Der eiserne Tiger
und
Father Kerrigan gesagt, er solle so rasch wie möglich packen und
zum Rollfeld kommen, wo wir uns treffen wollten. Ihre Leute haben ihm
vermutlich einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
»Aber Brackenhurst ist auch
nicht zu finden. Sie haben doch sicher auch noch einen Plan für
den Fall gemacht, daß etwas schiefgeht. Ich kenne Sie, Jack - und
ich weiß, was in Ihnen vorgeht.«
»Darf ich mich jetzt zurückziehen?«
»Es wäre angebrachter, mit
uns zusammenzuarbeiten. Dadurch würden Sie sich so manches
ersparen.«
»Hören Sie doch um Himmels
willen auf«, meinte Drummond angewidert. »Das könnte
aus einer Schmierenkomödie stammen.«
Oberst Cheung starrte ihn an und
zwang sich zur Ruhe. Er begann wieder mit dem ledernen
Ausgehstöckchen gegen seinen rechten Stiefel zu schlagen.
»Dann eben nicht. Schaffen Sie ihn raus, Feldwebel«, sagte
er ganz abrupt. »Bringen Sie den anderen
her.«
Kopfschüttelnd blieb Drummond an
der Tür stehen. »Sie verschwenden wirklich nur Ihre
Zeit«, sagte er.
Die Chinesen hatten den Palast mit
Beschlag belegt und dort ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Der
kommandierende General Ho Tsen stand auf der Terrasse und warf ab und
zu einen Blick auf den Park. Er machte keinen sonderlich zufriedenen
Eindruck. Schließlich ging er ungeduldig auf und ab.
Hinter sich hörte er ein leises
Hüsteln. Er wandte sich um und sah Cheung am Fenster stehen.
»Haben Sie ihn gefunden?« frage er hoffnungsvoll.
»Leider nicht, Herr General.«
Ho Tsen schlug mit der Hand heftig
auf die Balustrade. »Oberst, dafür haben Sie die
Verantwortung getragen. Ich habe fest damit gerechnet, den Jungen bei
meiner Ankunft hier vorzufinden.«
»Es sieht aus, als hätten
der Priester und die Amerikanerin die Missionsstation mit dem Jungen
verlassen, kurz bevor unsere Soldaten eintrafen. Wir haben uns bei den
Hirten nach ihnen erkundigt, die ihre Zelte stromaufwärts
aufgeschlagen haben. Unsere Annahme hat sich bestätigt. Der Jeep,
den die drei benutzt haben, ist zehn Meilen weiter nördlich in
einem Dorf namens Quala gefunden worden. Dort verkehrte immer eine
Autofähre, die aber offensichtlich zerstört worden ist. Ich
nehme an, daß sie diese Fähre benutzt haben. Auch der
Landrover von Brackenhurst ist dort gefunden worden.«
»Hat die Patrouille die Verfolgung aufgenommen?«
»Leider gab es sonst keine
Boote. In dem Dorf war kein Mensch mehr, völlig verlassen.
Anscheinend haben sich die Dorfbewohner alle ans andere Flußufer
übersetzen lassen. Seitdem ist der Fluß durch die heftigen
Regenfälle sehr gestiegen.«
»Kann man den Fluß an irgendeiner Stelle mit Fahrzeugen überqueren?«
»Hier ganz gewiß nicht. Die Strömung ist für eine Überfahrt viel zu stark.«
Cheung breitete auf einem
schmiedeeisernen Tisch eine Karte aus. »Vielleicht zwanzig Meilen
weiter nördlich in Kama. Da ist der Fluß sehr breit und
seicht. Mit Schützenpanzerwagen müßten wir da
eigentlich rüber-kommen.« Mit dem Finger zeichnete er eine
Linie bis zur Grenze. »Es führt nur eine Straße nach
Indien, und sie sind nicht motorisiert. Es müßte ein
leichtes sein, sie zu schnappen. Es gibt nur diesen einen Weg. Der
Geistliche ist ein alter Mann, und in seiner Begleitung befinden sich
eine Frau und ein krankes Kind. Daher wird er es wohl kaum wagen, das
Gebirge zu Fuß auf irgendeinem anderen Wege zu
überqueren.«
Ho Tsen nickte. »Ich will es zu
Ihrem Besten hoffen. Man wird in Peking nicht gerade erfreut sein, wenn
Sie ihrer nicht habhaft werden. Ich werde auch auf dieser Seite des
Flusses Spähtrupps in Truppentransportern in Richtung Süden
schicken. Früher oder später werden sie schon auf Boote
stoßen. Wenn sie erst einmal am anderen Ufer sind, können
sie zu Fuß weiter und ihnen den Weg abschneiden.«
»Eine ausgezeichnete Idee.«
Ho Tsen steckte sich eine Zigarette
zwischen die Lippen und beugte sich vor, als Cheung ihm ein brennendes
Streichholz hinhielt. »Aber eines geht mir nicht aus dem Kopf.
Was ist, wenn der alte Geistliche doch einen ganz anderen Plan
verfolgt? Vielleicht ist er auf der anderen Seite des Flusses von einem
Fahrzeug erwartet und aufgenommen worden. Das würde auch
erklären, warum sie nicht in nördlicher Richtung nach Kama
gefahren sind und versucht haben, den Fluß im Jeep zu
überqueren. Was ist mit diesem Drummond, von dem Sie mir
erzählt haben? Sind Sie wirklich sicher, daß er
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