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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sauber durchtrennt.
Razor sprang vom zuckenden Bein seines Gegners und
machte Raum, damit die Echse in Ruhe sterben konnte. Der
Kopf lag auf der Seite im blutgetränkten Sand. Der holographische Dschungel verschwand jetzt, nachdem der Kampf
vorüber war. Die mächtigen Kiefer der Kreatur öffneten und
schlossen sich noch einige Male wie in Zeitlupe, doch das
Leben war bereits aus den verschleierten violetten Augen gewichen. Der kopflose Körper stampfte durch die Arena, und
Blutfontänen spritzten aus der klaffenden Wunde am Hals.
Razor wich mit Leichtigkeit aus. Die Greifarme hoch oben an
der Brust der Kreatur zuckten ins Leere, als wollten sie den
Feind packen, der ihr so große Schmerzen zugefügt hatte.
Aber schließlich sah auch der Körper ein, daß er bereits tot
war, und brach unbeholfen zusammen. Die Menge raste vor
Begeisterung, doch der Investigator war bereits wieder auf
dem Weg aus der Arena und ignorierte die jubelnden Rufe des
Publikums. Er hatte das fremde Wesen nicht für sie getötet.
In der Privatloge des Wolf-Clans herrschten gemischte Gefühle. Konstanze quiekte vor Freude und hüpfte auf ihrem
Sessel hin und her. Jakob lachte laut und rief nach mehr Wein.
Daniel zog einen Schmollmund. Er hatte gegen den Rat seines
Vaters viel Geld auf die Echse gesetzt. Stephanie blickte auf
den Leichnam der mächtigen Kreatur unten im Sand und dann
zu Jakob Wolf. Wenn sie in Gedanken eine Verbindung zwischen den beiden herstellte, dann behielt sie ihre Meinung
jedenfalls für sich. Valentin schnüffelte eine weitere Prise
seines blauen Pulvers, und was in seinem Kopf vorging, blieb
– wie immer – rätselhaft und verborgen.
Wärter erschienen in der Arena und schoben Antigravschlitten unter den toten Saurier. Sie beeilten sich, den Kadaver
wegzuschaffen, und alle zusammen verschwanden hinter den
Flügeln des großen Haupttores. Die Menge grölte ihnen spöttisch hinterher. In der Welt des Imperiums hatte man keine
Zeit für Verlierer. Man würde den Kopf des Wesens als Trophäe behalten, der Rest würde in die Schlachthöfe kommen
und Protein für die anderen Fremdwesen liefern, die in ihren
Käfigen warteten.
Mikroorganismen im Sand machten sich über das vergossene Blut her, während die Wärter noch damit beschäftigt waren, die Kampfbahn wieder zu glätten. Die Zuschauer besaßen
die Neigung, mit Gegenständen zu werfen, wenn es nicht
schnell genug ging, und einige zeigten dabei einen geradezu
widerlichen Humor.
Schließlich nahm das Publikum zögernd wieder Platz, um
zu sehen, was man als nächstes bieten würde. Hier und dort
fanden noch lautstarke Unterhaltungen statt. Die Bevölkerung
von Golgatha war unersättlich, wenn es um ihr Vergnügen
ging, und es war gar nicht einfach, sie zu befriedigen.
Die Fanfaren ertönten aufs neue, ein Mann schlenderte in
die Arena, und der ihn empfangende Lärm übertraf alles, was
bisher stattgefunden hatte. Die Menge drohte überzuschnappen. Die Menschen sprangen auf die Füße, winkten und umarmten einander vor freudiger Erwartung. Keine Lautsprecherdurchsage kündigte den neuen Kämpfer an; jeder wußte,
wer er war: der Maskierte Gladiator, unbesiegter Champion
der Spiele, der Liebling der Massen von Golgatha . Alles, was
bisher stattgefunden hatte, war nur ein Geplänkel gewesen. Er
war es, den alle sehen wollten, die sich hier eingefunden hatten.
Niemand kannte seine wahre Identität. Er konnte in jedem
Alter sein und aus jeder sozialen Schicht stammen. Er war
groß gewachsen, von geschmeidiger Muskulösität und steckte
n einem einfachen, anonymen Kettenhemd. An der Hüfte ein
Schwert, das beinahe genauso berühmt war wie er selbst. Es
besaß eine lange, schmale Klinge und keinerlei technische
Verstärkungen. Die Waffe besaß sogar einen Namen: Morgana. Niemand wußte, warum. Der Kopf des Maskierten Gladiators war vollständig unter einem schwarzen, runden Helm
verborgen. Niemand hatte ihn je ohne diesen Helm gesehen.
In den drei Jahren seiner Karriere war er während seiner zahlreichen Kämpfe niemals auch nur in die Nähe einer Niederlage oder der drohenden Demaskierung gekommen. Er hatte
sich darauf spezialisiert, die unmöglich erscheinendsten
Kämpfe zu gewinnen, und die Menge liebte ihn dafür. Seine
Identität hingegen und seine Gründe, sie zu verbergen, blieben ein Geheimnis. Obwohl eine Menge Gerüchte kursierten.
Einige meinten, daß er unehrenhaft aus der Armee ausgestoßen worden sei und auf diese

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