Der eiserne Thron
Weise versuchte, seine Ehre
wiederherzustellen. Andere meinten, er sei ein Investigator,
der irgendwie die Nerven verloren hatte und in der Arena
wieder zur Besinnung kommen wollte. Natürlich gab es auch
Gerüchte, die von einer verlorenen oder toten Liebe sprachen
und meinten, der Maskierte Gladiator suche in der Arena den
Trost des Vergessens oder den Tod im Kampf. Und zumindest
einige glaubten zu wissen, daß er ein Aristokrat war, der die
Art von Nervenkitzel und Abenteuern suchte, die er sonst
nirgendwo finden konnte.
Zumindest das letzte Gerücht wurde nur hinter vorgehaltener Hand erzählt. Wenn etwas Wahres daran war, dann bedeutete es einen größeren Skandal. Aristokraten regelten ihre
Streitigkeiten durch Gladiatoren oder in formellen Duellen.
Alles andere wäre unter ihrer Würde gewesen. Die Eliten des
Imperiums standen hoch über den primitiven Emotionen und
Trieben der niederen Klassen. Sie waren etwas Besonderes.
Unberührbar, unerreichbar. Es war von allergrößter Bedeutung, daß die Lücke zwischen Aristokratie und niederem Volk
erhalten blieb.
Aber welches Geheimnis sich auch immer hinter seinem
Helm verbergen mochte, die Massen liebten ihren maskierten
Helden. Sie unterstützten die Arenaleitung in dem Bemühen,
seine Identität selbst vor den Sicherheitsleuten der Imperatorin geheimzuhalten. Was wahrscheinlich einen einmaligen
Vorgang im gesamten Imperium darstellte. Bisher hatte die
Herrscherin sich geweigert, Druck in dieser Sache auszuüben,
und das hatte einer ganzen Serie neuer Gerüchte Nahrung
gegeben.
Der Maskierte Gladiator kämpfte immer nur mit seinem
Schwert Morgana. Er verachtete monofaserverstärkte Klingen
und andere Energiewaffen. Er war ein ganz ausgezeichneter
Schwertkämpfer, der Schnelligkeit mit Geschick und trainierten Reflexen verband, die unter normalen Menschen ohne
biomechanische Veränderung ihresgleichen suchten. Sicher
gab es Leute, die behaupteten, er sei ein Kyborg oder etwas
Ähnliches, oder zumindest ein Produkt der Körperläden, aber
die Arenaleitung widersprach dem, und sie mußte es ja
schließlich am besten wissen.
Der Maskierte Gladiator nahm seine Position in der Mitte
der Arena ein und wartete geduldig auf seinen Opponenten.
Der gigantische Holoschirm zeigte eine Nahaufnahme des
runden Helms und rechts und links davon Statistiken seiner
vorhergehenden Kämpfe. Die Zahlen waren wirklich beeindruckend.
Einhundertsiebenunddreißig Kämpfe, und keinen einzigen
davon hatte er verloren. Zu Beginn seiner Karriere war er
zweimal ernsthaft verwundet worden. Das war auch schon
alles. Die gegenwärtigen Wetten standen tausend zu eins gegen seinen Herausforderer. Die Quote hielt den unbedeutenden Nachwuchs davon ab, ihn herauszufordern, aber es gab
trotzdem immer wieder Kämpfer, die ihr Glück versuchten.
Der letzte in dieser langen Reihe trat in diesem Augenblick
aus einem Seitentor und schlenderte voller Selbstvertrauen auf
den amtierenden Champion zu. Die Menge empfing ihn mit
gutgelaunten Rufen. Man bewunderte Mut, und frisches Blut
war stets willkommen. Der Name des Herausforderers lautete
Auric Skye, und er hatte sich als Leibwächter für den Lord
des Chojiro-Clans beworben. Aber das war eine der höchstangesehenen Positionen, die es in der Leibwächterszene überhaupt zu besetzen gab. Der einzige Weg, um sich an die Spitze der Bewerberliste zu katapultieren, lag im Bestehen einer
Prüfung, de viel Mut und Geschicklichkeit erforderte. Auric
hatte sich entschieden, den Maskierten Gladiator herauszufordern. Er erwartete nicht notwendigerweise zu gewinnen, aber
wenn er einen guten Kampf lieferte, dann würden die Zuschauer sehr wahrscheinlich ihre Daumen für ihn heben, und
dann würde er einer der ganz wenigen Kämpfer sein, die gegen den Maskierten Gladiator angetreten waren und den
Kampf überlebt hatten. Der Chojiro-Clan würde ihn sicher in
Augenschein nehmen.
Außerdem: Vielleicht gewann er ja auch. Er hatte ein As im
Ärmel, und nicht nur dort.
Skye war jung, extrem muskulös und beinahe unanständig
blond und gutaussehend. Wie der Champion war auch er nur
mit einem Schwert bewaffnet. Der Chojiro-Clan war ein wenig altmodisch und lehnte Klone oder Esper und andere Abweichler von der menschlichen Norm strikt ab, aber es gab
keine Einwände gegen die Errungenschaften moderner Technik. Skye trug unter der Haut verborgen Stahlplatten, die alle
lebenswichtigen Organe seines Körpers schützten. Der Rest,
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