Der eiserne Thron
Eurem
Terminkalender vorgenommen. Werft bitte bei Gelegenheit
einen Blick hinein, Sir; diese Verabredungen sind wichtig. Es
scheint, daß Ihr bei der breiten Masse noch immer enorme
Popularität genießt, jedenfalls nach Eurer Post zu urteilen.
Was wieder einmal beweist, daß man über Geschmack streiten kann. Bitten um Hilfe oder finanzielle Unterstützung haben ein wenig zugenommen, Heiratsvorschläge sind leicht
zurückgegangen. Die Versammlung der Lords haßt Euch noch
immer wie die Pest. Sie haben eine Reihe von angeheuerten
Spezialisten geschickt, die während Eurer Abwesenheit Eurer
Quartier mit Fallen überziehen sollten, und ich habe sie gewähren lassen, statt Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Es dauert
sonst immer so lange, all das Blut aufzuwischen. Nachdem sie
wieder gegangen waren, habe ich jede einzelne Falle entschärft. Sie werden immer einfallsreicher, wißt Ihr? Ich finde
wirklich jedesmal ein oder zwei völlig neue Konstruktionen.«
»Und du bist sicher, daß du alle gefunden hast?«
»Ziemlich sicher, Sir.«
»Was soll das heißen?«
»Falls ich etwas übersehen habe, dann werdet Ihr wenigstens nicht herumlaufen und ausposaunen, ich hätte mich geirrt.«
Dram mußte lachen. Gelegentlich erlaubte er der KI derartige Frechheiten. Es war gut für den Charakter.
»Jemand wünscht Euch zu sprechen, Sir.«
»Ich habe im Augenblick keine Lust, mich zu unterhalten.
Mach du das.«
»Es ist die Imperatorin, Sir.«
»Warum zur Hölle sagst du das nicht gleich?« Dram setzte
sich ruckhaft in seinem Sessel auf. Mit einem Schlag war er
hellwach. »Also gut. Stell sie durch.«
Die Wand auf der linken Seite verwandelte sich in einen
riesigen Bildschirm, der von den arktischen Gesichtszügen
der Imperatorin ausgefüllt wurde. Sie sah so … nachdenklich
aus. Der Anblick gefiel Dram überhaupt nicht. Löwenstein
XIV. war immer dann am gefährlichsten, wenn sie nachgedacht hatte. Der Oberste Krieger des Imperiums sprang auf
und verbeugte sich respektvoll. Dann lächelte er warm in das
frostige Blau ihrer Augen.
»Löwenstein, meine Liebste! Welch ein unerwartetes Vergnügen. Was kann ich für dich tun?«
»Komm in meine privaten Gemächer. Sofort. Wir müssen
reden.«
Dram wollte eben eine ruhige, höfliche Antwort geben, als
er sich unvermittelt wieder der nackten Wand gegenüber sah.
Nachdenklich runzelte er die Stirn, als er zum Kleiderständer
ging und seinen Umhang nahm. Sein erster Gedanke war gewesen, daß die Eiserne Hexe alles herausgefunden hatte und
seine einzige Chance darin bestand, augenblicklich das Weite
zu suchen. In Gedanken ging er die nächstgelegenen Fluchtwege und die schnellsten Möglichkeiten zum Verlassen des
Planeten durch, doch dann unterbrach er seine Gedanken und
atmete ein paarmal tief durch. Sein eiserner Wille besiegte die
aufsteigende Panik, und langsam kam er zur Ruhe. Löwenstein konnte nicht alles wissen, sonst hätte sie sich bestimmt
nicht die Mühe gemacht, ihn halbwegs freundlich zu sich zu
bestellen. Statt dessen wäre ein bewaffneter Trupp von Wachen aufmarschiert, hätte seine Tür eingeschlagen und ihn
mitgenommen, egal wie sehr er sich dagegen gewehrt hätte.
Das heißt, sie hätten es zumindest versucht. Eines der Geheimnisse, die er vor Löwenstein XIV. verwahrte, war das
wirkliche Ausmaß seiner persönlichen Sicherheitsvorkehrungen.
Also mußte etwas geschehen sein, während er als Huth unterwegs gewesen war. Etwas, das sie nicht über den Kommlink mit ihm diskutieren wollte. Dram ging in Gedanken die
zahlreichen Angelegenheiten durch, mit denen sich seine Leute im Augenblick herumschlugen, aber er fand nichts Offensichtliches darunter. Nichts, das eine unmittelbare Gefahr hätte bedeuten können. Sonst wäre er auch nicht zu dem Treffen
mit der Untergrundbewegung gegangen. Er konnte es sich
nicht leisten, während einer Notsituation abwesend zu sein,
und es gab eine Grenze, wie weit Argus ihn decken konnte.
Dram seufzte, gab Argus die üblichen Instruktionen zusammen mit der Ermahnung, nicht mit fremden Leuten zu sprechen, und öffnete die Tür. Er würde schon selbst zu Löwenstein XIV. gehen und fragen müssen, wenn er wissen wollte,
was geschehen war. Er hoffte nur, daß ihr nicht nach Liebe
zumute war. Schließlich hatte er einen verdammt langen Tag
hinter sich.
Ohne besondere Eile schlenderte er den Korridor entlang
und erwiderte lässig nickend die Grüße derer, die ihm entgegenkamen. Er durfte sich nicht den Anschein
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