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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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beobachtete Hazel, um zu sehen, wie sie die Provokation aufnahm, und zu seiner Überraschung schien sie mehr ärgerlich zu sein als alles andere.
»Hazel d’Ark«, sagte die Kreatur schließlich mit einer
Stimme so kalt und leblos wie ein Grab. »Du bist zu mir zurückgekommen!«
»Luzius Abbott«, erwiderte Hazel mit Abscheu in der
Stimme. »Du stehst an oberster Stelle auf der Liste der Leute,
die mich am Arsch lecken können. Warum hast du nicht genügend Taktgefühl besessen und bist vor langer Zeit gestorben?«
»Bin ich«, erwiderte Abbott. »Aber sie haben mich wiederbelebt. Und jetzt lebe ich durch Leute wie dich weiter. Du
hättest nicht weglaufen dürfen, Hazel. Du gehörst mir, und so
wird es immer bleiben. Dein Blut ist durch meine Adern geflossen.«
Owen schob sich neben Hazel. »Wovon redet er?«
Abbotts Grinsen wurde breiter. »Hast du es ihm nicht erzählt, Hazel? Hast du ihm verschwiegen, daß du ein Plasmakind warst?«
Plasmakind . Ein Frösteln durchfuhr Owen, und er mußte
sich anstrengen, nicht zu erschauern. Er kannte das Wort. Das
waren die, die Wampyre ihr Blut direkt aus den Augen saugen
ließen; eine Beziehung zwischen Herr und Sklave, von der
man sagte, sie wäre weitaus intensiver als Sex oder Liebe.
Eine der wenigen Perversionen, die im gesamten Imperium
verboten waren. Die Wampyre waren auch ohne ein Heer von
ihnen folgenden fanatischen Plasmasüchtigen gefährlich genug. Owen blickte zu Hazel, und sie funkelte wütend zurück,
als sie das Mitleid in seinen Augen erkannte.
»Ich war nie eine seiner kranken Puppen! Hin und wieder
habe ich auf dem Schwarzmarkt mein Blut verkauft, aber nur,
wenn die Zeiten hart waren und ich unbedingt Geld brauchte.
Seine dreckigen Lippen haben mich niemals berührt, und was
er von mir bekam, das mußte er teuer bezahlen. Und jetzt geh
mir aus dem Weg, Abbott, oder ich schwöre bei Gott, daß ich
dich in das Grab bringe, in das du schon seit Jahren gehörst!«
»Du gehörst mir, Hazel.« Die Stimme des Wampyrs war
eiskalt und bekam plötzlich einen befehlenden Ton. »Knie
nieder!«
Die Macht in seiner Stimme schien überwältigend, vulgär,
unmenschlich. Jeder, der es hörte, erschauerte unwillkürlich.
Hazel zuckte zurück. Sie versuchte ihr Schwert zu ziehen,
aber ihre Hände zitterten zu sehr. Mehrere Männer und Frauen in der Menge fielen auf die Knie, und noch mehr zogen
sich bis in die äußersten Winkel des Raums zurück. Ein weiter
freier Platz bildete sich um den Wampyr und sein Opfer.
Das reicht, dachte Owen und murmelte das Schlüsselwort. Zorn . Kraft schoß in seinen Körper, brannte in seinen Muskeln und wischte den hypnotisierten Klang der Stimme des
Wampyrs mühelos aus seinen Gedanken. Ohne hinzusehen,
ergriff Owen einen neben ihm stehenden Tisch und schlug
damit nach dem wie in Zeitlupe reagierenden Abbott. Der
schwere Holztisch sauste wie eine gigantische Fliegenklappe
durch die Luft und krachte mit unglaublicher Gewalt auf den
Wampyr herunter. Der Aufprall schleuderte die Kreatur quer
durch den Raum und durch ein geschlossenes Fenster auf die
Straße. Glas flog splitternd in alle Richtungen, und der Wampyr verschwand in der nebligen Dunkelheit. Alles wartete
gespannt, doch er kehrte nicht wieder zurück. Hazel nickte
anerkennend zu Owen, als der Todtsteltzer den Tisch wieder
absetzte und der Zorn aus seinem Körper wich.
»Nicht schlecht, Lord.«
Owen lächelte verhalten. »Ich habe meine starken Momente.«
»Nicht daß du dir einbildest, ich wäre nicht selbst mit dem
Kerl zurechtgekommen.«
»Kein Gedanke, nein«, erwiderte Owen galant. Dann blickte
er sich zu der gespannten Menge um. »Noch jemand?«
Ein kurzes, betretenes Schweigen entstand. Die Gäste wandten sich ab und nahmen die Beschäftigungen wieder auf, die
sie wegen des Zwischenfalls unterbrochen hatten. Der Lärm
erreichte bald wieder den alten Pegel, und Owen stand im
Begriff, den Laden zu verlassen, als Cyder ihm den Weg versperrte und ihn mit ausgestreckter Hand aufhielt.
»Nicht so schnell, du Held. Da ist noch ein zerbrochenes
Fenster, das bezahlt sein will.«
Owen blickte zu den Überresten der Scheibe, durch die Abbott gesegelt war, und gestand sich zögernd ein, daß Cyder
nicht ganz unrecht hatte. Er räusperte sich gründlich, um Zeit
zu gewinnen, und versuchte zu überlegen, wieviel eine zerbrochene Scheibe auf einer so primitiven Welt kosten mochte.
Die Antwort war nicht gerade ermutigend. Er gab sich Mühe, Cyder mit

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