich zögernd eine verborgene Tür in der Wand, sechs Meter hoch und vier breit, als
hätte die bloße Gewalt der Waffen sie eingedrückt. Die Kanonen stellten das Feuer ein, und alles starrte mit angehaltenem
Atem auf den finsteren Spalt hinter der Tür.
Schwejksams Hand verkrampfte sich um den Kolben seiner
Pistole, bis die Knöchel weiß hervortraten. Er wappnete sich
auf den Ansturm von Schläfern , die wie Berserker auf die
Eindringlinge eindrangen; aber da war nichts. Überhaupt
nichts. Und jetzt, nachdem die beiden Kanonen das Feuer
eingestellt hatten, war es auf einmal sehr still. Das einzige
Geräusch war das angespannte, erwartungsvolle Atmen der
Mitglieder des Kontaktteams. Dann sprang ein einzelner Schläfer aus der Tür, und Blut spritzte durch die Luft, als er
sich mit irrer Wut mitten unter die wartenden Soldaten stürzte.
Das Wesen war groß und furchterregend. Schwejksam
konnte außer einem glitzernden Schuppenpanzer und blitzenden Stahlzähnen nichts erkennen. Es bewegte sich schneller
unter den Männern, als sie denken konnten, und riß und fetzte
sich mit Klauen und Zähnen seinen Weg durch die Soldaten,
packte sie und warf sie durch die Luft, als wögen sie nicht
mehr als ein Blatt im Wind. Die Infanteristen feuerten ihre
Disruptoren, aber das Wesen war nie dort, wo sie hinzielten.
Es war riesig, es war schnell, es war tödlich, und es war anscheinend überall zugleich. Disruptorstrahlen fuhren durch
das Getümmel, und zwei Infanteristen und ein Wampyr brachen von freundlichem Feuer getroffen zusammen.
Endlich griffen die Kampfesper ein und überschütteten die
Kreatur mit einer gewaltigen Woge psychokinetischer Energie. Sie hielten das Wesen durch die bloße Macht ihrer Gedanken an Ort und Stelle fest. Es sah aus wie ein Alptraum
aus spitzem, blutbesudeltem Panzer, mit entfernt menschenähnlicher Gestalt, aber einem herzförmigen Kopf, der vollkommen fremdartig und ausdruckslos schien.
Einen Augenblick lang hielten alle wie erstarrt inne, dann
stürzten sich die Wampyre auf das Wesen und versuchten, es
mit ihren überlegenen Kräften zu Fall zu bringen. Aber die
Kraft der Esper erlahmte bereits. Ohne die schützenden ESPBlocker war die Stadt für ihren sensiblen Verstand einfach
unerträglich. Die Kreatur drehte ihren unmenschlichen Kopf,
und aus ihren Augen und ihrem Mund fuhren Strahlen knisternder Energie und zerrissen die angreifenden Soldaten in
heftigen, blutigen Explosionen. Der Schläfer machte eine
ruckhafte Bewegung, und neue Stacheln wuchsen aus seinem
Panzer und durchbohrten die sich an ihm festklammernden
Wampyre. Schwarzes Blut strömte aus ihren Mündern, aber
sie schrien nicht und lockerten nicht den Griff. Dann explodierten die Stacheln wie Splittergranaten und zerfetzten einen
Teil der Wampyre, die wie blutige Nadelkissen durch die Gegend flogen.
»Verbrennt seinen Verstand!« kreischte Schwejksam, doch
die Esper konnten ihn nicht hören. Aus ihren Nasen, ihren
Augen und Ohren trat Blut und rann an ihren Gesichtern herab wie purpurne Tränen … und plötzlich
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