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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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dem alten Mann hinterher, der ungestüm durch den Korridor
davonstapfte. Dann sah er fragend zu seinem Vorfahren.
»Was ist denn in den gefahren?«
»Er spürt sein Alter. So ist das eben, wenn man sich auf eine Schlacht vorbereitet. Es ist eine Zeit, in der man Fremden
sein Herz öffnet und auf Absolution hofft. Bist du aus dem
gleichen Grund zu mir gekommen, Verwandter?«
»Nein. Ich kam einfach vorbei und hörte Stimmen.« »Und
wie fühlst du dich? Bereit zum Kampf?« »Ich hoffe es wenigstens. Aber mir bleibt keine andere Wahl, oder? Seit diese
Geschichte begann, wurde ich von Planet zu Planet gehetzt,
und die bösen Jungs waren nie mehr als ein paar Minuten hinter mir. Keine Zeit zum Nachdenken, geschweige denn zum
Rasten. Und ganz egal, in welche Richtung ich mich auch
wende, ich höre immer nur Pflicht, Pflicht, Pflicht. Kämpfe
für dieses, kämpfe für jenes, kämpfe für dein Recht, am Leben
zu bleiben. Welche Wahl hatte ich schon in letzter Zeit?«
»Es gibt immer eine Wahl, Owen. Du kannst wählen, ob du
kämpfen oder fliehen willst, ob du stark oder schwach sein
willst. Du kannst wählen, den Kampf der Gerechten zu kämpfen und niemals den Kopf vor einem Halunken zu beugen. Du
entstammst einer Familie von Kriegern, die sich niemals einer
Überzahl gebeugt hat und niemals für eine Sache kämpfte, an
die sie nicht glaubte. In unserer Familie ist es Tradition, sich
allen Hindernissen zu stellen, die man uns in den Weg legt,
und am Ende darüber hinwegzusteigen. Wir begegnen unseren Feinden mit kaltem Stahl in der Hand und einem Lächeln
auf den Lippen. Wir Todtsteltzers waren immer Helden, Krieger und Männer des Schicksals.«
»Spar dir deine feurige Rede für jemanden, der an diesen
Unsinn glaubt«, erwiderte Owen. »Ich habe mir diesen Mist
mein ganzes Leben lang anhören müssen, und er hat meinen
Vater nicht davor bewahrt, von einem Meuchelmörder der
Herrscherin umgebracht zu werden, genausowenig wie er uns
retten wird, wenn die Truppen Löwensteins erst hier eintreffen. Wir sind sechs Leute, die der gesamten Macht des Imperiums gegenüberstehen. Unsere Chancen sind kleiner als null.
Unsere einzige Hoffnung zu überleben besteht darin, eine
Rasse von Halbmenschen aufzuwecken, die uns vielleicht,
vielleicht auch nicht in dem Augenblick umbringen, wo sie
uns sehen, und sie hoffentlich davon zu überzeugen, daß sie
an unserer Seite kämpfen müssen. Immer vorausgesetzt, sie
entscheiden sich nicht wieder einmal, die gesamte Menschheit
auszulöschen. Wir sind hoffnungslos unterlegen, besitzen
keine vernünftigen Waffen, und an unseren Fingern scheint
das Pech zu kleben. Ich bin Historiker, Vorfahr; ich habe gesehen, was mit Rebellionen ohne massive finanzielle Grundlage, große Armeen und eine vernünftige Machtbasis geschieht. Wir haben nicht den Hauch einer Chance, Giles. Es
sieht ganz danach aus, als würden wir alle sterben, und zwar
auf eine verdammt blutige Art und Weise.«
Giles lächelte sanft. »Wenn wir deiner Meinung nach sowieso sterben müssen, können wir wenigstens vernünftig
sterben und so viele von ihnen mit uns nehmen wie nur irgend
möglich. Wenn sonst kein Ausweg mehr bleibt , dann geh wenigstens mit dem Schwert in der Hand unter . Laß sie für ihren
Sieg teuer bezahlen.«
»Oh, wie romantisch! Mein Vater hätte gut zu dir gepaßt. Er
glaubte auch an diesen Mist, aber er starb trotzdem allein,
mitten auf der Hauptstraße, und seine Eingeweide lagen auf
dem Boden verstreut, während andere in einem großen Bogen
an ihm vorbeigingen, um sich nicht die Schuhe schmutzig zu
machen. Für dich mag es ja ganz vernünftig sein, wenn du so
redest. Schließlich warst du Oberster Krieger des Imperiums.
Du hast ganze Armeen geführt. Aber ich, ich wollte nie ein
Kämpfer sein. Ich wollte nur meine Ruhe, um Bücher zu lesen
und die Geschichte zu studieren. Doch statt dessen hat man
mich gezwungen zu kämpfen und Leute zu töten, die ich nicht
einmal kenne, und jetzt führe ich eine Rebellion, von der ich
nicht einmal sicher bin, ob ich an sie glaube.
Selbst wenn wir durch irgendein Wunder gewinnen sollten
– welchen Nutzen sollte Jakob Ohnesorgs Imperium aus einem Exaristokraten wie mir schon ziehen? Ich stehe für all
das, was er und seinesgleichen loswerden wollen. Wahrscheinlich endet es damit, daß sie mich vor ein Gericht stellen
und wegen Ausbeutung des Volkes verurteilen. Und all das
romantische Geschwätz von wegen, daß du deine

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