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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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vernünftig war und ohne Pause
weitermarschierte. Aber bis zur indischen Grenze war es noch weit -
mindestens dreihundert Meilen.
      Plötzlich stießen die
Chinesen das für sie typische schrille Gelächter aus.
Drummond erstarrte. Die Chinesen in ihren wattierten Uniformen
näherten sich der Reihe der Gefangenen. Der Wind trug ihnen ihre
dünnen Vogelstimmen zu. Drummond ließ den Kopf hängen
und wartete gottergeben.
      Ein Chinese trat ihn kräftig mit
dem Stiefel gegen die Brust. Er fiel vornüber aufs Gesicht und
rang nach Luft. Der Draht wurde ihm unsanft von den Handgelenken
gerissen. Dann bekam er einen Tritt in die Seite und sprang auf. Der
chinesische Soldat grinste liebenswürdig und hielt ihm einen
Spaten hin.

  Drummond warf Hamid einen raschen Blick zu. Sie fingen an zu graben. Der Boden war weich und sandig, die Erde ließ sich leicht bewegen. Neben ihnen gruben schweigend die anderen Gefangenen. Drummond erkannte mit einem Schauder, daß es keine Hoffnung mehr für ihn gab. Er hatte ausgespielt.
      Der Regen ging immer heftiger hernieder, ergoß sich in wahren Sturzbächen auf sie. Die Chinesen wandten sich ab, um in ihren Fahrzeugen Schutz vor dem Unwetter zu suchen. Sie ließen jedoch eine Wache mit einer Maschinenpistole zurück.
      Der Graben war jetzt schon über einen Meter tief. Wie lange sie wohl noch weitergraben mußten? Wie tief mußte so ein Graben sein? In seiner Heimat hob man ein Grab zwei Meter tief aus, so lautete die Bestimmung. Aber um so etwas scherten sich die Chinesen wohl kaum.
      Er lehnte sich einen Augenblick auf seinen Spaten. Hamid kam näher. »Viel Zeit bleibt uns wohl nicht mehr«, raunte Drummond.
      Hamid warf einen raschen Blick über seine Schulter zurück. Dichte Nebelschwaden wälzten sich vom Fluß herauf. »Wenn wir nicht bald was unternehmen, bestimmt nicht. Bist du gut beim
    Hundertmeterlauf, Jack?«
      Drummond runzelte verständnislos die Stirn. »Wovon, zum Teufel, sprichst du überhaupt?«
      »Davon«, sagte Hamid scharf und schlug ihm heftig ins Gesicht.
      Drummond taumelte rückwärts, im Augenblick ganz benommen. Der Wachtposten kam angestürzt, um nachzusehen, was da los war. Er beugte sich über den Graben und richtete die Maschinenpistole drohend auf sie. Hamid schlug ihm den Spaten über den Schädel. Ohne einen Laut fiel der Chinese in den Graben.
      Der Regen fiel jetzt so dicht, daß er wie ein grauer Vorhang aussah, der sie vor den Blicken der Chinesen in den Truppentransportern und im Jeep abschirmte. Hamid sprang in den Graben, entriß dem Wachtposten die Maschinenpistole, kletterte wieder heraus und rannte zum Fluß. Drummond stürzte ihm nach, glitt aus und fiel in den Schlamm.
      Er blickte über die Schulter zurück, als er hinter sich einen Aufschrei hörte. Die anderen Gefangenen rannten in einem wüsten Haufen um ihr Leben. Hinter ihnen hatte der erste Chinese bereits den Graben erreicht und schoß auf sie. Auch aus dem schweren Geschütz des Raupenfahrzeugs wurde jetzt eine Salve nach der anderen abgefeuert.
      Der Fluß war jetzt schon ganz nah. Er roch das Wasser und lief noch schneller. Eine Kugel schlug dicht hinter ihm ein. Er stolperte und stürzte schwer. Sofort war Hamid neben ihm. Er riß ihn hoch und schleppte ihn den Hang zum Fluß hinunter.
      Die ansonsten so trüben Fluten wälzten sich jetzt aufgewühlt dahin. Durch die heftigen Regenfälle war die Strömung stärker. An der trügerisch glatten Wasseroberfläche entstanden plötzlich Strudel, die erkennen ließen, daß der Fluß durchaus nicht mehr harmlos war. Schwere Äste trieben rasend schnell auf den Fluten dahin und ließen es unmöglich erscheinen, das andere Ufer schwimmend zu erreichen.
      Plötzlich wurden dicht hinter ihnen Sand und Steine aufgewirbelt. Einer von Sher Dils Soldaten stürzte mit vor Anstrengung puterrotem Gesicht an ihnen vorbei. Die lange Narbe, die vom Auge bis zum Mundwinkel hinab verlief, leuchtete weiß. Er stürzte sich kopfüber ins Wasser und machte hektische Schwimmbewegungen. Die starke Strömung riß ihn weg. Bald war er im strömenden Regen ihren Blicken entschwunden. Andere folgten seinem Beispiel. Manche waren verwundet und bluteten stark, andere wieder weinten vor Angst, als sie den Hang hinunterstolperten und sich in die Fluten stürzten.
      »Das halten sie keine fünf Minuten aus«, rief Hamid Drummond zu. »Das Wasser ist eiskalt, wahrscheinlich nahe dem Gefrierpunkt.«
      Dreck und

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