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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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an der Kette. Da ertönte irgendwo drinnen mit hohlem Klang eine Glocke, und sie warteten, bis sie wieder verklungen war.
      Nach einer Weile hörten sie Holzschuhe über den Steinboden klappern, dann ein metallisches Quietschen und Knirschen, als ein Riegel zurückgeschoben wurde. Die Tür öffnete sich, und sie sahen sich einem buddhistischen Mönch in einem verblichenen orangefarbenen Gewand gegenüber. Er schien nicht sonderbar überrascht. Er trat sofort vor, um Father Kerrigan die Hand zu reichen, als der alte Mann mühselig die Stufen erklomm. Drummond trug Kerim, bis Janet vom Pferd gestiegen war. Dann übergab er ihn ihr wieder, und sie folgten Father Kerrigan.
      Inzwischen war noch ein Mönch, ein jüngerer Mann, die Treppe heruntergekommen. Hamid fragte ihn: »Was geschieht mit den Pferden?«
      Wie schon der andere Mönch, so sagte auch dieser junge Mann kein Wort, gab ihnen aber zu verstehen, daß sie ihm folgen sollten, und als er sein Gewand hob und unter den Gürtel steckte, damit es nicht naß wurde, fiel Drummond auf, daß er mit bloßen Füßen durch den Schnee ging.
      Zu den rückwärtigen Klosteranlagen gehörte ein ummauerter Hof. Sie warteten an der Pforte. Nach einer Weile wurde sie von innen geöffnet. Sie gingen hinein. Sie fanden dort die üblichen Stallungen vor. Ein junger Novize übernahm die Pferde, und sie folgten dem anderen Mönch ins Kloster.
      Sie gingen durch einen schmalen, mit Steinplatten ausgelegten Gang und betraten am Ende dieses Ganges einen großen, spärlich möblierten Raum. Im Kamin brannte jedoch ein Feuer. Da saß Janet mit Kerim. Father Kerrigan dagegen saß auf einer Bank an einem großen Holztisch und unterhielt sich angeregt mit einem viel älteren Mönch, der einen orangefarbenen, kegelförmigen Hut mit Ohrenklappen trug. Sie unterhielten sich auf englisch.
      Father Kerrigan erhob sich, und der Mönch folgte seinem Beispiel. »Darf ich Ihnen Major Hamid und Mr. Drummond vorstellen?« sagte er. Und fuhr dann an Hamid und Drummond gewandt fort: »Und dies ist der Abt von Ladong Gompa. Ich habe ihm kurz von unserer unglückseligen Flucht berichtet. Anscheinend kommen hier im Sommer doch noch hin und wieder Pilger vorbei. Da haben wir wirklich Glück gehabt.«
      »Wir sind wohl auch so eine Art Pilger«, meinte Drummond. »Pilger der Hoffnung.«
      Der Abt lächelte. »Ich habe Father Kerrigan schon erklärt, daß die übrigen Mönche unseres Ordens hier oben unter strenger Schweigepflicht stehen. Bitte fassen Sie das nicht als Unhöflichkeit auf.«
      Er sprach fehlerfrei englisch, es klang jedoch etwas hölzern, und der Mönch sprach in dem ausdruckslosen Tonfall eines Menschen, der nicht oft Gelegenheit zum Sprechen hat.
      »Können wir eine Weile hierbleiben?« erkundigte sich Drummond.
      »Solange Sie wollen.«
      »Hat Ihnen Father Kerrigan auch erzählt, daß wir von kommunistischen Truppen verfolgt werden?«
      Der Abt nickte. »In dieser Höhe hört man jeden Laut weithin. Wir haben Sie schon kommen hören, als Sie noch dabei waren, das Hauptplateau zu überqueren. Wir werden also gewarnt sein. Ich werde Ihnen Essen bringen lassen und auch Decken. Ich würde Ihnen vorschlagen, daß Sie alle versuchen, etwas zu schlafen.«
      »Das ist die beste Idee seit langem«, sagte Drummond erschöpft.
      »Ich werde darum beten, daß Ihnen das Glück weiterhin hold ist.«
      Der Abt ging. Ein Mönch brachte ihnen warmes Essen, das in einem großen Kupferkessel dampfte. Ein anderer versorgte sie mit Decken. Drummond zog sich eine Decke über die Schultern, und Hamid breitete die Karte auf dem Tisch aus. »Wie gehen wir denn von hier aus weiter?«
      Hamid fuhr mit dem Finger ein anderes Tal entlang und folgte dem Pfad über einen Bergkamm und auf der anderen Seite des Berges wieder hinunter. »Von hier aus sind es nur noch etwa fünfzehn Meilen bis zur indischen Grenze.«
      Drummond betrachtete Father Kerrigan und Janet, die schon vor dem Kamin eingeschlafen waren. Kerim schlief zwischen ihnen.
      »Glaubst du, sie werden es schaffen?«
      »Sie müssen es schaffen. Es bleibt ihnen und uns gar nichts anderes übrig.«
      Er legte sich neben die anderen auf den Boden und zog sich die Decke über den Kopf. Drummond blieb am Tisch sitzen. Nach dem Sturm, der draußen tobte, war es hier drin herrlich ruhig und friedlich. Außer den regelmäßigen Atemzügen der Schlafenden war kein Laut zu hören. Nach einer Weile sank sein

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