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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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ernsthaft, daß er etwas Sinnvolles beizutragen hat, außer
der Adresse seines neuesten Drogenlieferanten, aber er ist
mein Ältester und hat ein Recht darauf, anwesend zu sein.
Auch wenn er sich verspätet. Wie immer.«
»Ja«, sagte Daniel. »Ich frage mich, was ihn aufhält?«
Stephanie versteifte sich. Doch Daniel brachte ausnahmsweise genügend Geistesgegenwart auf, um ihr kein verschworenes Lächeln zuzuwerfen. Statt dessen blickte er seinen Vater
mit einem Ausdruck von Besorgnis an. Stephanie gesellte sich
zu ihrem Bruder. Jakob Wolf zog sich bei Familientreffen nur
dann in die private Loge zurück, wenn er wirklich delikate
Angelegenheiten zu besprechen hatte. Die Kombination von
Öffentlichkeit und Privatsphäre machte es schwierig, eine
Wanze zu verstecken, und der eingebaute ESP-Blocker verhinderte psionische Lauschangriffe. Jakob hielt viel von
Gründlichkeit.
Stephanie wandte den Blick von ihrem Vater und suchte
nach einer Ablenkung. Draußen in der Arena zeigte der riesige Holoschirm Nahaufnahmen und Zeitlupenwiederholungen
der letzten Kämpfe. Der Schirm war für die Kenner aufgestellt worden und half den Besuchern auf den hinteren Rängen, keine Einzelheit der blutigen Schlachterei zu versäumen.
Stephanie grinste breit und genoß die Schau. Es ging doch
nichts über ein Drama auf Leben und Tod, um das Blut in
Wallung zu bringen. Sicher, es gab Leute – innerhalb und
außerhalb der Familien –, die regelmäßig die Schließung der
Arena forderten, oder zumindest ihre Entschärfung, aber sie
erreichten nie etwas. Die Spiele genossen unglaubliche Popularität im gesamten Imperium und zogen große Massen überall hin, wo ein Holoschirm stand: und die Schau übertrug.
Allein der Versuch, die Schau abzusetzen, würde die Bevölkerung rebellieren lassen.
Und dann versteifte sich Stephanie erneut, als sich Schritte
der Loge näherten. Ihr Herz begann zu hämmern, und sie atmete tief durch, um die verräterische Röte aus ihrem Gesicht
zu vertreiben. Der Bote mit der Nachricht von Valentins Mißgeschick war endlich eingetroffen. Sie wandte sich langsam
um, den Augenblick genießend, und fand sich Auge in Auge
mit Valentin, der gelassen die Loge betrat, als sei nichts geschehen und alles in der Welt stünde zum Besten. Für einen
Moment glaubte Stephanie, ohnmächtig werden zu müssen,
doch ein schneller Blick zu Daniel, der mit offenstehendem
Mund und hervorquellenden Augen dastand, brachte sie wieder zu sich. Sie mußte ruhig bleiben, kalt wie Eis. Sie mußte
stark genug sein für beide, bis sie herausgefunden hatte, wie
groß die Schwierigkeiten tatsächlich waren, in denen sie
steckten. Stephanie brachte eine lässige Verbeugung in Richtung ihres ältesten Bruders zustande, und er nickte freundlich
zurück.
»Stimmt etwas nicht, Schwesterherz?« fragte er höflich.
»Du siehst so blaß aus.«
»Nein, nein, alles in Ordnung«, erwiderte Stephanie so ruhig, wie sie nur konnte. »Du hast dich verspätet, Valentin.
Wir haben uns Sorgen gemacht, daß dir etwas zugestoßen sein
könnte. Ist … ist dir auf dem Weg hierher irgend etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Etwas Ungewöhnliches? Nein, nicht daß ich wüßte. Warum fragst du?«
»Oh, äh … kein besonderer Grund«, stammelte Stephanie.
»Wirklich, kein besonderer Grund.«
Valentin grinste sein breites purpurnes Grinsen. Seine dunklen Augen verrieten nichts. Er schüttelte den Umhang ab und
legte ihn über die Rückenlehne des nächsten Sessels. Stephanie runzelte verblüfft die Stirn. Ihr Bruder steckte in den häßlichsten, gröbsten und unmodernsten Kleidern, die sie je an
ihm gesehen hatte. Ehrlich gesagt sahen sie aus wie die Kleider eines gewöhnlichen Geschäftsmannes, und sie hatten nicht
einmal die passende Größe. Stephanie hätte schwören können,
daß ihr Bruder lieber gestorben wäre, als mit solchen Kleidern
in der Öffentlichkeit herumzulaufen.
»Ich hab’ mich verspätet, weil ich unterwegs noch in einen
Laden mußte«, sagte Valentin lässig. »Ich mußte meine neue
Staffage abholen. Ziemlich schneidig, findest du nicht auch?«
»Wir können uns später über deinen entsetzlichen Geschmack unterhalten«, knurrte der alte Wolf. »Wir haben Familienangelegenheiten zu besprechen. Wir haben auf dein
Erscheinen gewartet, weil einiges davon dich persönlich betrifft.«
Valentin ließ sich elegant in einen Sessel sinken und fixierte
seinen Vater mit einem herablassenden Blick. »Du glaubst
aber

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