Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
nirgendwo mehr hinkonnte. Valentin gab einen Dreck darauf.
Evangeline Shreck kannte er bereits, und es überraschte ihn
nicht, sie hier zu sehen. Sie unterstützte die Klon-Bewegung
seit einiger Zeit leidenschaftlich, obwohl ihre Beweggründe
im dunkeln blieben. David Todtsteltzers Gesicht war neu. Der
Junge hatte den Titel geerbt, nachdem Owen ausgestoßen
worden war, aber er schien sich nicht sehr darüber zu freuen.
Er war erst siebzehn, ein Vetter Owens aus einer weniger bedeutenden Seitenlinie und ungeübt in den tückischen Intrigen
des Imperialen Hofes. Groß, tadellos gekleidet und mit Sicherheit nicht halb so nervös, wie er den Anschein erweckte.
Hübsch genug, um eine ganze Reihe von Herzen am Hof in
Flammen zu setzen, doch noch zu jung, um das bereits zu
wissen. Oder vielleicht auch nicht. Er war schließlich ein
Todtsteltzer.
David hatte den Titel geerbt, weil Owen keine Brüder oder
Schwestern besaß; die genetische Marotte, die den Todtsteltzers den Zorn schenkte, tötete die meisten Kinder, bevor sie
erwachsen werden konnten. Die Familie betrachtete das als
akzeptables Risiko. Auf die Idee, die Kinder um ihre Meinung
zu fragen, war noch nie jemand gekommen. Davids Motive
für seine Kontakte mit dem Untergrund lagen auf der Hand.
Er wollte vermeiden, daß er wie Owen für vogelfrei erklärt
oder wie Owens Vater ermordet werden würde, und er war
schlau genug zu wissen, daß er am Hof niemandem trauen
durfte und absolut keine Freunde besaß. Der Name Todtsteltzer war zu einem Synonym für Verrat und Pech geworden,
und die meisten Leute machten einen großen Bogen um ihn,
für den Fall, daß etwas davon abfärbte.
Das dritte Gesicht weckte Valentins Neugier. Kit SommerEiland, auch genannt Kid Death, der vor Ehrgeiz seine eigene
Familie ermordet hatte, nur um sich am Ende allein zu finden,
weil weder der Hof noch irgendeine andere Familie ihm noch
über den Weg traute. Ein irre gewordener, bissiger Hund, der
sich von seiner Leine losgerissen hatte. Kit war anscheinend
deswegen mit der Untergrundbewegung in Verbindung getreten, weil niemand sonst mehr etwas mit ihm zu tun haben
wollte. Die Eiserne Hexe hatte eine Zeitlang mit ihm gespielt,
aber Kit hätte wissen müssen, daß das nicht lange gutgehen
konnte. Er war zu gefährlich. Ein Schwert, das sich leicht gegen jeden erheben konnte, der es zu benutzen versuchte. Kid
Death, der lächelnde Killer. Prachtvoll wie immer in seiner
Rüstung aus Schwarz und Silber. Er sah noch jung aus mit
seinem wehenden blonden Haar und seinem blassen Gesicht,
aber seine eisigblauen Augen waren steinalt. Er hatte genug
Tod und Blut für ein ganzes Dutzend Leben gesehen, und er
erinnerte sich mit Genuß an jede Minute.
Valentin trat vor und verbeugte sich höfisch vor Evangeline
Shreck. »Liebe Evangeline! Es tut so gut, Euch wiederzusehen. Eine wahre Schande, was auf der Hochzeit vorgefallen
ist, aber so ist nun mal das Leben! Oder sollte ich lieber sagen: der Tod? Euer Vater hatte immer den Hang, ein wenig
überzureagieren.«
»So kann man es auch sehen«, erwiderte Evangeline. »Ihr
seht ganz anders aus ohne all Eure Schminke, werter Valentin.
Beinahe menschlich!«
»Eine bloße Illusion«, entgegnete Valentin glatt. Er wandte
sich zu dem jungen Todtsteltzer um und verbeugte sich erneut, diesmal nicht ganz so tief und nicht ganz so höfisch.
»Ich glaube, ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen, werter Herr. David, nicht wahr? Ich bin …«
»Ich weiß sehr wohl, wer Ihr seid. Und mein Name wird
Deeei-wied ausgesprochen.« Die Stimme des jungen Todtsteltzer klang kühl und scharf in dem Bemühen, die Gemessenheit zum Ausdruck zu bringen, die sein neuer Titel erforderte.
»Ganz wie Ihr wünscht«, erwiderte Valentin. »Aber ich
fürchte, auch Ihr werdet Euch daran gewöhnen müssen zu
kommen, wenn der Untergrund ruft, ganz egal, wie sie Euren
Namen aussprechen. Hier unten ist kein Raum für die Manieren und das Gehabe, das wir in der Gesellschaft an den Tag
legen, aber das macht schließlich auch einen Teil des Reizes
am Verrat aus, findet Ihr nicht? Hier unten gibt es keine Gesetze, keine vorgeschriebenen Verhaltensmaßregeln, niemanden, der uns niederknien läßt oder den Kopf zu beugen
zwingt. Hier unten sind wir alle gleich. Und alles, was sie von
uns verlangen, ist der Mut zu kämpfen – und, wenn es sein
muß, für unsere Sache zu sterben.«
»Und warum seid Ihr dann hier, Valentin?« fragte Kid
Death. »Ihr

Weitere Kostenlose Bücher