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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Augen und zückte verstohlen den kleinen
Dolch, der in einer verborgenen Scheide seines Ärmels steckte. Sommer-Eiland lächelte plötzlich und nickte seinem Enkel
zu, und Kid Death stieß dem alten Mann die Klinge zwischen
die Rippen.
Sommer-Eiland stöhnte unterdrückt und hustete Blut. Hellrote, blubbernde Blasen liefen aus seinem Mund, und alle
Kraft schien ihn zu verlassen. Das Schwert polterte zu Boden,
und Kid Death stieß in einer kurzen, brutalen Bewegung erneut zu. Sommer-Eiland sank auf die Knie, und sein Blut
mischte sich mit dem umgebenden Wasser. Kid Death zog
seine Waffe aus dem Körper des alten Mannes und beugte
sich zu ihm hinunter. Er brachte sein Gesicht ganz dicht an
das von Lord Sommer-Eiland.
»Du kanntest den Trick«, sagte der junge Mann leise. »Du
selbst hast ihn mich gelehrt. Du wußtest, daß er kommen
würde, und du hast nichts getan, um mich aufzuhalten. Warum nicht?«
»Weil ich nicht mehr leben möchte … in einem Imperium
wie dem, das die Löwenstein errichtet …« Der alte Mann verstummte und spie einen Schwall Blut ins Wasser. »Und weil
du … der letzte in unserer Linie bist. Wenn ich dich getötet
hätte … dann wäre unsere Familie zusammen mit mir ausgestorben … Das wollte ich nicht. Jetzt bist du der SommerEiland, Junge. Vielleicht machst du deine Sache besser, als
ich es getan habe.«
Sein Kopf sank langsam nach vorn, als wollte er sich vor
seinem Enkel verbeugen, und dann fiel er vornüber ins
schlammige Wasser und blieb reglos in einer sich immer weiter ausdehnenden Lache seines eigenen Blutes liegen. Und
Kid, der neue Lord Sommer-Eiland, richtete sich auf, zuckte
die Schultern und wandte sich ab. »Ich habe meinen eigenen
Namen, alter Mann. Den Namen, den ich mir verdient habe.
Und er gefällt mir besser als alles, was du mir geben könntest.«
Er hob sein blutiges Schwert grüßend in Richtung der Imperatorin, und sie nickte ihrem Henker majestätisch zu.
»Entferne Er sich nicht zu weit, Lord Sommer-Eiland, Es
kann durchaus sein, daß Wir Seine Dienste noch einmal benötigen. Es gibt einen weiteren Verräter unter uns, mit dem Wir
uns auseinanderzusetzen haben.«
Kid Death begab sich wieder neben den Thron, schob den
Imperialen Esper achtlos zur Seite und begann in lässiger Manier, seine Klingen mit einem Lappen vom Blut des Großvaters zu reinigen. Der Feldglöck stand schweigend in den vorderen Reihen der Höflinge und beobachtete, wie Wachen herbeieilten und den Leichnam des alten Sommer-Eiland wegschafften. Löwenstein nickte erneut ihrer Dienerin zu, und
diese erhob sich einmal mehr und klatschte in die Hände. In
den Dampfschwaden hinter dem Thron erschienen zwei Wachen, die eine große, transparente Kugel vor sich herschoben.
Sie schwebte dank ihres Antigravfeldes in Hüfthöhe über dem
Boden, ohne mit dem stinkenden Wasser in Berührung zu
kommen. In der Kugel saß zusammengekauert ein Mann, der
vor Erschöpfung den Kopf hängen ließ. Er schien Mitte Vierzig zu sein und besaß ein straffes Gesicht und eine schlanke
Figur. Die goldenen Gewänder, mit denen er bekleidet war,
mochten einst eindrucksvoll gewesen sein, aber inzwischen
waren sie zerrissen und befleckt, größtenteils mit seinem eigenen Blut und Erbrochenem. Er trug keine Ketten, doch die
transparente Kugel hielt ihn so sicher gefangen wie ein Käfig.
Ein leises Murmeln lief durch den Saal, als die in den vordersten Reihen Stehenden den neuen Gefangenen erkannten und
seinen Namen flüsternd nach hinten weitergaben. Die Wachen
brachten die Kugel vor dem Thron zum Halten, so daß die
Herrscherin auf ihr neues Opfer herabblicken konnte. Die
Geräusche im Saal verstummten wieder, als sich die Imperatorin zuckersüß und spöttisch an die Anwesenden richtete.
»Verehrte Lords, liebe Freunde! Erlaubt Uns, Euch den ehrenwerten Richter Nikolaus Wesley vorzustellen. Einst saß er
dem Obersten Gericht Unseres Reiches vor, und sein Name
war ein Synonym für Recht und Gesetz. Wir waren überzeugt,
daß Wir ihm von all Unseren Untertanen am meisten vertrauen konnten. Wir haben Uns getäuscht. Er dachte, sein Wort
wäre das Gesetz, aber er irrte sich. Es gibt nur ein Gesetz in
Unserem Reich, und das ist das Unsrige. Und nachdem er
seine Pflicht vergessen hatte, warf er auch noch seine Ehre in
den Dreck und verbündete sich mit der falschen Sorte
Mensch. Erzähl Er Uns doch, Richter: Wie lange unterstützt
Er die Klon-Bewegung denn schon?«
Im dichtgedrängten Saal

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