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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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klopfte an, lauschte und ging dann
voraus.
      Dieser Raum war einmal das Büro
des Gouverneurs gewesen. An den Wänden hingen Buchara-Teppiche.
Schaffellteppiche auf dem Boden. In dem großen Kamin brannte ein
Feuer.
      Ein chinesischer Offizier starrte in
die Flammen. Er hatte einen Fuß auf den Feuerrost gestellt und
schlug ungeduldig mit seinem ledernen Ausgehstöckchen an seine
Stiefel. Die Epauletten des schweren Wintermantels mit Pelzkragen, den
er sich über die Schultern gehängt hatte, wiesen ihn als
Oberst aus.
      Er wandte sich um und ließ
seine Blicke in aller Seelenruhe über Drummond gleiten. »Sie
sehen nicht besonders gut aus, Jack.«
      »Darauf brauchen Sie nicht auch noch stolz zu sein, Sie Schuft!«
      »Wir wollen doch nicht
persönlich werden, Jack. Wir stehen lediglich auf verschiedenen
Seiten - wie der Zufall eben so spielt. Das ist zwar bedauerlich, aber
nicht zu ändern.«
      »Spionageabwehr?«
      »Genau das.«
      »Darf ich vielleicht fragen, wie lange Sie Formosa schon zum Narren halten?«
      »Ich bin noch nie in Formosa
gewesen«, erklärte Cheung. »Aber die Nationalchinesen
hatten tatsächlich einmal einen Agenten namens Cheung und haben
ihn wirklich mit einem Sonderauftrag nach Sikkim geschickt. Er ist aber
nur bis Singapur gekommen. Von da an habe ich dann
übernommen.«
      »Aber was ist dann mit den
Waffen, die ich nach Tibet eingeflogen habe? Wo stehen Moro und seine
Leute wirklich? War das auch alles nur ein
Täuschungsmanöver?«
      »Selbstverständlich! Auf
diese Weise konnte ich ständig mit meinen Vorgesetzten in
Verbindung bleiben und dazu beitragen, daß der Weg für die
Rückeroberung durch die Armee der Volksrepublik China geebnet
wird. Vom rechtlichen Standpunkt
    hat Baipur immer zum Kaiserreich China gehört.«
      »Auf Ihre Vorträge kann
ich verzichten«, knurrte Drummond. »Welche Rolle spielt
Famia bei all dem?«
      »Sie und ihre Mutter waren
nicht weiter wichtig. Sie wurden gut bezahlt, um mich über Sie auf
dem laufenden zu halten.«
      »Sie sprechen in der Vergangenheit von ihnen?«
      »Nur was Famia angeht. Am Rollfeld hat sie ein Schrapnellsplitter am Kopf getroffen.«
      Drummond nahm das ohne großes
Bedauern zur Kenntnis, da sie ihn ja monatelang hintergangen hatte.
»Glauben Sie wirklich, daß Sie ungeschoren davonkommen
werden?«
      »Warum denn nicht?«
meinte Cheung. »Indien wird sich nicht einmischen. Indien ist nur
daran gelegen, den Status quo aufrechtzuerhalten. Die beiden
Länder hatten noch nie einen Verteidigungspakt, der auf
Gegenseitigkeit beruhte. Bei den Vereinten Nationen wird eine
Sondersitzung einberufen werden. Wahrscheinlich wird bis tief in die
Nacht hinein geredet - doch geschehen wird absolut nichts. Niemand will
daran rühren, die Sache groß aufbauschen. Das war doch Ihre
ständige Redensart, Jack.«
      »Das kommt Ihnen ja alles wie gerufen, nicht wahr?«
      »In der Tat - jedoch mit einer
großen Ausnahme: Der Khan ist tot. Das käme mir
normalerweise sehr gelegen, doch dieses Volk ist abergläubisch.
Der Khan ist für diese Menschen Priester und König in einer
Person. Prinz Kerim ist der einzig mögliche Nachfolger.«
      »Und als solcher ein Hindernis
in den Augen der Volksrepublik China, zu der Baipur ja von nun an
gehören soll.«
      »Ganz und gar richtig.«
Der Anflug eines Lächelns erschien auf Cheungs Gesicht.
»Unter unserer Leitung könnte er seinem Volk eine
große Hilfe sein. Er könnte es auf den richtigen Weg
zurückführen.«
      »Da erübrigt sich wohl jedes weitere Wort«, erklärte
    Drummond.
      »Um so besser. Ich hoffe, Sie
werden vernünftig sein und mich in dieser Angelegenheit
unterstützen. Schließlich haben Sie es immer glänzend
verstanden, Ihre Interessen wahrzunehmen. Wo befindet sich der
Junge?«
      Drummond starrte ihn verblüfft an. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie das nicht wissen?«
      »Er ist nicht mehr in der
Missionsstation. Auch Father Kerrigan und die junge Amerikanerin sind
verschwunden. Meine Leute haben schon stundenlang die Menge
durchkämmt und die ganze Umgebung der Stadt nach ihnen
abgesucht.«
      »Und Sie erwarten von mir, daß ich Ihnen helfe?«
      »Ich weiß, daß Sie
von Ihrem Bungalow aus direkt zur Missionsstation gefahren sind,
nachdem Brackenhurst Ihnen von der Invasion berichtet hatte. Famia hat
es mir erzählt.«
      Drummond beschloß, die Wahrheit
zu sagen. »Das stimmt. Wir haben meinen Jeep dortgelassen

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