Der eiserne Thron
angebotenen Köder zu beißen. Er ließ seinen Blick über die
Arena schweifen, obwohl dort draußen noch nicht viel passierte. Die ersten paar Gladiatoren hatten sich eben gegenseitig umgebracht, aber bisher war kaum jemand in den Logen
oder auf den Rängen, der davon Notiz nahm. Die frühen Veranstaltungen waren nicht mehr als ein Vorprogramm. Unerfahrene Kämpfer, die sich erst noch einen Ruf schaffen und
ein Gefühl für echte Kämpfe auf Leben und Tod bekommen
mußten. Training und Simulationen waren dabei nicht sonderlich hilfreich. Es gab keinen Ersatz für den echten Kampf, für
den Geruch von Schweiß und Blut oder den Anblick eines
Mannes, dessen Gedärme aus der Bauchhöhle in den blutgetränkten Sand quollen. Was natürlich auch der Grund war,
warum die Zuschauer immer und immer wieder zurückkamen.
Die beiden letzten Überlebenden trieben sich gegenseitig
durch das Rund, aber nur wenige unter der langsam wachsenden Menge von Besuchern nahmen davon Notiz. Die meisten
waren damit beschäftigt, ihre Sitzplätze zu finden, es sich
bequem zu machen und sich mit Freunden und Nachbarn zu
unterhalten. Ein Aufblitzen von Stahl und ein erstickter Aufschrei, und einer der beiden Gladiatoren fiel vornüber in den
Sand. Er hielt sich die Seite, und zwischen seinen Fingern
pulsierte hellrotes Blut hervor. Der Sieger hob sein tropfendes
Schwert und blickte sich beifallheischend um. Ein paar Zuschauer klatschten träge, aber das war auch schon alles. Der
Sieger senkte seine Waffe und legte sie zur Seite, dann beugte
er sich herab und half seinem verletzten Kameraden auf die
Beine. Niemand hatte den Kampf aufmerksam genug verfolgt,
um seinen Daumen zu senken. Die Kämpfer bewegten sich
langsam in Richtung der Haupttore und der unter der Arena
liegenden Exerzierplätze davon.
Jakob blickte ihnen hinterher. Er glaubte zu wissen, wie sie
sich fühlten. Er kämpfte im großen Spiel der Intrigen um sein
und das Leben seiner Familie, und auch auf seine Bemühungen schien niemand einen verdammten Dreck zu geben. Er
wandte sich wieder zu seinen Kindern und seiner Frau und
versuchte, die Müdigkeit aus seinem Gesicht zu verbannen.
»Der Kontrakt für die Massenproduktion des neuen Hyperraumantriebs wird zur Zeit vorbereitet. Wer immer die Lizenz
zur Fertigung dieser Maschine erhält, wird Macht und Geld
jenseits jeder Vorstellungskraft ernten. Aus diesem Grund ist
es von allergrößter Bedeutung, daß der Wolf-Clan den Kontrakt erhält. Zumindest müssen wir sicherstellen, daß unsere
wichtigsten Feinde ihn nicht bekommen. Wenn beispielsweise
der Feldglöck-Clan uns aus dem Geschäft drängt, wäre unser
Frachtgeschäft über Nacht ruiniert und wir wehrlos jeder
feindlichen Übernahme ausgesetzt. Die buchstäbliche Existenz der Familie steht auf dem Spiel.«
»Ich bin nur ungern pingelig«, sagte Valentin. »Aber die
Feldglöcks haben weit mehr Erfahrung mit Raumschiffantrieben als unsere Familie. Sie würden ihre Aufgabe besser erledigen.«
»Was willst du damit sagen?«
Valentin zuckte die Schultern. »Ich dachte nur … vielleicht
liegt es nicht im besten Interesse des Imperiums, wenn wir
den Feldglöcks den Kontrakt wegschnappen.«
»Je früher du heiratest und deine eigenen Kinder aufziehen
mußt, desto besser«, erwiderte der alte Wolf. »Zuerst kommt
immer die Familie, merk dir das. Immer. Und außerdem – was
gut ist für den Wolf-Clan, das ist auch gut für das Imperium.
Paß auf, was ich dir jetzt zu sagen habe. Der Feldglöck-Clan,
die Pest über ihn, hat sich in letzter Zeit in einigen Bereichen
besonders erfolgreich hervorgetan. Ich bin ziemlich sicher,
daß sie einen stillen Teilhaber im Hintergrund haben. Irgend
jemand weit oben, der finanziell unabhängig und politisch
unsichtbar ist. Nach den Informationen meiner Quellen – die
bei den Unmengen Geld, die ich ihnen in den Hals stopfe,
besser zuverlässig sein sollten – hat dieser stille Teilhaber die
Feldglöcks mit allen möglichen Arten neuer Hochtechnologie
versorgt. Sowohl praktisch als auch theoretisch sind die Feldglöcks außerstande, die Entwicklungen in ihren eigenen Labors zu bewerkstelligen. Im ersten Augenblick habe ich gedacht, daß sich einer der niedrigeren Clans seinen Weg in die
Oberschicht erkaufen will, während er sich hinter einer der
mächtigen Familien verbirgt. Aber zu meinem Bedauern hat
keiner meiner Leute etwas Belastendes in Erfahrung bringen
können. Wer auch immer die Feldglöcks
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