Der eiserne Thron
nicht, daß du mir wieder eine Entziehungskur verordnen
kannst, oder etwa doch, lieber Vater? Du müßtest doch inzwischen wissen, daß mein Körper nie wieder normal sein wird,
nachdem ich so viele wunderbare Dinge damit angestellt habe. Du würdest wahrscheinlich einfacher meine Größe ändern
können als die Chemie meines Blutes.«
»Nein«, erwiderte er alte Wolf und lächelte freudlos. »Ich
habe den Versuch aufgegeben, dich ändern zu wollen, Valentin. Ich dachte mir, es wäre an der Zeit, wenn jemand anderes
daran weiterarbeitet. Ich habe beschlossen, daß es für euch an
der Zeit ist zu heiraten. Für euch alle.« Er funkelte seine drei
Kinder der Reihe nach an, die den Blick mit unterschiedlich
schwerem Schock erwiderten. Das Grinsen des alten Wolf
verbreiterte sich noch. »Und deshalb, meine Lieben, habe ich
für euch alle Hochzeiten mit angemessenen jungen Partnern
aus guten Familien vereinbart.«
Es folgte eine lange Pause, in der man eine Stecknadel hätte
fallen hören können. Jakob amüsierte sich köstlich. Valentin
sah seinen Vater nachdenklich an. Stephanie und Daniel
tauschten verzweifelte Blicke aus, die um gegenseitige Ideen
und Hilfe flehten. Der Wolf nahm in seinem üblichen Sessel
Platz und machte es sich gemütlich. Konstanze kam herbei
und setzte sich neben ihren Gatten. Sie lächelte noch immer
zuckersüß. Jakob tätschelte liebevoll ihren Arm.
»Eure neue Mutter und ich haben uns über die Angelegenheit unterhalten. Es wird Zeit, daß ein paar Enkelkinder auf
meinem Schoß herumhüpfen, junge Pflanzen, die die Blutlinie
fortführen. Ich habe mir viel Zeit gelassen, bis ich euch drei
gezeugt habe, und ich werde nicht dulden, daß ihr den gleichen Fehler begeht. Ihr werdet heiraten, ob es euch paßt oder
nicht.«
»Habe ich dich richtig verstanden?« fragte Valentin langsam. »Du hast unsere künftigen Partner bereits für uns ausgesucht?«
»Du hast verdammt richtig verstanden«, entgegnete der alte
Wolf. »Wenn ich euch die Wahl überlassen hätte, wäre sowieso nichts Gescheites dabei herausgekommen. Ich habe junge
Frauen aus den ersten Familien für dich und Daniel ausgesucht, und einen strammen jungen Burschen für dich, Stephanie. Gute Blutlinien, ganz hervorragende Abstammung. Ihr
werdet sie heute nacht auf dem Imperialen Ball kennenlernen
und nächsten Monat heiraten.«
»Nächsten Monat?« heulte Daniel auf. Stephanie hatte die
Augen ihres Bruders noch nie so weit aus den Höhlen quellen
gesehen, aber sie konnte ihm nicht helfen. Sie war zu sehr
damit beschäftigt, ihre eigenen wirbelnden Gedanken unter
Kontrolle zu bringen.
»Jawohl. Nächsten Monat«, erwiderte der alte Wolf. Jakob
versuchte erst gar nicht, seine Befriedigung zu verbergen.
»Ich bin mir absolut sicher, daß sich jeder von euch dreien
herauswinden würde, wenn ich euch mehr Zeit ließe. Also
werden die Hochzeiten stattfinden, sobald die Anstandsregeln
dies erlauben.«
»Vorher wirst du in der Hölle schmoren, Papa«, fauchte
Stephanie. Sie hätte nicht für möglich gehalten, daß ihre
Stimme so eiskalt und haßerfüllt sein könnte. Daniel nickte
heftig an ihrer Seite.
»Ihr könnt sagen, was ihr wollt«, sagte der alte Wolf. »Es
ändert nichts an meinem Entschluß. Ihr könnt natürlich die
Zeremonie sprengen und das Jawort verweigern. In diesem
Fall hätte ich keine andere Wahl, als euch zu enterben und aus
dem Clan zu verstoßen. Denkt einen Augenblick in Ruhe darüber nach, meine lieben Kinder. Könntet ihr ohne den Schutz
der Familie überleben? Ohne Geld, ohne Rang, ohne Macht
und ohne Zukunft? Arbeiten , um zu leben?! Welche Arbeit
könntet ihr denn verrichten? Nein, meine lieben Kinder. Ihr
seid zu lange im wohlbehüteten Schoß der Familie gewesen
und zu lange verhätschelt worden, um in der wirklichen Welt
da draußen zu überleben. Noch irgendwelche letzten Kommentare, bevor wir zum nächsten Punkt in der Geschäftsordnung übergehen?«
Er blickte mit höflich gehobener linker Augenbraue von einem Gesicht zum anderen. Daniel kämpfte darum, die Sprache wiederzufinden, während er aussah, als hätte ihm jemand
in den Magen getreten. Stephanie runzelte angestrengt die
Stirn und suchte anscheinend nach einem Ausweg. Valentin
grinste seinen Vater plötzlich an.
»Wenn die Trauung kirchlich stattfindet, Vater – kann ich
dann einen Schleier tragen? Ich sehe so vorteilhaft aus in
Weiß.«
Jakob funkelte seinen ältesten Sohn böse an, ohne in den
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