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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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aus langen Schlingen verdrehter Reben zu
bestehen, die sich um eine wuchtige Masse in der Mitte rankten. Wenn das Wesen Sinnesorgane besaß, dann blieben sie
jedenfalls verborgen. Trotzdem orientierte sich die zentrale
Masse irgendwie in Richtung des Sauriers. Lange Reben
schossen hervor wie Tentakel und wickelten sich um die Echse, die wütend auf brüllte und die Fesseln zerriß, als wären sie
aus Papier. Aber es kamen immer neue Ranken nach und wikkelten sich wie Hunderte langer Arme um das Reptil. Die beiden Fremdwesen kämpften verbissen miteinander, während
die Zuschauer außer Rand und Band gerieten und die Buchmacher Rekordgewinne verzeichneten. Die vermeintlich
Schlauen hatten auf das Tentakelwesen gesetzt, und wenn es
nur deswegen war, weil es keine lebenswichtigen Stellen zu
besitzen schien, die der Saurier angreifen konnte.
»Sind sie nicht wunderbar?« seufzte Konstanze glücklich.
»Liebst du die Fremden auch so sehr? Meinst du, sie sind intelligent?«
Der alte Wolf zuckte die Schultern. »Wen kümmert das
schon?«
Der Saurier war inzwischen beinahe unter den fesselnden
Ranken verschwunden. Er wurde nun langsam, aber stetig in
Richtung der zentralen Masse des Tentakelwesens gezogen.
Die Echse kämpfte verzweifelt, doch ihre Arme waren an die
Brust gefesselt, und ihre Beine wurden von Unmassen verdrehter Ranken gehalten. Nur der zuckende Schwanz besaß
noch Bewegungsfreiheit, aber noch immer schossen weitere
Ranken hervor und schlugen auf den keilförmigen Kopf der
Echse ein wie Peitschen. Blut floß, und die Menge tobte.
Dann plötzlich hörte die Echse auf sich zu wehren und
sprang statt dessen ihren Gegner an. Die schweren, klauenbewehrten Hinterbeine gruben sich tief in die große zentrale
Masse des Pflanzenwesens, und die bösartigen Zähne packten
zu wie Schraubstöcke und versanken tief in dem ledrigen
Panzer, der den inneren Klumpen bedeckte. Der Saurier verlagerte sein Gewicht und hob die feindliche Pflanze vom Boden. Die Ranken schlugen hysterisch in jede Richtung, aber
der Saurier ignorierte sie einfach. Er schüttelte die Pflanze,
wie ein Hund eine Ratte schüttelte. Grüne Fasern flogen davon und landeten zuckend auf dem Boden. Die Zähne des
Sauriers gruben sich erbarmungslos immer tiefer in den Panzer seines Gegners, und der Leib platzte auf. Das Reptil riß
das freigelegte Herz des Pflanzenwesens heraus, und die zukkenden Ranken lagen plötzlich still.
Die Echse richtete sich auf und brüllte ihren Triumph in die
Arena hinaus, bevor sie sich von den restlichen Ranken befreite und begann, die tote Pflanze methodisch zu zerfetzen,
wobei sie große Stücke der reglosen Kreatur zwischen ihren
Kiefern zerbiß und hinunterschlang.
Die Zuschauer jubelten der Echse zu, auch die, die gegen
die Echse gewettet hatten. Es war ein guter Kampf gewesen,
und jeder liebte die Sieger. Der Saurier ignorierte das Publikum und beschäftigte sich weiter mit seiner Beute.
Dann verstummte jedes Geräusch in der Arena, als den
Menschen bewußt wurde, daß die Wärter nicht erschienen
waren, um das Wesen in seinen Käfig zurückzubringen, wo es
auf seinen nächsten Kampf warten würde. Die Nummer war
noch nicht vorüber. Erwartungsvolles Raunen ging durch die
Menge, als das Haupttor geöffnet wurde und eine einzelne
Gestalt in den Dschungel trat. Ein Mann mit einem Schwert.
Ohne Eile schlenderte er zwischen den hoch aufragenden Holobäumen hindurch zur Lichtung, wo der Saurier fraß. Als die
Zuschauer den Investigator Razor erkannten, trat für einen
Augenblick völlige Stille ein. Leises Murmeln setzte ein, als
man die Chancen diskutierte. Der Saurier war riesig und wild.
Ein natürlich geborenes Monster, eine Tötungsmaschine.
Aber … Razor war Investigator.
»Das kann nicht ihr Ernst sein«, protestierte Stephanie.
»Der Investigator hat seinen täglichen Kampf bereits bestritten. Selbst frisch und ausgeruht hätte er nicht die Spur einer
Chance gegen dieses Monstrum. Es wird ihn zerreißen!«
Jakob lächelte seiner Tochter liebevoll zu und tätschelte ihr
tröstend den Arm. Die wachsende Aufregung in ihrer Stimme
war ihm nicht entgangen. »Wenn du eine Wette abschließen
willst, meine Liebe, dann kann ich dir nur empfehlen, auf den
Investigator zu setzen. Das Töten von Fremdwesen war immerhin einmal sein Beruf. Die Feldglöcks müssen höllisch
viel Geld ausgegeben haben, um diesen Kampf zu arrangieren. Normalerweise kalkuliert die Arenaleitung zwanzig

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