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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wie sie auf
diese Neuigkeit reagieren sollten, als die große Gestalt aus
dem Türrahmen ins Innere des Gebäudes zurücktrat und den
beiden ungeduldig winkte einzutreten. Zögernd leisteten sie
der Aufforderung Folge, nicht ohne einen gebührenden Abstand zu dem Hünen einzuhalten. Der Mann zog erneut die
Nase hoch, als er die Tür hinter den beiden wieder ins Schloß
warf und verriegelte. Owen wollte bereits seinen Disruptor
ziehen, aber Hazel legte ihm die Hand auf den Arm. Die große Gestalt stapfte vor ihnen her und verzog das Gesicht zu
einer Grimasse, die wahrscheinlich ein Lächeln darstellen
sollte.
»Ich bin Chance. Ich bin der Inhaber von Abraxus. Seht
Euch ruhig schon mal um, ich bin in einer Minute wieder für
Euch da.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand er im hinteren Bereich des Zimmers. Owen brannten einige Fragen auf
der Zunge, aber als er den ersten Blick in das Zimmer und auf
die Leute warf, die das Informationszentrum betrieben, vergaß
er sie wieder. Es gab keine Lektronen oder KommEinrichtungen, keine Boten und keine Techniker. Statt dessen
standen an den Wänden des schmalen Raums zwei Reihen
klappriger Kojen, dicht an dicht, die in der Mitte nur noch
einen schmalen Gang freiließen. Auf den Kojen lagen schlafende Kinder. Sie alle hatten Infusionsnadeln in den Armen,
obwohl ihre knochigen Gesichtszüge und skelettartigen Gestalten vermuten ließen, daß sie nicht besonders viel Nahrung
aus den Infusionen bezogen. Unter den Decken, in die die
Kinder eingewickelt lagen, ragten Katheter hervor und mündeten in dreckigen Flaschen auf dem Fußboden. Wie lange
mögen diese unglücklichen Kreaturen bereits so hier liegen? ,
dachte Owen und näherte sich zögernd, um einen genaueren
Blick auf eines der Kinder zu werfen. Hazel blieb dicht an
seiner Seite.
Die Kinder schienen alle zwischen vier oder fünf bis allerhöchstens zehn Jahre alt zu sein. Sie wanden sich und stöhnten in ihrem Schlaf oder Koma. Ihre Gesichter schienen irgendwie konzentriert, aufmerksam, und unter den geschlossenen Lidern konnte man sehen, wie die Augen sich bewegten.
Einige Kinder murmelten leise vor sich hin. Zwei Frauen im
mittleren Alter, die eher wie Putzfrauen als wie Krankenschwestern aussahen, bewegten sich ohne besondere Eile zwischen den Bettenreihen hindurch, überprüften Katheter und
Infusionsnadeln, füllten die Infusionsflaschen auf oder leerten
sie, wo es notwendig war; ansonsten beachteten sie die Kinder
überhaupt nicht. Einige waren mit dicken Lederriemen an ihre
Betten gefesselt.
Owen fühlte sich elend, und in ihm brannte eine rasch zunehmende Wut. Er verstand nicht, was hier vor sich ging, aber
er mußte es auch nicht verstehen, um es zu hassen. Kein
Mensch hatte das Recht, Kinder so grausam zu behandeln.
Mit einem rauhen, rasselnden Geräusch sprang das Schwert
wie von alleine in seine Hand, und mit Mord in den Augen
setzte er sich durch den schmalen Gang in Bewegung. Chance
war am anderen Ende des Raums damit beschäftigt, einen
Stapel Papiere auf seinem Schreibtisch zu durchwühlen. Er
blickte nicht auf, als Owen auf ihn zustapfte. Plötzlich ergriff
Hazel seinen Schwertarm und hielt ihn fest.
»Warte, Owen! Du verstehst das nicht!«
»Ich verstehe, daß diese Kinder in einer schrecklichen Hölle
leben!«
»Ja, vielleicht hast du recht. Aber dahinter steckt ein Sinn.
Ich habe so etwas schon früher gesehen.«
Owen hob sein Schwert und senkte es zögernd wieder. »Also gut. Erklärt es mir.«
»Chance kann das bestimmt viel besser. Bleib hier stehen.
Ich hole ihn. Versprich mir, daß du nichts unternimmst, bevor
du nicht die ganze Geschichte gehört hast.«
»Keine Versprechungen«, erwiderte Owen. »Holt Chance.
Und sagt ihm lieber gleich, daß ich ihm an Ort und Stelle den
Schädel abschlagen werde, wenn mir seine Antworten nicht
gefallen.«
Hazel klopfte ihm beruhigend auf den Arm, als wolle sie einen unartigen Hund besänftigen, und eilte durch den Mittelgang zu Chance. Owens Hand umklammerte noch immer wütend und frustriert den Griff seines Schwertes. Er hatte noch
nie zuvor etwas wie das hier gesehen, selbst in den schlimmsten Höllenlöchern des Imperiums nicht, und er wollte verdammt sein, wenn er diesem Treiben nicht unverzüglich Einhalt gebot. Langsam wanderte er den Gang hinunter und
blickte von einer Gestalt zur anderen. Er sah nichts als Verzweiflung in den hageren Gesichtern. Ein junger Bursche bewegte sich unruhig unter den

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