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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verbrannten Fleisches stieg ihm in die Nase.
Alle Konturen waren verwischt, nichts mehr klar erkennbar. Die ganze
Szenerie erschien irgendwie unwirklich.
      Eine Kugel schlug in den
hölzernen Türrahmen ein. Holz splitterte. Aus dem Qualm
tauchten mehrere Chinesen auf. Drummond eilte in das Gebäude
zurück und ging in Deckung. Hamid trat ans Fenster und schoß
sein ganzes Magazin auf die Chinesen leer. Damit trieb er sie wieder in
die Rauchschwaden zurück.
      Sher Dil wandte sich vom Radio ab und
ließ das Handmikrofon sinken, das er benutzt hatte. »Nach
dem zu urteilen, was ich von draußen höre, sollten wir uns
jetzt wohl besser aufmachen. Jeder für sich. Wir müssen
versuchen, irgendwie über den Fluß zu kommen. Zehn Meilen
südlich die Straße entlang liegt ein Dorf namens Bandong.
Dort wollen wir uns treffen.«
      Durch den Hinterausgang gelangten sie
in einen eingezäunten Hof. Dort war es verdächtig still. Die
Rauchwolken hingen wegen des heftigen Regens ganz tief über der
Stadt. Die Sicht war sehr schlecht.
      Der Funker stieg über den hohen
Zaun. Ein plötzlicher Schrei. Von links erschien in einer
Entfernung von etwa vierzig Metern ein Trupp Chinesen. Mehrere schossen
gleichzeitig. Der Funker schrie auf, fiel rücklings wieder in den
Hof und hielt sich das Gesicht.
      Sher Dil zwängte sich durch eine
Lücke im Zaun und eilte den Hügel hinauf. Drummond folgte
seinem Beispiel und schlug verzweifelt Haken wie ein Hase, als die
Chinesen auf sie schossen. Er hörte, daß Hamid sich dicht
hinter ihm hielt. Sher Dil war bereits über die Hügelkuppe
hinweg.
      Auf allen vieren quälte sich
Drummond den Hügel hinauf. Er schmeckte Blut, glitt immer wieder
aus, dann türmten sich die gezackten Felsen über ihm auf. Mit
eingezogenem Kopf schleppte er sich über die Hügelkuppe, rang
nach Atem und stolperte über einen ausgestreckten Fuß.
      Er sah noch, wie Sher Dil den steilen
Tonschieferabhang hinunterrutschte. Unten rappelte er sich wieder auf
und stürzte ins Wasser. Da tauchten sie aus den wirbelnden
Rauchschwaden auf und umringten ihn, kleine, unförmige Männer
in Steppjacken. Ihre Gewehre mit dem altmodisch aufgesetzten Bajonett
schienen viel zu groß für sie.
      Hamid lag ein paar Meter von ihm
entfernt auf dem Boden. Ein Soldat stand über ihm - mit dem
Stiefel auf seinem Hals. Drummond ging immer weiter zurück, bis er
einen großen Felsbrocken im Rücken hatte. Doch es dauerte
nicht lange, und er war von gelben, bäurischen Gesichtern umringt.
Umzingelt, eingekesselt.

    7. Kapitel
    AUF DES SCHWERTES SCHNEIDE

      Das Gefängnis war eines der
wenigen Gebäude der Stadt, die nicht zerstört oder
beschädigt worden waren. Durch das vergitterte Fenster seiner
Zelle im zweiten Stockwerk hatte Drummond eine gute Aussicht. Er konnte
von dieser Eckzelle aus die ganze Stadt überblicken. Es war zehn
Uhr morgens. Seit dem ersten Luftangriff waren vier Stunden vergangen.
Immer noch hingen Rauchwolken über der zerbombten Stadt. Es
regnete heftig. Dichter Nebel wälzte sich vom Fluß herauf
und zog durch die Straßen.
      Es war furchtbar kalt. Der Regen
sprühte durch das vergitterte Fenster herein. Drummond setzte sich
auf den Boden der Zelle. »Der Winter kommt dieses Jahr früh.
Ich spüre es in sämtlichen Knochen.«
      »Für uns ist das nichts als eine interessante Theorie«, erwiderte Hamid von seiner Pritsche aus.
      »Glaubst du?«
      Vom Fluß herauf klang
Maschinengewehrgeknatter. Hamid lächelte niedergeschlagen.
»Da hast du die Antwort. Die meinen es wirklich ernst. Das geht
nun schon seit dem frühen Morgen so.«
      »Aber warum haben sie uns bisher verschont? Warum diese Sonderbehandlung?«
      Sie wurden einer Antwort enthoben,
denn in diesem Augenblick drehte sich ein Schlüssel im
Schloß, die Tür wurde geöffnet, und ein kleiner
Feldwebel betrat die Zelle, gefolgt von zwei einfachen Soldaten mit
Maschinenpistolen. Hamid stand auf, doch der Feldwebel schüttelte
den Kopf. »Sie nicht, der andere.«
      Bevor Drummond noch Gelegenheit
hatte, etwas zu sagen, hatten sie ihn schon auf den Gang
hinausbugsiert. Die Tür wurde mit schrecklicher Endgültigkeit
wieder zugeschlagen und versperrt.
      Ohne ein Wort ging der Feldwebel den
Gang entlang. Drummond folgte ihm. Die beiden Soldaten blieben ihm
dicht auf den Fersen - mit den Waffen im Anschlag. Sie stiegen eine
Treppe hinauf, gelangten ins oberste Stockwerk und blieben vor einer
Tür stehen. Der Feldwebel

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