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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sich. Es war in so viele untereinander verfeindete Stämme gespalten, daß wir dachten, es wäre
ein schwacher Gegner und leichte Beute. Doch sie fürchteten
uns so sehr, daß sie ihre Differenzen beilegten, und plötzlich
sahen wir uns einer einzigen, entschlossenen Macht mit all
ihren Ressourcen und Möglichkeiten gegenüber. Sicher, wir
waren die Überlegenen, aber sie waren zu viele, und am Ende
wurden wir Opfer ihrer schieren Zahl. Die Überlebenden flohen zurück in die Dunkelheit, nach Haden, und sie legten sich
in die Gruft, um die Jahrhunderte zu durchschlafen. Die Zeit
mochte ohne sie vergehen, und eines Tages würden sie vielleicht wieder in einem Imperium erwachen, das eher bereit
war, ihre große Überlegenheit anzuerkennen. Die wenigen
von uns, die wie ich zurückblieben und den Schlaf des Friedens und der Geborgenheit nicht finden konnten, lebten, so
gut es ging, in einem Imperium der Menschen, und sie wurden die ganze Zeit immer schwächer und mehr und mehr
menschlich. Wir überlebten, obwohl es so leicht gewesen wäre, sich einfach niederzulegen und zu sterben, und wir überlebten nur aus einem einzigen Grund: Einer von uns mußte
den Weg zu der verlorenen Welt Haden finden, um die Schlafenden zu wecken, damit wir einmal mehr für Ruhm und Bestimmung kämpfen konnten. Unsere Zeit ist gekommen, und
diesmal wird unser Kampf weitergehen, bis wir entweder Erfolg haben oder alle tot sind.
Und all das nur, weil einige Männer durch das Labyrinth
gegangen sind und von ihm verändert wurden. Sagt mir, Todtsteltzer: Was glaubt Ihr, was aus Euch werden wird, wenn Ihr
das Labyrinth durchschritten und überlebt habt? Zu welcher
neuen Bestimmung werdet Ihr die Menschheit führen?«
Owen blickte den Hadenmann lange schweigend an, dann
ließ er sich zurückfallen und sprach wieder mit seinem Vorfahren. »Ich glaube nicht, daß er jemals soviel gesagt hat, seit
ich ihn auf Nebelwelt kennengelernt habe. Anscheinend macht
ihn die Freude geschwätzig, nach Hause zu kommen. Und du
hast mir verdammt gar nichts gesagt, was du mir nicht unbedingt sagen mußtest, eh? Warum zur Hölle ist es so wichtig,
daß wir durch dieses Labyrinth gehen? Was wird deiner Meinung nach geschehen?«
»Wir werden größer«, erwiderte Giles. »Wir können nicht
so bleiben wie jetzt und hoffen, daß wir dennoch überleben.
Das Imperium wird uns finden und töten. Unsere einzige
Hoffnung besteht in einem Schritt ins Dunkel und der Hoffnung, daß wir als neue Menschen daraus hervorgehen. Als
Wesen, die auf die eine oder andere Weise imstande sind,
dem Imperium zu widerstehen.«
»Und wenn wir zu etwas werden, das nicht mehr menschlich ist?« fragte Hazel.
Giles lächelte unvermittelt. »Dann sollte das Imperium besser beten, daß wir wenigstens als Pazifisten zurückkehren.«
    Schließlich erreichten sie das Labyrinth des Wahnsinns und
blieben stehen, um auf das Gebilde zu starren, das sich vor
ihren Augen erstreckte. Der Wald endete unvermittelt, als
würde allein die fremdartige Anwesenheit des Labyrinths ihn
zurückwerfen. Es schien auf den ersten Blick wirklich nicht
mehr als ein Labyrinth zu sein; ein einfaches Muster aus hohen stählernen Wänden, glänzend und schimmernd. Erst
nachdem Owen eine ganze Weile hingesehen hatte, fiel ihm
auf, daß die Konstruktion keineswegs so einfach war, wie er
im ersten Augenblick gedacht hatte, sondern subtil und verschlungen wie die Windungen eines menschlichen Gehirns.
Es gab keinerlei offensichtliche Fallen, nur stählerne Wände
und die schmalen Gänge dazwischen. Die Wände waren
knapp vier Meter hoch und nur wenige Millimeter dick. Owen
berührte das Metall und zuckte erschrocken zurück. Der Stahl
war so tödlich kalt, daß bereits die kurze Berührung leichte
Erfrierungen an seinen Fingerspitzen verursacht hatte. Er
wich weiter zurück und blies eifrig auf seine Finger. Über
dem Labyrinth gab es nichts als Dunkelheit, die auch vom
schimmernden Glanz der Metallwände nicht erhellt wurde.
    Das Labyrinth des Wahnsinns erstreckte sich vor Owen wie
ein schlafendes Raubtier, zu groß, um außenherum zu gehen,
und hinter dem Labyrinth lag die Gruft der Hadenmänner .
Owen runzelte die Stirn. Er war sich noch immer nicht sicher,
was er von der Gruft halten sollte. Was immer das Labyrinth
mit ihm anstellen mochte – er würde die Hilfe der aufgerüsteten Männer von Haden benötigen, wenn seine Rebellion gegen das Imperium auch nur den Hauch einer Chance

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