Der eiserne Thron
wieder
auf die Beine, ebenso wie einige der Höflinge, die er bei seinem Aufprall mit sich gerissen hatte. Schwejksam mußte unwillkürlich grinsen. Man konnte sich darauf verlassen, daß
Frost Eindruck machte, wo sie auch auftrat. Für kurze Zeit
erhob sich lautes Protestgeschrei in der umgebenden Menge,
aber als die Herrscherin ihre Höflinge schweigend anfunkelte,
wurde es rasch wieder still. Dann wandte sie den Blick zu
Frost und Schwejksam, und der ehemalige Kapitän der Dunkelwind sah überrascht, daß die Eiserne Hexe noch immer
lächelte. Es dauerte einen Augenblick, bis er bemerkte, daß
ihm das Lächeln überhaupt nicht gefiel.
»Laß Sie Unsere Wachen in Frieden, Investigator. Tu Sie
Uns den Gefallen. Es ist entsetzlich kostspielig, sie zu ersetzen. Laß Sie sich versichert sein, daß Sie sich nicht in Gefahr
befindet. Die Ketten sind eine reine Formalität.«
»Eine recht schwere Formalität, Eure Majestät«, sagte
Schwejksam. »Dürfte ich erfahren, aus welchem Grund wir
hier sind?«
»Wir haben eine Verwendung für Ihn, Kapitän Schwejksam.
Wir sind sehr verärgert über Ihn und Investigator Frost. Ihr
habt ein ganz vorzügliches Sternenschiff verloren und darin
versagt, den Kopf des elenden Verräters Owen Todtsteltzer
herbeizuschaffen. Wir wünschen Uns seinen Kopf, koste es,
was es wolle. Wir werden ihn auf einen Pfahl spießen, genau
hier am Hof, damit jedermann sehen kann, was mit denen
geschieht, die es wagen, sich Uns zu widersetzen, ganz gleich,
welches Ansehen sie genießen. Wir hatten geplant, Euch einen langsamen, qualvollen Tod zu bescheren, als Warnung für
die, die Uns durch ihr Versagen zu enttäuschen wagen, aber
… Wir haben Unsere Meinung geändert. Wir haben Verwendung für Euch.«
Jetzt kommt’s , dachte Schwejksam. Am liebsten hätte er
sich geduckt.
»Er hat Uns sehr erfreut mit der Art und Weise, wie Er die
Bedrohung der Fremdrassigen auf Unseeli gehandhabt hat,
sowohl damals, vor zehn Jahren, als auch vor erst kurzer Zeit.
Der Aufstand war eine Bedrohung für die Stabilität des Imperiums, aber Er hat dem Einhalt geboten, und den Fremdrassigen gleich mit. Und Er hat außerdem das fremde Raumschiff
entdeckt, das kürzlich abstürzte, und Sich mit seinem Insassen
beschäftigt, bevor dieser Kontakt mit seinesgleichen aufnehmen und sie vor Unserer Existenz warnen konnte. Dafür, und
für andere Dienste, die Er Uns erwiesen hat, sei Er Unserer
Dankbarkeit und der Vergebung all Seiner Verbrechen versichert.«
Die Menge spendierte mehr oder weniger spontanen Beifall,
als der verbliebene Wächter die Kontrollen an seinem Handgelenk aktivierte und die Vorhängeschlösser eins nach dem
anderen aufsprangen, wie eine Reihe von Knallfröschen, und
die Ketten von Schwejksam und Frost abfielen. Sie fielen in
das schlammige Wasser und waren verschwunden, als hätten
sie nie existiert. Schwejksam rieb behutsam seine tauben
Handgelenke, während sein Verstand raste. Löwenstein hatte
genausoviel verschwiegen, wie sie gesagt hatte. Kein Wort
von dem neuartigen Hyperraumantrieb im Wrack des fremden
Raumschiffs. Sicher hatte sie jede Menge guter Gründe dafür.
Erstens war es nicht gut, wenn der Hof in Erfahrung brachte,
daß die Fremden eine Technologie besaßen, die – zumindest
in einigen Bereichen – der des Imperiums überlegen war. Und
zweitens: Solange der Hof der Meinung war, daß die Wissenschaftler der Imperatorin die Produktion des neuen Antriebs
kontrollierten, würde niemand es wagen, sich ihren Wünschen
zu widersetzen, aus Furcht, keinen Zugang zur neuen Technologie zu erhalten. Beides waren für sich allein genommen sehr
gute Gründe, Frost und ihn zum Schweigen zu bringen. Etwas
braute sich über ihnen zusammen, das spürte er ganz deutlich.
Gleich würde es kommen, das war so sicher wie das Amen in
der Kirche.
»Hiermit setzen Wir Euch wieder in Euren Rang ein, Kapitän Schwejksam und Investigator Frost«, fuhr die Herrscherin
beinahe nebensächlich fort. »Wir werden Euch ein neues
Schiff geben, das mit dem neuen Hyperraumantrieb ausgerü
stet ist, die Unerschrocken . Er wird sich gemeinsam mit Investigator Frost zum Planeten Grendel begeben und die Gewölbe der Schläfer öffnen.«
Ein erschrecktes Keuchen ging durch die versammelten
Höflinge. Jeder erinnerte sich nur zu gut daran, was geschehen war, als man den Planeten entdeckt hatte. Grendel hatte
unbewohnt ausgesehen, wie geschaffen zur Besiedelung. Aber
tief unter der Oberfläche war eine Gruppe von Investigatoren
auf
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