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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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der Schrei sich
entfernte. Schwejksam und Frost schoben sich an den anderen
vorbei und blieben am Rand des Lochs stehen. Sie konnten
den Schrei noch immer hören, aber er wurde rasch leiser und
verstummte ganz, während sie auch den Helmscheinwerfer
der fallenden Gestalt aus den Augen verloren. Die Soldaten
drängten sich um das Loch und richteten ihre Scheinwerfer
nach unten, doch das Licht schien irgendwie verschluckt zu
werden, und sie sahen nichts außer Schwärze.
»Habt Ihr eine Idee, wie rief es ist?« fragte Schwejksam
schließlich. »Können wir eine Leine hinablassen und ihn zurückholen?«
»Die Sensoren sind ausgefallen«, erwiderte Frost leidenschaftslos. »Auf den Bewegungsmeldern ist nichts zu erkennen. Nach allem, was wir bisher gesehen haben, kann es
durchaus bodenlos sein.«
»Wir gehen weiter«, entschied Schwejksam und richtete
sich auf. Ein Soldat funkelte ihn wütend an.
»Wir lassen unsere Kameraden nicht einfach zurück, Kapitän.«
»Diesmal schon, Soldat. Wir haben keine Möglichkeit, ihn
da wieder herauszuholen, falls er überhaupt noch lebt – was
ich für unwahrscheinlich halte. Wir werden mit ziemlicher
Sicherheit noch weitere Verluste haben, bevor wir wieder an
die Oberfläche kommen. Gewöhnt Euch besser an diesen Gedanken. Und jetzt setzt Euch in Bewegung, Soldat. Da Ihr so
eifrig seid, macht es Euch sicherlich nichts aus, die Spitze zu
übernehmen.«
Der Infanterist starrte ihn mit mühsam beherrschter Wut an,
aber er sagte nichts mehr. Brüsk machte er auf dem Absatz
kehrt und stapfte durch den engen Korridor voran. Schwejksam winkte den anderen Infanteristen, ihm zu folgen. »Alles
bleibt dicht beisammen und hält die Augen offen. Mit Sicherheit warten hier unten noch mehr Fallen auf uns.« Er blickte
über das Loch hinweg zu Frost. »Haben wir keine Instrumente
mehr, die derartige Fallen vorher entdecken können?«
»Nein«, erwiderte sie leise. »Die Stadt scheint sie irgendwie
… zu verwirren. Es ist alles zu fremd. Zu verschieden.«
Die Kontaktmannschaft marschierte weiter. Sie waren jetzt
vorsichtiger. Die Erinnerung an das, was mit dem ersten Team
geschehen war, lag allen wieder frisch im Gedächtnis. Damals
hatte es noch keine Fallen gegeben. Es schien, als hätten die
Städte gelernt, sich gegen die Eindringlinge zu verteidigen.
Mit einem Mal lauerten auf allen Seiten Fallen. Plötzlich
und unerwartet schlugen sie zu. Spitze Metalldornen schossen
aus einer scheinbar glatten Wand und durchbohrten einen
vorbeigehenden Soldaten. Er hing für einen Augenblick an
den Dornen wie ein aufgespießter Schmetterling, dann fuhren
sie wieder in die Wand zurück, und sein Leichnam fiel zu
Boden. Das Metall gab ein leises, saugendes Geräusch von
sich, als es aus dem Körper zurückgezogen wurde; ein
schrecklicher Laut in der bedrückenden Stille. Die Mannschaft rückte argwöhnisch weiter vor und ließ die leblose Gestalt zurück. Man würde die Leiche auf dem Rückweg nach
oben bergen. Wenn alles gutging.
Dann fanden unerwartete Ausbrüche von Hitze oder Kälte
statt, beides extrem genug, um nacktes Fleisch zu verbrennen
oder zu erfrieren. Einmal folgte ihnen ein unheimliches Heulen durch einen engen Gang nach unten. Das Geräusch
kreischte zuerst schrill in ihren Ohren, dann sank der Ton so
tief, daß sie ihn nur noch in ihren Eingeweiden spüren konnten. Das Geräusch schien ihnen nichts anhaben zu können,
also ignorierten sie es. In den Wänden öffneten sich verborgene Nischen voller Geheimnisse und Fremdartigkeit, und
gleitende Paneele fuhren auf und schlugen zu wie hungrige
Mäuler. Die Gravitation änderte sich sprunghaft von Beinaheschwerelosigkeit zu einem erdrückenden Gewicht, das jedes
Fortkommen fast unmöglich machte. Einer der Esper blieb
ohne ersichtlichen Grund stehen und begann zu kichern. Er
lachte immer lauter und lauter und hatte ganz offensichtlich
den Verstand verloren. Ein Infanterist hatte Mitleid – vielleicht war er auch nur durch das unheimliche Lachen völlig
entnervt – und schoß ihm in den Kopf. Die Kontaktgruppe
setzte ihren Weg fort. Eine Stunde verging, und sie verloren
während dieser Zeit sieben Infanteristen, einen Esper und einen Wampyr, der nicht aufgepaßt hatte, wo er hintrat.
Schwejksam warf Frost einen zweifelnden Blick zu. »Seid
Ihr sicher, daß diese Stadt verlassen ist?«
Investigator Frost zuckte die Schultern. »Soweit unsere Instrumente an Bord der Unerschrocken funktionierten,

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