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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Hadenmänner zu wecken. Sagt mir nicht,
daß Ihr Angst habt, Kopfgeldjägerin!«
»Also gut, ich sage Euch nicht, daß ich Angst habe, aber irgend jemandem muß ich es sagen. Nur Dummköpfe und Tote
haben niemals Angst, und ich bin weder das eine, noch habe
ich die Absicht, das andere zu werden. In diesem Spiel sind
mir zu viele Unbekannte. Mir gefällt nicht, wie die Chancen
verteilt sind.«
»Zu meiner Zeit habe ich Schlimmeres erlebt«, sagte Ohnesorg. »Natürlich mußte ich auch einige Male den Schwanz
einziehen. Bleibt einfach in meiner Nähe, Ruby. Ich halte Eure Hand, wenn es ernst wird.«
»Wenn du auch nur einen Finger an mich legst, schneide ich
ihn dir ab und sorge dafür, daß du ihn persönlich frißt«, erwiderte Ruby kalt. »Das gleiche gilt für alle anderen auch.«
»Ich glaube ihr jedes Wort«, murmelte Owen, und Hazel
nickte feierlich »Genug geredet«, sagte Mond. »Mein Volk
erwartet mich.«
Der Hadenmann trat vor, machte einen Schritt durch den
Eingang des Labyrinths und verschwand vor den Augen der
anderen. Der Rest der Gruppe wartete gespannt auf eine
feindliche Reaktion oder etwas Ähnliches, aber der Augenblick dehnte sich, ohne daß etwas geschah. Sie blickten sich
gegenseitig an, doch es gab nichts mehr zu sagen. Also folgten sie Mond und betraten einer nach dem anderen das Labyrinth des Wahnsinns , bis alle verschwunden waren und nichts
mehr darauf hindeutete, daß die kleine Gruppe von Rebellen
je dagewesen war.
    Owen Todtsteltzer hielt den Disruptor in der einen und das
Schwert in der anderen Hand, als er das Labyrinth betrat. Aus
der Nähe betrachtet, verursachte das helle Schimmern der
stählernen Wände Schmerzen in seinen Augen, ganz gleich,
wie sehr er die Lider auch zusammenkniff. Statik knisterte in
der Luft ringsum und ließ seine Haare zu Berge stehen. Es
war bitter kalt, und der Atem kondensierte in der Luft vor
seinem Mund. Er erschauerte unwillkürlich und blickte rasch
nach hinten, um seinen Kameraden zu erklären, daß nur die
Kälte ihn hatte zittern lassen und keineswegs Furcht – und
bemerkte zu seinem Erschrecken, daß er mutterseelenallein
war. Owen ging rasch auf dem Weg zurück, den er gekommen war, doch obwohl er erst ein paar Schritte im Labyrinth
zurückgelegt und nur wenige Biegungen umrundet hatte, fand
er keine Spur mehr von seinen Freunden oder dem Eingang.
Er rief laut nach ihnen, und seine Stimme echote durch die
Stille. Niemand antwortete. Er begann von neuem zu rufen,
doch dann hielt er plötzlich inne. Owen hatte das untrügliche
Gefühl, von jemandem oder etwas belauscht zu werden, und
ganz gewiß nicht von einem seiner Kameraden. Er aktivierte
sein Komm-Implantat und subvokalisierte eine Nachricht, nur
für den Fall.
    »Hier ist Owen. Kann mich jemand hören? Hallo! Kann
mich jemand empfangen? Bitte antwortet. Oz? Oz, kannst du
mich empfangen? Oz, bist du da?«
    Keine Antwort. Niemand erwiderte seine Botschaft. Im
Komm-Implantat war nicht einmal statisches Rauschen zu
hören. Er war auf sich allein gestellt. Owen runzelte die Stirn,
zog Pistole und Schwert und tastete sich vorsichtig tiefer ins
Labyrinth. Am Anfang suchte er noch bei jedem Schritt mißtrauisch den Boden und die Wände vor sich nach versteckten
Fallen ab, aber nach und nach dämmerte ihm, daß die Geheimnisse des Labyrinths wohl subtilerer Natur sein mußten.
Er versuchte eine Zeitlang, sich immer abwechselnd zuerst
nach links und anschließend sofort nach rechts zu orientieren,
doch schließlich überließ er seinen Weg dem Zufall und einem tieferen, wachsamen Instinkt.
    Die Zeit verging. Irgendwann hatte er keine Vorstellung
mehr, wie weit er inzwischen vorangekommen war oder wie
weit sich das Labyrinth noch vor ihm erstreckte. Er vergaß
den Imperialen Sternenkreuzer im Orbit genauso, wie er vergaß, warum er das Labyrinth eigentlich betreten hatte. Es gab
nur noch die eiskalten stählernen Wände und die sich windenden Wege zwischen ihnen hindurch, die ihn unerbittlich zu
etwas Bedeutungsvollem führen würden. Er glaubte, etwas
oder jemanden atmen zu hören, ein langsames, stetiges und
gigantisches Atmen, das über ihn hinwegstrich wie eine sanfte, warme Brise. Und unter dem Geräusch des Atmens das
gleichmäßige, schwache Klopfen eines riesigen Herzens. Keines der beiden Geräusche konnte real sein, das wußte Owen;
es war sein Bewußtsein, das versuchte, etwas Neues mit Begriffen zu belegen, die er verstehen konnte. Das

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