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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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von Nervosität
oder Hektik geben; das könnte unter Umständen als Schwäche
gedeutet werden. Herr der Lage zu sein und alles unter Kontrolle zu halten reichte allein nicht aus; die Menschen mußten sehen , daß er Herr der Lage war und alles unter Kontrolle hatte . Ansonsten würden ihn schon bald die Geier umkreisen.
Die Leute, denen er unterwegs begegnete, traten zur Seite und
verneigten sich tief vor ihm. Was auch immer geschehen war
– die niederen Ränge hatten zumindest noch keinen Wind
davon bekommen. Dram bemerkte nicht zum ersten Mal die
verstärkten Sicherheitsmaßnahmen, als er sich den Gemächern der Imperatorin näherte. Darunter auch einige, die er
zuvor noch nicht gesehen hatte. Entweder fühlte sich Löwenstein wieder einmal nicht sicher genug, oder es hatte während
seiner Abwesenheit einen erneuten Angriff auf ihre Person
gegeben. Letzteres erschien ihm unwahrscheinlich. Wenn die
Elfen oder die Klone etwas vorgehabt hätten, dann wäre er
darüber informiert gewesen. Und auch die letzten Berichte
seiner eigenen Agenten hatten nichts Neues zutage gebracht.
Wo er auch hinsah – überall neue Wachen, neue Kameras,
neue Sensoren. Und ganz ohne Zweifel gab es noch eine hübsche Menge mehr, die er nicht sah. Sein Rücken begann sich
zu versteifen, als er an die verborgenen Waffen dachte, die
jeder seiner Bewegungen folgten. Die meisten davon hatte er
selbst installiert, aber es gab auch welche, von denen er nichts
wußte.
Sein ESP erlosch unvermittelt, als er in die Nähe eines ESPBlockers kam, der zuvor ganz definitiv noch nicht dort gewesen war. Normalerweise war Löwenstein XIV. schon ganz
zufrieden, wenn sie einen in ihren Gemächern hatte. Es gab
immerhin eine lange Warteliste für neue ESP-Blocker, und es
dauerte lange, einen anzufertigen – genauso lange, wie ein
Esper eben benötigte, um erwachsen zu werden und seine
Kräfte voll zu entfalten.
Dram erreichte die gepanzerte Luftschleuse, die den einzigen Zugang in die privaten Gemächer der Imperatorin bildete,
und die sechs diensthabenden Wachen (vier mehr als gewöhnlich!) nahmen Habachtstellung an. Dram erwiderte ihren militärischen Gruß lässig und blieb ruhig und locker stehen, während die Sensoren sich davon überzeugten, daß er wirklich der
war, der er zu sein schien. Er trug keine seiner üblichen Waffen; nicht einmal ihm war es erlaubt, Waffen in die Privatgemächer der Imperatorin mitzunehmen. Mit leisem Zischen
glitt die Schleusentür zur Seite, und der Oberste Krieger betrat
die Kammer. Die Schleusenkammer war eben groß genug für
einen Mann, und als die Tür hinter ihm wieder zuglitt, mußte
er gegen ein aufsteigendes klaustrophobisches Gefühl ankämpfen. Die Form der Schleuse sollte die Geborgenheit einer
Gebärmutter vermitteln, aber Dram war einfach nicht in der
richtigen Stimmung. Dann schwang auch schon die innere Tür
auf, und er trat hinaus in das private Reich der Herrscherin …
und wurde von den einzigen Lebewesen empfangen, die die
Privatsphäre der Imperatorin teilen durften: ihren Dienerinnen. Sie starrten ihn feindselig an, und tief aus ihren Kehlen
drang ein warnendes Knurren. Als er selbstsicher vortrat, wichen sie zögernd zur Seite. Dram schniefte. Die Luft war parfümgeschwängert; der neue Lieblingsduft der Herrscherin, der
auch die vielen Gifte überdeckte, gegen die er und die Dienerinnen immunisiert waren. Der betäubend intensive Geruch
paßte. Löwenstein XIV. war schließlich auch keine dezente
Persönlichkeit. Sie hatte es nicht nötig. Was man nicht nur
roch, sondern auch am Mobiliar erkennen konnte.
Die große Eingangshalle war vollgestopft mit Sesseln, Sofas, Statuen, Gemälden an den Wänden; lauter unbezahlbare
Einzelstücke. Nur die niederen Ränge gaben sich mit Kopien
oder Holoduplikaten ab. Wohin er auch blickte, funkelten
Gold, Silber und Edelsteine; Glanz und Pracht des Imperiums,
alles in einem einzigen Raum zusammengestopft, so daß
kaum noch Luft zum Atmen blieb. Löwenstein XIV. umgab
sich gerne mit schönen Dingen: Es waren die Trophäen ihrer
Regentschaft. So zum Beispiel auch die mumifizierten Köpfe
ihrer hingerichteten Gegner auf einer Reihe von Pfählen, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem Dram es ihr aus hygienischen Gründen hatte ausreden können. Und überall Drinks
und Drogen und Süßigkeiten, für jede Vorliebe und jeden
Geschmack. Ganz privat war Löwenstein XIV. im Grunde
genommen ein richtiges Schwein.
Die

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