Der eiserne Thron
wirr durcheinander, ohne dadurch unverständlich zu werden; Hunderte von
Stimmen, die alle klar und deutlich ohne Verlust von Bedeutung in seinem Kopf erklangen. Es waren mehr als bloße
Worte; Gedanken, Gefühle, Eindrücke, die Schärfe und Geschmack hinzufügten. Und darunter ein Konzert von Wesenheiten, sechs scharfe, unnachgiebige Egos, die miteinander
diskutierten, lenkten und Entscheidungen trafen. Valentins
Bewußtsein schwang im Rhythmus mit, aber er grenzte sich
scharf ab. Der Aufprall schierer Gedanken wäre für einen
normalen menschlichen Verstand zuviel gewesen, doch Valentins Geist war schon lange nicht mehr normal. Nicht nach
allem, was er damit angestellt hatte. Er hielt sich am Rand der
telepathischen Wellen und genoß fasziniert, was er auffangen
konnte. Wenn die Esper-Droge mir diese Fähigkeiten verleiht , dann muß ich sie einfach haben . Zur Hölle mit dem Preis . Er
spürte Huths Lachen neben sich mehr, als daß er es hörte.
Dann zog Huth sich zurück, machte einen Schritt zur Seite,
und die telepathische Verbindung brach ab. Valentin
schwankte auf den Beinen, als er wieder in die engen Grenzen
seines Egos zurücksank. Schwache Erinnerungen an das Erlebnis waren alles, was er zurückbehielt, aber sie hatten seinen
Hunger geweckt. Valentin Wolf grinste schief. Wahrscheinlich hatte Huth genau das beabsichtigt: Ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und seine Konzentration auf Wege zu lenken, wie er an die Droge kommen konnte. Nur, daß Valentin
sich mit Drogen auskannte und daß keine einzige es bisher
geschafft hatte, ihn abhängig zu machen. Und die EsperDroge war schließlich nicht der einzige Grund, der ihn hergeführt hatte. Der Untergrund war der Weg zur Macht, und das
kam an erster Stelle. Immer.
Valentins Kopf ruckte scharf herum, als vier Männer durch
einen weiteren Eingang in die Höhle traten. Ihre Gesichter
waren vollkommen gleich und zeigten den gleichen Ausdruck, und sie bewegten sich auch auf die gleiche Art und
Weise. Das einzige Unterscheidungsmerkmal bildete ihre verschiedenartige Kleidung. Klone. Wahrscheinlich Vertreter der
Klon-Bewegung. Sie waren groß und schlank und fast unglaublich geschmeidig. Die Klone strahlten eine natürliche
Erhabenheit aus, die weit über bloße Würde zu gehen schien.
Valentin erkannte einen geborenen Anführer, wenn er ihn sah.
Was auch immer hier zu besprechen war, es mußte von allergrößter Wichtigkeit sein. Die Anführer der Klone erschienen
kaum jemals persönlich zu einer Besprechung.
Den vier Männern folgten drei Frauen, die sich ebenfalls bis
aufs Haar glichen. Valentins Interesse erwachte. Er hatte diese
Gesichter schon einmal gesehen. Es war das Gesicht der
Esper-Frau, die zu Füßen der Imperatorin gestorben war,
nachdem sie die Eiserne Hexe vor dem versammelten Hof mit
einer Torte im Gesicht gedemütigt hatte. Sie war eine Elfe
gewesen: Angehörige der Esper-Liberations-Front, des extremistischen Flügels der Esper-Bewegung. Und jetzt stellte sich
heraus, daß sie außerdem auch ein Klon gewesen war. Durchaus ungewöhnlich, denn nur wenige Esper überlebten das
Klonen.
Die drei Frauen waren vielleicht Anfang Zwanzig und trugen die gleiche Kleidung wie ihre tote Schwester, Eisen und
Leder. Sie waren klein und stämmig, mit nackten, muskulösen
Armen, und eine von ihnen hielt lässig eine eiserne Hantel in
der Hand, als wöge sie nichts. Alle drei besaßen langes
schwarzes Haar, das bis zu den Schultern fiel und in das sie
zahlreiche bunte Bänder geknotet hatten. Ihre Gesichter waren
kühn geschnitten, mit hochstehenden Wangenknochen, und in
wilden Farben geschminkt. In ledernen Scheiden an ihren
Hüften steckten Schwerter und Disruptorpistolen. Beides sah
ganz danach aus, als hätten sie häufig davon Gebrauch gemacht. Die drei Frauen blickten ruhig und kühl in die Runde,
und ein unsichtbarer Hauch von Gefahr ging von ihnen aus.
»Willkommen, Stevie Blues«, sagte Mister Perfekt. »Eure
Anwesenheit ehrt uns. Als Esper und Klone seid Ihr geradezu
prädestiniert, die beiden Untergrundbewegungen einander
näherzubringen.«
»Obwohl keiner von uns sagen kann, wem Eure Loyalität in
Wirklichkeit gilt«, sagte der Drache, und eine lange, dünne
Zunge schoß aus seinem Maul.
»Spart Euch die Schmeicheleien und die Paranoia«, erwiderte eine der Stevie Blues kühl. »Wir sind hier, um miteinander zu reden, also fangt gefälligst an. Einige von uns haben
auch noch andere Dinge zu
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