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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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neugierig. »Versteht Ihr, was es mit dem macht, der
hineingeht, und warum?«
»Ich studiere es nun seit Jahrhunderten«, antwortete der
Wolfling. »Aus sicherer Entfernung. Und ich bin in all den
Jahrhunderten nicht ein einziges Stück weitergekommen. Es
wurde von einer fremden Rasse errichtet, obwohl man seine
Konstruktion manchmal den Wolflingen zuschreibt, und wenn
die Fremden etwas Spezielles damit im Sinn hatten, dann sind
sie jedenfalls nie zurückgekehrt, um es mir zu verraten. Ein
Testament haben sie auch nicht hinterlassen. Sie kamen und
verschwanden schon lange vor meiner Zeit, sogar schon lange
bevor die Menschheit im Raum war. Die meisten, die versucht
haben, in das Labyrinth einzudringen, starben darin. Vielleicht habt Ihr mehr Glück. Und wenn nicht … ich gebe Euch
mein Wort, daß ihr nicht darin verrotten werdet, wenn ich
Eure Überreste bergen kann.«
Er grinste sein beängstigendes Grinsen und stapfte aus der Halle der Gefallenen ins Freie zurück. Die anderen trotteten
hinter dem Wolfling her und unterhielten sich murmelnd.
Owen ging neben Giles.
»Hat er wirklich die ganze Zeit Menschen gefressen?«
»Würde mich nicht überraschen. Wulf hatte schon immer
einen ganz eigenartigen Sinn für Humor.«
»Und was ist mit all diesen Leichen in der Halle? Ich habe
nirgendwo ein Anzeichen für ein Stasisfeld gesehen. Warum
sind die Körper während der Jahrhunderte nicht verwest?«
Giles blickte ihn an. »Das habe ich dir bereits erklärt. Die
Wolflinge waren unsterblich.«
Er ging weiter, und Owen beschloß, das Thema zu wechseln. »Je mehr ich über das Labyrinth erfahre, desto weniger
verstehe ich. Der Wolfling sagte, daß es Menschen getötet
hat, die hineingegangen sind. Warum ist es für dich so wichtig, daß wir hindurchgehen?«
»Das Labyrinth ist ein Test«, erwiderte Giles. »Wenn du
den Test bestehst, wirst du überleben. Alles andere sind nur
Gerüchte. Wenn du mehr über das Labyrinth erfahren willst,
dann frag Mond. Er kann dir mehr erzählen als ich.«
»Ich selbst habe das Labyrinth noch nie gesehen, aber jeder
Hadenmann kennt die Geschichte«, begann Mond. Er blickte
sich nicht um, während Owen zu ihm aufschloß. Seine Stimme summte ruhig und gleichmäßig wie immer. »Die Geschichte des Labyrinths ist eng mit der Geschichte meines
Volkes verknüpft. Vor sehr langer Zeit kamen Wissenschaftler in die Dunkelwüste. Sie suchten nach dem Labyrinth und
dem Wolfling, der es bewachte. Als sie es schließlich gefunden hatten, gingen sie einer nach dem anderen hindurch und
obwohl viele von ihnen starben und noch mehr verrückt wurden, kamen die Überlebenden größer daraus hervor, als sie
hineingegangen waren. Diese wenigen Wissenschaftler waren
es, die die Laboratorien von Haden schufen, die Quelle von
Wundern und Errungenschaften, die weit über alles hinausgingen, was das Imperium bisher gesehen hatte. Sie arbeiteten
mit unglaublicher Geschwindigkeit, kalte und präzise Gedanken, die sich durch ihre dank des Labyrinths geweiteten Geister bewegten, und gemeinsam schufen sie die ersten Hadenmänner. Die Laboratorien arbeiteten Tag und Nacht. Zuerst
produzierten sie Tausende von Klonen aus ihren eigenen genetischen Kodes, und dann verwandelten sie die leeren organischen Hüllen in aufgerüstete, überlegene Menschen. Die
Hadenmänner. Schließlich verwandelten sich die Wissenschaftler selbst auch noch in Hadenmänner und führten ihre
Kinder in das Imperium hinaus, um sich ihrer Bestimmung zu
stellen. Das war der Erste Kreuzzug.
Das Imperium dachte zuerst, es könnte uns in seinen kleinen
schmutzigen Kriegen und Scharmützeln benutzen, aber sie
bekamen rasch Angst vor uns. Wir lernten zu schnell und zuviel, zum Beispiel, welche Wunder wir vollbringen und daß
wir alles erobern konnten, was sich uns in den Weg stellte.
Und überall, wo wir hinkamen, brachten wir das Geschenk
der Umwandlung mit, der Transformation von Menschen in
Hadenmänner. Wir waren die Götter der genetischen Kirche,
und die Leute liefen uns scharenweise hinterher. Das Imperium versuchte sie aufzuhalten – vergeblich. Wir waren die
ultimative Bestimmung der Menschheit, die Vereinigung von
Mensch und Maschine in ein Ganzes, das weit größer war als
die Summe seiner Teile. Was das Labyrinth begonnen hatte,
wurde durch uns vollendet. Und dann begannen wir den
Zweiten Kreuzzug. Wir wollten das gesamte Imperium in das
verwandeln, was aus uns geworden war.
Aber das Imperium wehrte

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