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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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resultierende Streit war noch in vollem Gang.
Agenten führten ein hektisches Leben voller Gefahr und
Heimlichkeiten, wechselten ihre Identitäten und selbst ihre
Persönlichkeit auf der Suche nach Informationen, während sie
ihre wahren Motive sorgsam verbergen mußten, und das in
einem Zeitalter, in dem nichts für lange Zeit verborgen blieb.
Agenten tendierten deswegen, zu einer gewissen Exzentrizität, und sie waren sehr schnell auf den Beinen. Niemand
konnte im voraus wissen, wann eine Tarnung aufflog und man
bis zum nächsten Horizont flüchten mußte, während eine blutrünstige Meute einem an den Fersen klebte. Natürlich besaßen
die Lords genau wie die Abgeordneten ihre eigenen Spione.
Jeder, der es sich leisten konnte, hatte seine eigenen Spione –
einschließlich manch einem, der es sich eigentlich nicht leisten konnte, weil er keine ausreichenden Mittel besaß. Am
Hof der Löwenstein war Wissen Macht, ganz besonders dann,
wenn man es vor allen anderen erlangte.
Die Herrscherin blickte zu Dram, und Dram blickte zur
Herrscherin, und dann sahen beide wieder auf den versammelten Hof hinab. Welche Meinungsverschiedenheiten sie privat
auch haben mochten – in der Öffentlichkeit traten sie immer
einstimmig auf. Eine Menge Leute hatte gewaltige Summen
ausgegeben, um einen Keil zwischen die beiden zu treiben,
aber ohne jedes sichtbare Ergebnis. Was die Leute jedoch
nicht davon abhielt, es weiterhin zu versuchen. Die Imperatorin lächelte über den versammelten Hof hinweg, und ein ahnungsvoller Schauer lief durch die Menge. Jetzt kam die
Herrscherin endlich zum Kern der Sache: dem Grund, aus
dem so viele von Golgathas Machern und Führungskräften an
den Hof gerufen worden waren.
»Die Probleme, die Unser Reich zu bewältigen hat, werden
mit jedem weiteren Tag ernster. Neue Bedrohungen durch
fremde Rassen, Rebellen im Untergrund und so vieles mehr.
Und deshalb müssen Wir heute mehr als je zuvor auf der bedingungslosen Loyalität Unserer Untertanen bestehen. Wenn
das Reich zerbricht, werden Milliarden sterben. Die Kolonisten auf den äußeren Welten sind auf Nachschub aus dem
Kern des Imperiums angewiesen, genau wie die inneren Welten auf Rohstoffe aus den Kolonien warten. Selbst Wir hier
auf Golgatha , der Heimatwelt des Imperiums, sind von anderen abhängig geworden. Kein Mensch darf in dem Bestreben
nachlassen, sein Bestes zu geben – oder das System, von dem
wir alle abhängen, bricht zusammen. Uns bleibt deshalb keine
andere Wahl, als bis zum Ende des Jahres eine zehnprozentige
Steigerung Unserer gesamten Industrieproduktion zu verlangen.«
Ein langes Schweigen entstand. Zehn Prozent! Das war
noch nie dagewesen! Das bedeutete längere Arbeitszeiten für
jedermann. Die Lords und Abgeordneten würden Unsummen
an Geld aufbringen müssen. Die Höflinge blickten sich an.
Jemand mußte etwas sagen. Nach einer ungemütlich langen
Pause, während der die Luft von unausgesprochenen Protesten schwanger war, räusperte sich der Abgeordnete von Schattentor Nord.
»Eure Majestät! Die Zeiten sind hart für uns alle. Kredite
sind rar, und unsere Reserven sind nicht mehr das, was sie
einmal waren. Wenn wir die Produktivität wirklich auf das
Niveau anheben wollten, das Ihr vorschlagt, dann bin ich
überzeugt, daß die arbeitenden Kräfte revoltieren werden. Wir
würden ganz ohne Zweifel mit Bummelstreiks, Arbeitsniederlegungen und sogar Sabotage konfrontiert werden. Außer natürlich, wenn Eure Majestät Gelder aus der Imperialen Schatztruhe zur Verfügung stellt, um uns durch diese unruhigen Zeiten zu helfen. Ich fürchte …«
»Furcht!« unterbrach ihn die Herrscherin. »Er sollte Uns
fürchten, Abgeordneter! Er sollte um das Schicksal Unseres
Reiches fürchten, wenn Unsere Regierung versagt, und Er
sollte um Sein Leben fürchten, wenn Er darin versagt, Unsere
Anordnungen zu befolgen. Wenn Er seine Arbeit nicht erledigen kann, dann werden Wir Ihn einsperren und exekutieren
lassen; und dann werden Wir sehen, ob Seine Stellvertreter
die Sache nicht besser machen. Sie sind ganz bestimmt sehr
motiviert, alles zu versuchen. Haben wir uns klar genug ausgedrückt, Abgeordneter?«
»Ganz ausnehmend klar, Eure Majestät. Ich bin mir vollkommen sicher, daß niemand von uns wünscht, Eure Majestät
in irgendeiner Weise zu enttäuschen.«
»Oh? Aber einige tun genau das, Abgeordneter, genau das.
Er wäre überrascht. Verräter finden sich an den unerwartetsten Stellen. Haben Wir

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