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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nicht recht, Lord Sommer-Eiland?«
Die Stille war beinahe unheimlich, als alle Köpfe sich zu
dem Angesprochenen umwandten. Die Leute in seiner Nähe
wichen zurück, als hätte Sommer-Eiland eine ansteckende
Krankheit, und einen Augenblick später stand er vollkommen
allein inmitten eines freien Raums. Sommer-Eiland blickte
sich langsam um. Er schien nicht sonderlich überrascht. Der
alte Mann sah zu Löwenstein und lächelte schwach. Sein
Blick war direkt, das Haupt stolz erhoben, und in diesem Augenblick schien er Zoll für Zoll genau der Krieger, der er immer gewesen war.
»Des einen Verräter ist des anderen Held, Eure Majestät«,
erwiderte er leichthin. »Vielleicht habt Ihr einen bestimmten
Namen, an den Ihr dabei denkt?«
»Vielleicht haben Wir das«, sagte die Herrscherin. »Er hat
zu oft gegen Uns gesprochen, Sommer-Eiland, und Unsere
Pläne zu oft durchkreuzt.«
»Ich erinnere mich an Zeiten, als es noch kein Verbrechen
war, wenn ein Mann seine Meinung vertrat. Aber es ist bereits
eine ganze Weile her, daß Euer Vater herrschte. Seither haben
sich viele Dinge geändert.«
Löwenstein lächelte. »Er hat Unser Mißfallen erweckt,
Sommer-Eiland, weil Seine zahlreichen Worte der Kritik
nicht nur auf Uns selbst, sondern auf Unser Reich gerichtet
waren. Können Wir uns darauf verlassen, daß Er in Zukunft
von derart verräterischer Rede Abstand nimmt?«
»Seid nicht albern, Löwenstein. Ich bin ein zu alter Hund,
um noch neue Tricks zu lernen, und selbst wenn ich könnte –
ich will nicht. Ich erinnere mich an die Zeit, als Ihr ein Kind
wart. Ihr stecktet so voller Freude, als Ihr jünger wart. Wenn
ich gewußt hätte, was einmal aus Euch werden würde … vielleicht hätte ich Euch trotzdem am Leben gelassen. Ich war
immer zu weichherzig, was Kinder angeht. Ich bin der letzte
aus dem Inneren Kreis Eures Vaters. Die anderen sind alle tot.
Einige starben durch Eure Hand, andere nicht. Aber das spielt
keine Rolle. Sie wären entsetzt, wenn sie sehen könnten, was
Ihr mit dem Imperium macht, das zu erhalten Ihr geschworen
habt. Unter Euch ist Ehre zu einem schlechten Witz verkommen, und zwielichtige Geschäfte sind an der Tagesordnung.
Gerechtigkeit gibt es nur noch für die Reichen, und der Tod
droht allen, die es wagen, Euch zu widersprechen. Dreizehn
Generationen Eurer Blutlinie haben dieses Reich erbaut, Löwenstein, nur um mit ansehen zu müssen, wie es unter Euren
eisernen Fäusten zerfällt. Ihr seid die Krebsgeschwulst im
Herzen des Imperiums, die Blattlaus auf der Rose.«
Betroffenes Schweigen breitete sich aus. Niemand wagte
auch nur zu atmen. Löwenstein hatte sich wütend auf ihrem
Thron nach vorn gebeugt, doch dann entspannte sie sich wieder
und lehnte sich zurück, bevor sie zu einer Antwort ansetzte.
»Er hat immer zu viel geredet, alter Mann. Seine eigenen
Worte verurteilen Ihn. Niemand wird sagen können, daß Wir
Ihm keine faire Chance gegeben hätten …«
»Ach, hört doch auf damit«, unterbrach Sommer-Eiland.
»Ihr wollt ein Exempel an mir statuieren, um andere zum
Schweigen zu bringen. Das wußte ich bereits, bevor ich herkam. Schickt Euren Henkersknecht nur her, damit wir endlich
anfangen können.«
Der alte Lord starrte Dram herausfordernd an, aber der
Witwenmacher erwiderte seinen Blick, ohne auch nur die
Hände in die Nähe der Waffen zu bewegen. Löwenstein lächelte zuckersüß.
»Er ist es nicht wert, gegen den Kriegerprinzen anzutreten,
Sommer-Eiland. Ich habe einen … geeigneteren Henker für
Ihn ausgesucht.«
Sie nickte einer ihrer Dienerinnen zu, die auf die Beine
sprang und die Klauenhände über den Kopf erhob. Sie
klatschte zweimal, und ein dritter Mann erschien aus dem
Nichts, als ein weiteres Hologramm sich abschaltete. Er stapfte durch das schlammige Wasser und näherte sich grinsend
Lord Sommer-Eiland. Eine extrem schlanke Gestalt in
schwarzsilberner Rüstung, mit blassem, langem blondem
Haar, eiskalten blauen Augen und dem Lächeln eines Mörders. Der Mann trug an jeder Hüfte ein Schwert und bewegte
sich wie ein Raubtier. Die Menge wich bei seinem Anblick
entsetzt zurück, und ein leises Flüstern ging durch den Raum:
»Kid Death … Kid Death …«
Der Angesprochene grinste und nickte den Höflingen zu,
und die am nächsten Stehenden wichen zurück, als hätte er
eine Giftschlange in ihre Mitte geworfen. Sie wußten, wer und
was er war. Jedermann am Hof hatte von Kid Death gehört,
dem lächelnden Mörder. Er

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