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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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verwitterten
Gewänder und ein paar Knochen, die sich allmählich in Staub
auflösten. Die Wache schaltete das Stasisfeld ab, und die Kugel löste sich auf. Die Überreste des Richters fielen in das
schwarze Wasser und versanken darin.
    Im Vorzimmer saßen Kapitän Schwejksam und Investigator
Frost. Man hatte sie in ein Kraftfeld gesperrt und in Ketten
gelegt. Das Kraftfeld schimmerte an den Rändern des Sichtfelds, wohin man den Blick auch wandte. Das Vorzimmer
wirkte auf diese Weise unecht und geisterhaft. Schwejksam
ließ sich dadurch nicht täuschen. Die Gefahr, in der er und
Frost schwebten, war allzu real. Er hatte sein Schiff verloren
und den vogelfreien Todtsteltzer entkommen lassen. Er hätte
ehrenhaft auf seiner Brücke sterben sollen, als das Schiff auf
den Planeten stürzte. Sein Clan hätte seinen Tod betrauert,
und alles wäre vorüber gewesen. Aber Investigator Frost hatte
aus ihm unerfindlichen Gründen darauf bestanden, sein Leben
zu retten, und jetzt saß er hier. In Ketten gelegt. An Händen,
Füßen und Kehle. In ausreichend Ketten, um ein ganzes Dutzend Männer festzuhalten. Und all das nur, um zu sehen,
welch interessante und ganz besonders schmerzhafte Todesart
die Imperatorin sich für ihn ausgedacht hatte.
    Offiziell hatte man ihn vor ein Kriegsgericht zitiert, wo ein
Ausschuß aus Peers und Offizierskameraden ein Urteil fällen
sollte. Aber das Wort der Herrscherin hatte den Vorrang vor
allem anderen, und wenn sie es so wollte, dann besaß sie auch
das Recht, sich als erste mit ihm zu beschäftigen. Andererseits
hätte er von einem Kriegsgericht bestenfalls einen schnellen
Tod erwarten können. Schwejksam rüttelte an seinen Ketten
und rümpfte die Nase. Minderwertige Qualität, aber trotzdem
vollkommen ausreichend, um ihn auch ohne Kraftfeld festzuhalten. Er würde nirgendwohin gehen. Es gab sowieso keinen
Ort, an den er gehen könnte. Keinen Ort, an dem die Imperatorin ihn nicht finden würde. Und als Gesetzloser hätte er sowieso nicht leben wollen. Andauernd auf der Flucht, andauernd den Blick über die Schulter nach hinten gerichtet, um zu
sehen, ob sie bereits hinter einem her waren. Kein Frieden.
Keine Chance für Glück, geschweige denn Ehre. Schwejksam
seufzte schwer, nicht zu ersten Mal, und blickte Investigator
Frost an, die neben ihm saß. Die Gefangenenwärter hatten
sich etwas Besonderes für Frost ausgedacht und sie mit dicken
stählernen Ketten behängt, unter deren schierem Gewicht ein
normaler Mensch zusammengebrochen wäre. Doch Frost
ignorierte ihre Fesseln. Sie saß stolz und aufrecht auf der hölzernen Bank, als wäre es ihre eigene Idee gewesen hierherzukommen. Das Kraftfeld diente hauptsächlich dem Zweck,
Frost festzuhalten. Sie war ein weiblicher Investigator. Niemand wollte etwas dem Zufall überlassen.
    Vor den verriegelten Doppeltüren zum Hof hatten zwei Wachen Posten bezogen und warteten auf das Signal, die Gefangenen hineinzuführen. Die Soldaten waren groß und hart und
wirkten extrem kompetent. Schweiksam hatte seine Zweifel,
ob er gegen sie bestehen könnte, selbst ohne Ketten und mit
einem Schwert in der einen und einer Granate in der anderen
Hand. Er seufzte erneut, und seine Ketten rasselten traurig.
    »Ich wünschte, Ihr könntet damit aufhören«, sagte Frost.
»Tut mir leid. Aber was soll ich sonst machen?«
»Man wird uns bald aus dem Kraftfeld entlassen.«
»Was macht das für einen Unterschied, Investigator? Wir
    können nirgendwohin fliehen.«
»Ihr solltet nicht resignieren, Kapitän. Es gibt immer Mög
lichkeiten.«
Schwejksam blickte sie an. »Ist das der Grund, aus dem Ihr
mich auf der Brücke der Sturmwind gerettet habt?«
»Selbstverständlich, Kapitän.«
»Na, dann jedenfalls schönen Dank. Aber ich verzeihe
Euch, Frost. Zum damaligen Zeitpunkt muß es Euch als eine
gute Idee erschienen sein.«
Frost bewegte sich, und ihre Ketten rasselten. Die bewaffneten Posten blickten aufmerksam zu ihr hinüber. »Ich habe nur
meine Pflicht erfüllt, Kapitän.«
»Bedeutet das vielleicht, daß Ihr nicht fliehen würdet, wenn
sich eine Gelegenheit dazu ergibt?«
»Selbstverständlich würde ich fliehen, Kapitän. Ich bin loyal, aber das heißt nicht, daß ich dumm bin. Wir müssen unsere
Augen offenhalten und bereit sein. Es gibt immer Möglichkeiten.«
Und dann schwangen die schweren Doppeltüren ein Stück
auf, und die beiden bewaffneten Posten setzten sich in Richtung der Gefangenen in Bewegung. Einer zog seinen

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