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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nicht gut für die Moral der einfachen Bevölkerung, wenn sie
ihre Aristokraten sterben sah. Es mochte sie auf dumme Ideen
bringen.
    Rund um die Arena lebten die Bürger der Stadt in ständig
sich ausdehnenden Kreisen: die Händler, die Dienstleistungsindustrien, die, die bereits gekämpft hatten, und die, die erst
noch planten, auf dem blutigen Sand zu kämpfen. Die Spiele
standen allen offen. Der Appetit der Massen war grenzenlos,
und es gab immer Bedarf für frisches Fleisch. Und so kamen
sie herbei, aus allen Ecken des Reiches, auf der Suche nach
Ruhm und Reichtum, nach Unterhaltung und Nervenkitzel,
oder nur nach einem Platz, um in der Sonne zu sterben. Niemand wurde jemals abgewiesen. Der Tod ist eine sehr demokratische Angelegenheit.
    Die Straßen in der näheren Umgebung der Arena waren wie
immer vollgestopft mit Menschen, die kamen oder gingen
oder versuchten, den Kommenden oder Gehenden etwas zu
verkaufen. Das Rufen der Marktschreier übertönte das allgemeine Geschwätz wie das Gekreisch von Vögeln, die ihr Territorium abgrenzten; unmöglich zu überhören, wenn man vorbeikam. Aber selbst ihr Überschwang schien ein wenig gedämpft zu werden, wenn ein Mitglied der Familien in ihre
Nähe kam. Man konnte den Weg eines Aristokraten durch das
Gedränge einfach verfolgen, wenn man nur auf die relative
Stille der ihn umgebenden Menschen achtete.
    Valentin Wolf schlenderte lässig durch die Massen. Er
nahm nicht mehr Notiz von dem respektvollen Schweigen als
von der Luft, die er atmete. Groß, feingliedrig und finster bot
er nicht gerade einen beeindruckenden Anblick – trotzdem
wagte niemand, ihn anzurempeln oder ihm den Weg zu versperren. Jedermann kannte die maskarageschminkten Augen
und das purpurne Lächeln, wie man alle Clangesichter von
Bedeutung kannte. Und niemand spürte den Wunsch, etwas
zu tun, das der Wolf-Clan als Beleidigung aufnehmen könnte.
Und so schlenderte Valentin Wolf unbehelligt durch die Menge, die Gedanken unter der aufgemalten Maske verborgen und
die Augen verschleiert und weit, weit weg. Er umgab sich
niemals mit Leibwächtern. Manche sagten, er sei zu stolz dazu, aber die Wahrheit war, daß Valentin lieber mit seinen Gedanken allein blieb und Wächter ihn nur ablenkten.
    Schließlich hielt er vor eine kleinen Konditorei an, nur ein
paar Schritte abseits der ausgetrampelten Pfade, und betrachtete nachdenklich die wunderbaren Konfektkreationen in der
Auslage. Valentin war gelegentlichen Gaumenfreuden nicht
abgeneigt, aber das war nicht der Grund, der ihn hergeführt
hatte. Der Eigentümer des Ladens, der einzigartige Georgios,
versorgte Valentin regelmäßig mit Naschereien und Aromen,
die weit süßer schmeckten als alles, was in seiner Auslage zu
finden war. Georgios war der Endpunkt eines komplizierten
Systems von Drogenkanälen, für dessen Aufbau Valentin Jahre benötigt hatte. In seiner Position konnte ein Mann durch
bloßes Fragen beinahe alles bekommen, was er begehrte, aber
Valentin zog es vor, seine Nöte und Vorlieben verborgen zu
halten. Wissen bedeutete Macht. Und nebenbei waren einige
der Dinge, die er begehrte, auch für jemanden seines Ranges
tabu. Was zumindest teilweise der Grund war, aus dem er
danach verlangte.
    In der linken Ecke des Schaufensters stand eine einzelne
schwarze Rose in einer schlanken Vase, und Valentin betrachtete die Blume nachdenklich. Die Rose war ein geheimes Zeichen, durch das Georgios ihm mitteilte, daß Valentins Bestellung bereitlag. Aber die Rose stand in der linken statt in der
rechten Ecke der Auslage, und damit teilte Georgios ihm mit,
daß irgendwas anderes nicht stimmte. Valentin lächelte leicht
und überdachte seine Möglichkeiten. Er könnte einfach davonspazieren und allen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen,
was immer es auch sein mochte. Höchstwahrscheinlich irgendeine Art Falle. Wie alle, die beim großen Spiel der Ränke
und Intrigen mitmischten, hatte auch Valentin eine nicht unbeträchtliche Menge von Feinden – und noch ein paar mehr.
Doch wenn er sich einfach davonmachte, würde er nie erfahren, wer ihm die Falle gestellt hatte und wie seine Gegner von
Georgios erfahren hatten. Außerdem würde es bedeuten, daß
er den netten Burschen im Stich ließ, und das könnte er sich
nie verzeihen. Er durfte nicht zulassen, daß andere seine
Freunde und Geschäftspartner bedrohten, oder er würde am
Ende allein dastehen.
    Und ein guter Geschäftspartner war verdammt schwer zu

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