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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Flocken mit schneidender Schärfe ins Gesicht.
      An einer Stelle des Steilhanges begann Janets Pferd plötzlich abzurutschen. Drummond kämpfte sich nach vorn und schlug mit der geballten Faust auf die Hinterhand des Tieres ein. Da machte es einen Satz und trottete dann unbeschadet weiter.
      Der Schnee wies ihnen den Weg, dessen Verlauf sich klar unter der weißen Decke abzeichnete. Er führte im Zickzack den steilen Hang an ihrer Seite hinauf und verlief dann etwa hundert Meilen weiter rechts durch eine enge Schlucht.
      Als sie die Schlucht erreicht hatten, waren sie wenigstens eine Weile vor dem Wind geschützt. Der Pfad stieg weiter an. Das Echo der Pferdehufe, die über den steinhart gefrorenen Boden klapperten, hallte von den Wänden der Schlucht wider. Der Weg wurde immer steiler, die Wände der Schlucht immer niedriger. Schließlich gelangten sie wieder zu dem kahlen Berghang, wo ihnen der eisige Wind die Tränen in die Augen trieb.
      Je höher sie kamen, desto steiler schien sich das Gebirge vor ihnen zu erheben. Nach einer weiteren Stunde überstiegen sie den Grat eines Steilhangs und blickten auf ein schmales Plateau, eine zerklüftete, felsige Urlandschaft voller Risse und tiefer Einschnitte, die große Gefahren für sie barg.
      Mit gesenkten Köpfen gingen und ritten sie weiter.
      Das Schneetreiben wurde immer heftiger. Nachdem sie sich noch eine Stunde vorwärtsgequält hatten, griff Hamid nach dem Zügel von Father Kerrigans Pferd und führte es unter einen schützenden Felsvorsprung.
      »Wir wollen uns ein wenig ausruhen«, sagte er.
      Janet reichte Drummond den kleinen Kerim hinunter und glitt dann aus dem Sattel. Sie wischte sich den Schnee aus dem Gesicht und lächelte gequält. »Es ist so furchtbar kalt.«
      »Ja, diese verdammte Kälte!« knirschte Drummond.
      Father Kerrigan ging mit steifgefrorenen Gliedern herum und schlug sich die Arme um den Leib, um wieder warm zu werden und um seinen Kreislauf zu aktivieren. Dann sagte er: »So, nun will ich mal nach Kerim sehen.«
      Drummond hockte im Schutz des Felsvorsprungs vor dem Jungen, und Father Kerrigan kniete sich neben ihn. Vorsichtig pellten sie den Jungen aus den Decken. »Dem Himmel sei Dank, der Junge schläft.«
      »Es geht ihm doch gut, nicht wahr?« erkundigte sich Janet besorgt. »Hat er es auch warm genug?«
      »In diesem Kokon ist ihm wärmer als uns allen. « Der alte Mann lehnte sich an die Felswand. »Haben Sie den Inhalt meines Arztkoffers mitgenommen?«
      Janet nickte und zog sich den Gurt des Brotbeutels über den Kopf. Sie öffnete den Beutel und holte die Thermosflasche mit Tee heraus, den sie zum Frühstück gemacht hatte.
      »Was suchen Sie denn?«
      »Lassen Sie nur, ich finde es schon selbst.«
      Der alte Geistliche sah grau im Gesicht und ganz verfallen aus. Die Erschöpfung hatte scharfe Linien in sein Gesicht gezeichnet, die vorher noch nicht dagewesen waren.
      Nachdem er eine Weile in dem Brotbeutel herumgewühlt hatte, fand er das Gesuchte - ein kleines Fläschchen mit roten Kapseln. Er steckte ein paar davon in den Mund, und Janet goß ihm Tee in die einzige mitgebrachte Blechtasse.
      Father Kerrigan spülte die Kapseln mit einem Schluck Tee hinunter und lehnte sich aufseufzend zurück. Hamid fragte besorgt: »Fühlen Sie sich nicht wohl, Father? Was fehlt Ihnen denn?«
      Da sah ihn der alte Mann grinsend an. »Ich bin eben nicht mehr der Jüngste. Aber diese Kapseln haben ihre Wirkung auf mich noch nie verfehlt. Es wird mir gleich wieder bessergehen. Ich schaffe es schon. Iren sind unverwüstlich.«
      Die Teetasse machte die Runde. Als die Reihe an Drummond war, trank er dankbar den heißen Tee. Hamid zog Cheroots aus einer seiner Brusttaschen und reichte Drummond eine. Sie zündeten sie an, nachdem sie sich ein Stück von den anderen entfernt hatten. Sie blickten den Weg zurück, den sie gekommen waren.
      »Der alte Herr sieht aber gar nicht gut aus«, bemerkte Drummond traurig. »Wie lange brauchen wir wohl noch bis zum Kloster?«
      »So etwa drei Stunden«, erwiderte Hamid. »Das kommt ganz auf die Beschaffenheit des Weges an.«
      »Ich habe mir so meine Gedanken gemacht«, sagte Drummond. »Wer garantiert uns, daß dort überhaupt jemand ist, wenn wir das Kloster erreichen? Vielleicht ist es schon seit Jahren verlassen und völlig verfallen. Es gibt doch hier überall im Gebirge Klosterruinen, das muß dir doch auch bekannt

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